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04.03.2023
28.02.2023 18:38 Uhr

Mobbing und Terror am Arbeitsplatz – 8 Tipps

Hilflos, verletzlich, ängstlich und gekränkt durch Mobbing. Diese Gefühle erleben Tag für Tag viele Menschen in der Schweiz.
Hilflos, verletzlich, ängstlich und gekränkt durch Mobbing. Diese Gefühle erleben Tag für Tag viele Menschen in der Schweiz. Bild: Nathalie Homberger, Schaffhausen24
Toleranz und Respekt nehmen in den deutschsprachigen Ländern ab, Mobbing und Cybermobbing zu. Zusehends betroffen ist die ältere Generation, oft an der Arbeitsstelle.

Mobbing und Cybermobbing greifen um sich. Betroffen sind auch immer öfter die nicht mehr ganz Jungen. 38,7 Prozent von in der Deutschschweiz befragten Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren waren schon mindestens einmal Opfer von Mobbing-Attacken. Tatort ist in vielen Fällen das Arbeitsumfeld, wie eine Studie zeigt.

Gegenüber 2018 stieg die Zahl der Cybermobbing-Opfer – also jener Menschen, die virtuell beziehungsweise im Internet belästigt wurden – in der Deutschschweiz um 10,6 Prozent, wie die am Donnerstag veröffentlichte Studie «Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen» vom deutschen Bündnis gegen Cybermobbing nachweist.

Alarmierend sind die Zahlen bei jüngeren Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, bei der «Generation Smartphone», die im Arbeitsleben angekommen ist. Hier zeigen sich besonders hohe Werte bei Mobbing (50 Prozent) und von Cybermobbing (21 Prozent).

Hauptopfer: Frauen und Jüngere

Ganz besonders häufig von Übergriffen betroffen sind Frauen und jüngere Menschen: 38 Prozent der befragten Frauen gaben an, schon einmal Ziel von Mobbing gewesen zu sein. Bei ihnen besteht laut den Ergebnissen der Studie ein 1,4-mal höheres Mobbing-Risiko als bei Männern.

Die oftmals schweren Folgen können sich auf die körperliche wie auch die psychische Gesundheit der Opfer sowie auf ihr privates und berufliches Umfeld erstrecken. Und sie können im äussersten Falle zu einer existenziellen Notlage führen. 50 Prozent der von Mobbing und Cybermobbing Betroffenen klagen über Persönlichkeitsveränderungen und Depressionen.

Neid und eine auffällige Erscheinung sind die häufigsten Ursachen für Mobbing und Cybermobbing im Arbeitsumfeld. Fast jede dritte Täterin oder jeder dritte Täter gibt an, «aus Ärger mit der Person» gehandelt zu haben oder weil «andere das auch machen». Vorgesetzte sind in über der Hälfte der Mobbing-Fälle am Arbeitsplatz als Täter oder Mittäterin beteiligt.

Hohe wirtschaftliche Kosten

Mobbing und Cybermobbing haben aber auch wirtschaftliche Auswirkungen: Davon Betroffene weisen jährlich fünf Krankheitstage mehr auf als nicht betroffene Beschäftigte, und Betroffene streben laut Studie doppelt so oft einen Wechsel des Arbeitgebers an als Nichtopfer.

Die mit Mobbing-Vorfällen direkt verbundenen Krankheitsfolgekosten für Unternehmen in der Schweiz stiegen gegenüber 2018 und belaufen sich neu auf rund 1,2 Milliarden Franken.

Die Umfrage wurde vom 2. bis 11. August durchgeführt. Für die Studie wurden 4000 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt – 1'000 in der deutschsprachigen Schweiz, 1'000 in Österreich und 2'000 in Deutschland.

8 Tipps, wie du dich bei Mobbing am Arbeitsplatz souverän aus der Opferrolle herausboxt

1. Nicht einfach ignorieren

 Es nützt nichts, Anspielungen zu überhören, Anfeindungen zu übersehen oder sich einfach wegzuducken. Wer von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen ist, sollte bereits beim ersten Funken einschreiten und den Angreifer unter vier Augen zur Rede stellen. Zum Beispiel könnte man sagen: «Ich habe gehört, du erzählst über mich... Welchen Zweck verfolgst du damit?» Dieses offensive Vorgehen zeigt: Das Gegenüber ist kein leichtes Opfer und weiss sich zu wehren.

2. Versöhnlich bleiben

Der Betroffene sollte den Angreifer in seine Schranken weisen, es aber damit auch gut sein lassen und ihn danach wie jeden anderen Kollegen behandeln. Versöhnlichkeit entzieht der Aggression des Angreifers die Nahrung. Dagegen würde feindliches Verhalten eher zu neuen Attacken anstacheln. 

3. Verbündete suchen

Opfer von Mobbing am Arbeitsplatz tun gut daran, sich Verbündete zu suchen. Ratsam ist es, Kollegen des Vertrauens einzubeziehen und ihnen zu schildern, was genau passiert ist. Achtung: Bloss nicht in Jammermonologe voller Selbstmitleid abgleiten. Stattdessen ist es besser, konkrete Wünsche zu formulieren und zuvor zu hinterfragen: In welchen Situationen können die Kollegen unterstützen? Wenn der Angreifer merkt, dass das vermeintliche Opfer nicht alleinsteht, gibt er sein Treiben oft auf.

4. Den Chef ansprechen

Wenn das Feuer sich dennoch auszubreiten droht, sollten Betroffene ihren Vorgesetzten ins Vertrauen ziehen. Auch hier gilt: Nicht so sehr von den Seelenqualen reden, sondern davon, wie das Mobbing die Arbeit behindert. Eine Aussprache zwischen dem Mitarbeiter und dem mobbenden Kollegen, die der Chef moderiert, kann das Feuer eindämmen.

5. Privatleben pflegen

Wenn das Mobbingfeuer immer mehr um sich greift, sollten gemobbte Arbeitnehmer Kraft in ihrer Freizeit tanken. Dazu suchen sie sich am besten Menschen, mit denen sie über ihre Situation sprechen können. Auch Zeit für Hobbys ist wichtig. Sport hilft, Stress abzubauen und das eigene körperliche und seelische Gleichgewicht zu verteidigen.

6. Ein Mobbing-Tagebuch anlegen 

Wer unter Mobbing am Arbeitsplatz leidet, sollte alle Vorfälle in einem Mobbing-Tagebuch festhalten und genau schildern, was vorgefallen ist. Eine solche Dokumentation kann später vor dem Arbeitsgericht unterstützen und ist zugleich eine gute Grundlage, um über die Erlebnisse zu sprechen – im privaten Rahmen oder mit einem Psychologen. Therapeutische Hilfe kann bei Mobbing am Arbeitsplatz eine wertvolle Stütze sein.

7. Handlungsfähig bleiben

Stress entsteht durch das Gefühl, einer Situation ausgeliefert zu sein. Daher sollten Betroffene von Mobbing am Arbeitsplatz alles tun, um sich Alternativen zu schaffen. Zum Beispiel, indem sie sich intern oder extern neu bewerben. Oder sie entwickeln Pläne für eine Selbstständigkeit. Über diese Drehleitern können gemobbte Mitarbeiter das brennende Haus zur Not verlassen.

8. Beobachten und evaluieren

Betroffene sollten bis zuletzt darauf achten, ob sich die mobbenden Kollegen nicht von sich aus bessern. Auch Mobben wird langweilig! 

sda