Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin

Drei Zentralschweizer Autorinnen ausgezeichnet

Vielleicht gibt es die Werkbeiträge der drei Autorinnen bald in Buchform zu lesen?
Vielleicht gibt es die Werkbeiträge der drei Autorinnen bald in Buchform zu lesen? Bild: pixabay.com
Die fünfköpfige Jury der Zentralschweizer Literaturförderung zeichnet drei der 50 anonym eingegangenen Texte aus. Die Gewinnerinnen sind die Luzernerinnen Alice Schmid und Anja Nora Schulthess sowie die Nidwaldnerin Claudia Joller. Die Ausschreibung findet alle zwei Jahre unter der Schirmherrschaft von sechs Zentralschweizer Kantonen statt.

Der Text von Alice Schmid ( geb. 1951, wohnhaft in Romoos) erzählt von der Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses, das sich poetisch in seinem Titel «Die hängende Säge» umgesetzt findet. Überzeugt hat die wohlüberlegte Bauart, dank der sich kurze Rückblenden organisch einbetten, wesentliche Fakten unangestrengt miterzählt werden und gleichzeitig das Geheimnis bewahrt bleibt: Der Dialog mit der Leserin oder dem Leser kann stattfinden. Im Ton eigen und frisch, breitet sich eine atmosphärische Erzählung aus, die inhaltlich Substanz vorweist und mit schönen, starken Bildern besticht. Ein äusserst vielversprechender Textauszug, der die Jury berührt und beindruckt hat, den sie mit ganzer Freude mit einem Werkbeitrag auszeichnet und sehr gern bald in voller Länge in Buchform lesen würde. Die Autorin erhält einen Werkbeitrag von 25 000 Franken.

Alice Schmid Bild: zvg

Der Ausschnitt aus dem Romanprojekt mit dem Arbeitstitel «Rückzug» von Anja Nora Schulthess (geb. 1988, wohnhaft in Luzern) erzählt die Geschichte des Liebespaares Ada und K. Die beiden besuchen in ihren ersten gemeinsamen Ferien eine Freundin von K. in einem abgelegenen Bergdorf. Die Geschichte mit kurzen Rückblenden wird konsequent aus Sicht der etwa 30jährigen Ada erzählt. Der Jury gefällt der ironisch-witzige Tonfall des Textes, den man als Gesellschaftsroman aber auch als moderne Liebesgeschichte lesen kann. Das Paar, die beiden kennen sich erst seit kurzer Zeit, weiss nicht so recht, ob es überhaupt ein Liebespaar sein will. Damit beschreibt die Autorin das Lebensgefühl von urbanen jungen Erwachsenen, die alles in Zweifel ziehen und sich nicht festlegen wollen. Umwerfend sind die Szenen, in denen sich das Paar – hauptsächlich durch Sex – kennenlernt und missversteht. Das ist witzig und erfrischend, weil der Ton auch in intimsten Momenten unromantisch pragmatisch bleibt. Die Figuren sind einfallsreich gezeichnet. Überzeugt hat die Jury vor allem die Psychologie der Erzählerin Ada. Mit schonungsloser, sarkastischer Strenge blickt sie auf ihr Leben und die Beziehung zu K. Obwohl sie dabei viel von sich preisgibt, bleibt sie als Erzählerin geheimnisvoll. Die Jury attestiert dem Text hohe sprachliche Qualität. Das zeigt sich an einfallsreichen Bildern und Metaphern sowie den Dialogen. In letzteren beweist die Autorin einen starken Sinn für Komik. Sie erhält einen Werkbeitrag von 15 000 Franken.

Anja Nora Schulthess Bild: zvg

In ihrem Romanmanuskript «Corona-Winter» beschreibt Claudia Joller (geb. 1971, wohnhaft in Urnäsch/früher Stans) den Weg der siebzehnjährigen Anna aus ihrer Familie ins Erwachsenleben. Anna, deren Bruder an Drogen gestorben ist, flüchtet vor der dementen Mutter und einem unzugänglichen Vater mit ihrem Lieblingshasen über die Grenze nach Deutschland. In einem Hotel im Schwarzwald lernt sie Frank, einen Nachfahren von Naziopfern, kennen und verliebt sich in ihn. Das Manuskript zeichnet sich durch eine leichtfüssige, auch witzige Erzählweise aus, die den Ton von Annas Trauer über all ihre Verluste immer wieder durchscheinen lässt.Die Autorin erhält einen Werkbeitrag von 10 000 Franken.

Claudia Joller Bild: zvg

Die verantworltiche Jury

Die Jury der Zentralschweizer Literaturförderung 2021/2022 stand unter der Leitung von Judith Kaufmann (Verlegerin). Ihr gehörten ausserdem Martin R. Dean (Autor), Daniela Koch (Verlegerin), Hanspeter Müller-Drossaart (Autor/Schauspieler) sowie Esther Schneider (Literatur-Journalistin) an.

Redaktion March 24 und Höfe 24