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Lachen
15.08.2020
06.05.2022 15:34 Uhr

Paraplegiker kämpft für Behindertenlift

Carlo Valsecchi ist vom Brustkorb abwärts gelähmt, führt aber trotz Rollstuhl ein normales Leben. (Bild: Irene Lustenberger)
Carlo Valsecchi ist vom Brustkorb abwärts gelähmt, führt aber trotz Rollstuhl ein normales Leben. (Bild: Irene Lustenberger) Bild: Irene Lustenberger
Seit einer Leukämie-Erkrankung sitzt Carlo Valsecchi aus Siebnen im Rollstuhl. Der Sekundarlehrer will sich für Diversität in den Schulen einsetzen – und für einen Behindertenlift in der Badi Lachen.

Carlo Valsecchi ist 28 Jahre alt, zwei Meter gross und als Englischlehrer an der Sekundarstufe der Obersee Bilingual School in Pfäffikon tätig. Aufgewachsen in Wilen, wohnt er seit ein paar Monaten in Siebnen. Seine Mutter stammt aus den USA, weshalb der junge Mann fliessend Deutsch und Englisch spricht.

Bei dieser Körpergrösse und den amerikanischen Wurzeln erstaunt es nicht, dass Carlo Valsecchi Basketball-begeistert ist und den Sport selber ausgeübt hat. Davon zeugt auch ein Trikot des ehemaligen deutschen Basketballspielers Dirk Nowitzki, das in seiner Wohnung hängt. «Ich wollte Basketballprofi werden und ging mit 17 für ein Jahr nach Amerika», sagt Valsecchi. Doch das Schicksal hatte andere Pläne.

Zuerst Chemos, dann Knochenmarktransplantation

Im Sommer 2010 erkrankte der damals 18-jährige Schüler der Zurich International School an Leukämie. «Die Ärzte sagten, dass man dies mit drei starken Chemos behandeln könne», blickt er zurück. Doch ein paar Monate später kam die Krankheit zurück. Nun war eine Knochenmarktransplantation nötig. Nach einer Lungenentzündung fiel er Ende Dezember 2011 ins Koma.

Am 9. Januar 2012, einen Tag vor seinem 20. Geburtstag, erwachte Valsecchi – und konnte seine Beine nicht mehr bewegen. Seither ist der gebürtige Höfner vom Brustkorb abwärts gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Seine Überlebenschancen lagen bei drei bis vier Prozent. «Meine Familie und Kollegen sind mir sehr wichtig. Das war der Faktor, ums Überleben zu kämpfen», blickt Valsecchi zurück. Seinen Traum vom Basketball-Profi musste er aufgeben. Einen Plan B hatte er damals nicht.

Nach fünf Jahren noch immer kein Behindertenlift

Zwei Jahre lang arbeitete der zweisprachige Carlo Valsecchi als Assistenzlehrer an der Zurich International School in Wädenswil, die er selbst auch besucht hatte. Dann entschied er sich, selbst Lehrer zu werden und absolvierte die Pädagogische Hochschule. Der Siebner lässt sich durch den Rollstuhl nicht einschränken und führt ein Leben wie alle Gleichaltrigen. So treibt er nebst seinem 60%-Pensum als Lehrer viel Sport. «Einmal in der Woche spiele ich Rollstuhl-Badminton und ich bin oft mit dem Hand-Bike unterwegs.» Auf eines muss der 28-Jährige jedoch verzichten: auf das Baden im Oberen Zürichsee.

«Vor fünf Jahren war ich in der Badi Lachen. Da hat es zwar einen Behinderten-Parkplatz und ein -WC, aber keinen Behindertenlift», erklärt er. In diesem Sommer wollte er wieder in die Badi und musste feststellen, dass es immer noch keinen Behindertenlift gibt. «Wofür braucht es einen Parkplatz und ein WC, wenn man dann doch nicht baden gehen kann?», fragt Valsecchi. Die Gemeinde gibt als Gründe den kontaminierten Boden und die zu geringe Wassertiefe als Grund an.

Andere Orte am Zürichsee – Richterswil, Horgen, Oberrieden – hätten einen Lift gebaut. «Es kann doch nicht sein, dass man das im reichen Kanton Schwyz nicht hinbekommt.» Valsecchi findet, dass vielerorts die Empathie fehlt. Als weiteres Beispiel nennt er den nicht behindertengerechten Bahnhof Siebnen-Wangen. Auch die Suche nach einer eigenen, bezahlbaren Wohnung habe sich schwierig gestaltet, da oftmals das Badezimmer nicht behindertengerecht sei. 

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Irene Lustenberger, March24/Höfe24