Dem im Oktober eingereichten Postulat der SP-Kantonsräte Franz Camenzind (Einsiedeln) und Jonathan Prelicz (Goldau) wurde im Wesentlichen stattgegeben. Sie forderten den Regierungsrat dazu auf, zu prüfen, ob dem Kantonsrat eine Vorlage zu unterbreiten oder eine andere Massnahme zu treffen sei, damit in der Stundentafel im 9. Schuljahr die Anzahl Lektionen für die berufliche Orientierung erhöht werden können.
Berufswahl ist ein komplexer Prozess
Im Zuge der Sanierung der Kantonsfinanzen 2014-2017 wurde in der Volksschule nämlich die Lektionenzahl der beruflichen Orientierung gekürzt. In der 7. und 8. Klasse wurden jeweils zwei Lektionen unterrichtet. Im wichtigsten Schuljahr für die Berufswahl, dem 9., war es hingegen nur noch eine. Der Lehrplan 21 hält jedoch fest, dass es sich bei der Berufswahl um einen komplexen Prozess handle. Die berufliche Orientierung fördere bei den Jugendlichen die Auseinandersetzung mit sich selbst, der Arbeitswelt und sozialen sowie kulturellen Normen und Prägungen. Zusätzlich werde der Berufswahl-Prozess mit zunehmender Digitalisierung realitätsfern. Die Einblicke in Arbeitsorte würden sich immer mehr von der direkten Zugänglichkeit der Lebenswelt entfernen und die Pandemie habe es für viele Jugendliche verunmöglicht niederschwellig zu Praktika zu kommen. All das habe zur Verschärfung der Berufswahlsituation beigetragen.
Anträge zur Weiterentwicklung der Sekundarstufe
Der Regierungsrat erklärte, dass die verbindliche Lektionentafel der Volksschule vom Erziehungsrat, erlassen werde. Dieser stütze sich dabei auf das Volksschulgesetz. Jedoch war bereits 2019 ein Antrag der Schulpräsidien und Rektorate der Bezirke des Kantons Schwyz an den Erziehungsrat gelangt. Man verlangte, dass das 10. Schuljahr weiter entwickelt werden würde. Damals entschied sich der Erziehungsrat dafür, die Entwicklungsbereiche im letzten Schuljahr durch das Amt für Volksschulen und Sport (AVS) begutachten zu lassen. Die zu entwickelnden Bereiche würden in einem Projektauftrag zusammengefasst und von einer breit abgestützten Projektgruppe bearbeitet.
Ende 2019 forderten zudem drei Kantonsräte den Regierungsrat dazu auf, ein umfassendes Entwicklungsprogramm für die Sekundarstufe 1 und eine Planung, die die qualitative Entwicklung der Schulen in den Vordergrund stellt, darzulegen. Die Sekundarstufe 1 sei eine weichenstellende Stufe vor dem Berufseinstieg, weshalb das letzte Schuljahr genauer betrachtet werden sollte.
Projektauftrag wurde ausgeweitet
Fest steht, das Postulat der beiden Kantonsräte zur Erhöhung der Lektionentafel beinhaltete auch Elemente des Projektauftrags für die Weiterentwicklung des 10. Schuljahres. Deshalb wurde dieser ausgeweitet und die Projektgruppe des AVS wurde beauftragt, die Weiterentwicklung der gesamten Sekundarstufe 1 zu beleuchten. Die Themen Lektionentafel, Flexibilisierung und Profilbildung sollten dabei berücksichtigt werden.
Mehr berufliche Orientierung
Im Schlussbericht hält die Projektgruppe des AVS fest, dass die Lektionentafel anzupassen sei. In der Sekundarstufe 1 sollen also zukünftig 1-2 Lektionen für Lebenskunde (Berufliche Orientierung) und 2-3 Lektionen für das neue Fach Projektunterricht/Profilbildung zur Verfügung stehen. Dabei kann der Prozess der beruflichen Orientierung mit der Kombination von Lebenskunde und Projektunterricht/Profilbildung optimal gefördert werden. Gleichzeitig wird der wichtige Bereich der überfachlichen Kompetenzen praktisch angewendet. Der Regierungsrat sieht damit die Forderungen der Postulanten im Wesentlichen erfüllt und beantragt, das Postulat nicht erheblich zu erklären und als erledigt abzuschreiben.