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Land unter am Fischmarktplatz

Alles, was aktuell auf dem Rapperswiler Fischmarktplatz blau eingefärbt ist, zeigt den Stand des damaligen Seeufers an.
Alles, was aktuell auf dem Rapperswiler Fischmarktplatz blau eingefärbt ist, zeigt den Stand des damaligen Seeufers an. Bild: zvg
Auf die sommerlichen Hochwasser folgen herbstliche Wassermassen: Das Kultur- und Vermittlungsprojekt «Wasser-Raum» in der Rapperswiler Altstadt widmet sich dem nassen Element.

Beinahe wäre er in diesem Sommer überschwemmt worden: der Fischmarktplatz in Rapperswil. Seit dem 2. September bis Ende Oktober hält nun tatsächlich der See Einzug. Er holt sich zurück, was ihm 1837 geraubt wurde. Damals schüttete man in Rapperswil den befestigten inneren Hafen auf. Wo früher Wasser war, ist seither Land. Jetzt wird eine begehbare Kunstinstallation blau markieren und sichtbar machen, was dem Zürichsee abhanden kam. Die Bedeutung des Sees für die Stadt und ihre Entwicklung, die Bedeutung von Wasser für Mensch und Umwelt, dafür sollen Einheimische und Besucher sensibilisiert werden.

Wachsende Zusammenarbeit

Verantwortlich für das Kunstwerk und das gesamte Projekt mit dem Titel «Wasser-Raum» sind die Künstlerin Flora Frommelt und der Kulturschaffende Kevin Mikes. Beide sind in Rapperswil-Jona aufgewachsen und in diversen Funktionen in den städtischen Kulturbetrieb involviert. Die Idee für ihr Kunstwerk und eine Begleitausstellung reichten sie als Bewerbung auf die öffentliche Ausschreibung zur Bespielung des Visitor Centers samt Fischmarktplatz ein und erhielten den Zuschlag. «Dann entwickelten wir das Projekt in Zusammenarbeit mit der Stadt weiter, bis es ein Festival mit zahlreichen Beteiligten und gegen 30 Veranstaltungen in der ganzen Altstadt und darüber hinaus war», erzählt Frommelt.

Steigender Projektpegel

Während zwei Monaten finden Ausstellungen, Konzerte, geführte Spaziergänge, Workshops und Vorträge zu den Themen Wasser, Nachhaltigkeit und Geschichte statt. Sie richten sich an Tagesbesucher und Schulklassen. Im Visitor Center wird eine Ausstellung Wasser als Ressource, den Zürichsee sowie den Fischmarktplatz und seine historische Entwicklung beleuchten. Ergänzt wird sie durch wechselnde Beiträge von dreimal drei Künstlerinnen und Künstlern aus den Seeanrainer- Kantonen Schwyz, St. Gallen und Zürich. Allen gemein ist, dass sie sich in ihren Werken mit dem kostbaren Nass befassen.

Die Vermischung von kulturellen und wissenschaftlichen Beiträgen ist explizit beabsichtigt. «Leute, die sich für historische Fotos oder Nachhaltigkeitsfragen interessieren, kommen mit Kunst in Berührung und umgekehrt», erklärt Frommelt. Der steigende Pegel des «Wasser-Raums», welcher ursprünglich als ortsbezogene Intervention geplant war, hat bald weitere Projekte bewässert. So hat die «Kulturnacht» sich mit «Seen’sucht» ihr diesjähriges Motto gewählt. Das Kunst(Zeug)Haus widmet sich ein Jahr lang dem Thema «Wasser in der Sammlung Bosshard». Und das Stadt-Museum hat eine eigene App entwickelt, die in Rapperswiler Wasserwelten eintauchen lässt.

Wässrige Erkundungstouren

Raum für Wasser – Wasser für Raum. So lautet der Leitgedanke. «Die Entwicklung von Stadt und Region wurde vom Wasser begünstigt und geprägt», weiss Mikes. «Jetzt wollen wir dem Wasser an Land Platz einräumen und zeigen, dass Themen wie Wasserversorgung, Renaturierung und Revitalisierung in der öffentlichen Wahrnehmung einen hohen Stellenwert verdienen.

Seit Donnerstag lädt der «Wasser-Raum» in Rapperswil-Jona zu wässrigen Erkundungstouren und kulturellen Anlässen. Das vielseitige und spannende Programm findet sich auf der Website des Projekts unter www. wasser-raum.ch.

Den komplettesten Eindruck erhalte man übrigens an Regentagen, wenn das Wasser auch von oben komme, meint Mikes schmunzelnd.

Frédéric Zwicker, Verein Wasser-Raum