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Pfäffikon
26.01.2022

Schwyz testet als erster Kanton ein Kommunalfahrzeug mit Elektroantrieb

Sie freuen sich auf den Einsatz im neuen Kommunalfahrzeug mit Elektroantrieb (v. l.): Urs Ziltener (stv. Leiter Abteilung Betrieb), seine Männer Markus Züger, Werner Schatt und Bruno Abegg (in orange), Röbi Stössel (Verkäufer Viktor Meili AG), André Rüegsegger (Vorsteher Baudepartement) sowie Manuel Meili (Chef Viktor Meili AG).
Sie freuen sich auf den Einsatz im neuen Kommunalfahrzeug mit Elektroantrieb (v. l.): Urs Ziltener (stv. Leiter Abteilung Betrieb), seine Männer Markus Züger, Werner Schatt und Bruno Abegg (in orange), Röbi Stössel (Verkäufer Viktor Meili AG), André Rüegsegger (Vorsteher Baudepartement) sowie Manuel Meili (Chef Viktor Meili AG). Bild: Andreas Knobel
Die Firma Viktor Meili AG aus Schübelbach durfte mit dem BEAT.e erstmals ein Elektro-Kommunalfahrzeug an einen Kanton übergeben – natürlich dem Kanton Schwyz. Werden die Erwartungen erfüllt, dürfte der Elektroantrieb in diesem Bereich Standard werden.

Schwyz hat sein Taschenmesser, es ist einzigartig und unverwechselbar. Und genau dies trifft auch auf das Kommunalfahrzeug mit Elektroantrieb der Firma Viktor Meili AG in Schübelbach zu. Es ist ein Alleskönner und erst noch ökologisch. So erstaunt es nicht, dass das kantonale Tiefbauamt dieses «fahrende und arbeitende Sackmesser» für den Strassenunterhalt beschafft hat. Gestern wurde es nun am Werkhof in Pfäffikon – wo es vorwiegend stationiert bleibt – von Manuel Meili, Chef der Viktor Meili AG, offiziell an Regierungsrat André Rüegsegger, Vorsteher des Baudepartements, übergeben.

Politik spielt im Hintergrund mit

Ganz so selbstverständlich schien dies lange Zeit nicht. Wiederholt musste sich Manuel Meili auf politischer und publizistischer Ebene dafür einsetzen, dass er gleich lange Spiesse bei den Offerten einsetzen darf. Der Grund war die Gesetzgebung rund um die Submission, die dem Preis so grosses Gewicht beimisst, dass einheimische Produzenten wegen der hohen Schweizer Lohnkosten und weiterer Vorschriften gar keine reellen Chancen hatten, den Vorzug zu erhalten (wir berichteten mehrmals). So kam es vor, dass Bund, Kanton und Gemeinden nicht auf einheimische Güter zurückgriffen, sondern sich im billigeren Ausland bedienten – manch skurrile Beschaffungen kamen so ans Tageslicht. Die politischen Vorstösse zu diesem Thema sind in zwei Wochen im Schwyzer Kantonsrat traktandiert. Dann wird man sehen, wie wichtig der Politik das einheimische Schaffen wirklich ist.

Ohne Konkurrenz

Im Falle dieses elektrischen Kommunalfahrzeugs spiele dies allerdings keine Rolle, versicherten Manuel Meili und André Rüegsegger gestern übereinstimmend. Denn dieser BEAT.e, wie er genannt wird, hatte keine Konkurrenz zu befürchten, weil es sie gar nicht gebe. Ein E-Kommunalfahrzeug, das all die ausgeschriebenen Anforderungen erfülle, sei auf dem Markt nicht erhältlich. Immerhin wird es während einer zweijährigen Testphase für Strassenarbeiten, Transporte, Schneeräumen und Salzen eingesetzt. Erfahrungswerte sollen insbesondere in den Bereichen Leistungsfähigkeit des elektrischen Antriebs auch bei ungünstigen äusseren Einflüssen, Zuverlässigkeit, Lademöglichkeiten, Betriebskosten und Alltagstauglichkeit gesammelt werden, wie das Baudepartement in einer Medienmitteilung schreibt. Dafür sei gar ein Datenlogger eingebaut worden, ergänzt Manuel Meili.

Ein «Alleskönner»

Dass sein «Alleskönner» all diese Vorgaben erfüllen wird, daran zweifelt Manuel Meili keine Sekunde. «Hervorragende Performance, dauerhafte Robustheit und praktikable Flexibilität hat er schon bei den Tests bewiesen», heisst es seinerseits in der Presseinformation der Viktor Meili AG. Der BEAT.e sei konstruiert worden, um ganzjährig im Einsatz zu sein, im Winter wie im Sommer, bei Regen, Sturm und Schnee. Das Kraftpaket habe eine Nutzlast von 2,8 Tonnen und der Elektromotor leiste bis zu 120 Kilowatt. Damit schafft er eine Kilometerleistung von bis zu 200 Kilometern, acht Betriebsstunden seien möglich. Das reiche für den täglichen Einsatz aus, mit Schnellladungen könnten auch Sondereinsätze bewältigt werden. Ein cleveres Energie-Rückgewinnungssystem mache den BEAT.e schliesslich kraftmässig zur vollwertigen Elektro-Alternative und bringe Leistungsdaten, die mit den anderen Meili-Fahrzeugen vergleichbar seien. Und schliesslich sei noch der Wendekreis von 6,5 Metern zu erwähnen, der ein müheloses Navigieren auf engen Strassen ermögliche.

Scheut Vergleich mit Diesel-Fahrzeugen nicht

Dieses Elektro-Kommunalfahrzeug, das nun erstmals von einem Kanton eingesetzt wird, muss den Vergleich mit herkömmlichen Diesel-Fahrzeugen nicht scheuen. Manuel Meili muss es wissen: Er sei jetzt 51 Jahre alt und seit 46 Jahren im Betrieb dabei – er habe also zweifellos Diesel im Blut. Nur, die Frage, ob und wann Diesel- durch Elektro- Fahrzeuge abgelöst würden, stelle
sich gar nicht mehr. Meili: «Der Zeitpunkt ist jetzt!»

Mehrpreis wird wieder reingeholt

Dass dies alles noch seinen Preis hat, liegt auf der Hand. Gut 317 000 Franken kostet der BEAT.e den Kanton. Die Mehrkosten würden aber durch die tieferen Unterhalts- und Betriebskosten im Laufe der Jahre wieder reingeholt. Davon ist Manuel Meili überzeugt, und auch André Rüegsegger ist guten Mutes, dass diese Rechnung aufgeht.

Bewährungsprobe

Fallen diese Erfahrungen positiv aus, ziehe der Kanton Schwyz die Anschaffung weiterer Kommunalfahrzeuge mit Elektroantrieb in Betracht, versichert André Rüegsegger. Der Kanton wolle damit auch eine gewisse Vorbildfunktion ausüben. Und natürlich zeige sich der Kanton Schwyz gleichzeitig erfreut über die Innovationskraft seiner lokalen Wirtschaft. Für die Firma Meili ihrerseits dient diese erstmalige Verwendung als Referenz, es würden bestimmt viele Nachfragen von Interessenten folgen, so Meili.

Und noch in einem sind sich André Rüegsegger und Manuel Meili einig: «Hoffentlich schneit es nochmals zünftig, damit sich der BEAT.e gleich so richtig beweisen kann …»

Andreas Knobel, Redaktion March 24 und Höfe 24