Hand aufs Herz: Wie oft betreten Sie noch eine Bankfiliale? Eben! Am Sommermediengespräch der Bank Linth gestern auf dem Motorschiff J. J. Rousseau auf dem Obersee standen denn auch weniger die erfreulichen Zahlen des ersten Halbjahres 2021 im Mittelpunkt.
Viel eher gab der Strategiewechsel von der Schalterbank zur Beraterbank zu reden. Wer heute nämlich spontan in eine Bank-Linth-Filiale will, steht zum Beispiel in Pfäffikon, Altendorf und Siebnen vor verschlossenen Türen. Es muss erst ein Termin vereinbart werden.
Kleinere Filialen auf Abruf
Die Zahlen und die Zeiten geben den Verantwortlichen um CEO David Sarasin bestimmt recht. Geld abheben, Einzahlungen tätigen oder Fremdwährungen kaufen haben sich weitgehend überlebt. Alles lässt sich entweder über E-Banking oder an den Automaten im Kundencenter viel effizienter erledigen.
Für persönliche Bankgeschäfte wie Hypothekenverlängerungen machte man schon zuvor einen Termin ab. Und Corona hat all diese Tendenzen noch erheblich verstärkt.
Die Reaktionen auf diesen recht kurzfristig und schnell umgesetzten Strategiewechsel seien unterschiedlich gewesen, erzählt Sarasin. In den Stammlanden der Bank Linth, also rund um den Oberen Zürichsee, habe es jedoch schon einige kritische Stimmen gegeben, räumt der CEO ein.
Den Vorwurf, sie seien gar keine Regionalbank mehr, lässt er jedoch nicht auf sich sitzen. Die Filialen seien alle noch voll aktiv. Zudem hätten sie das Beratungscenter, das sich vor allem in Uznach befindet, deutlich ausgebaut. Mit dem Wechsel von der Schalterbank zur Beraterbank hätten sie sich also einfach den Kundenbedürfnissen angepasst.
Ausblick aufs zweite Halbjahr optimistisch
Bleibt noch die Frage, ob man sich bei der heutigen Strategie nicht die aufwendige Sanierung aller Filialen, die zwischen 2015 und Februar 2021 (Stäfa) vorgenommen wurden, hätte sparen können? Nein, stellt CEO Sarasin klar, man hätte sie sowieso erneuern oder dann gleich schliessen müssen.
Der Erfolg dieser Massnahmen drücke sich nicht zuletzt in den aktuellen Halbjahreszahlen aus. Und diese zeigen sich fast ausnahmslos erfreulich, wie Luc Schuurmans als stellvertretender CEO und Leiter Kunden sowie Finanzchef Martin Kaindl ausführten.
Das erste Halbjahr 2021 schliesst nämlich mit einem Gewinn von 14,1 Mio. Fr. und übertrifft damit jenen der Vorjahresperiode um gut 10 %.
So erstaunt es nicht, dass der Ausblick aufs zweite Halbjahr optimistisch ausfällt. Sarasin: «Ich gehe in den kommenden Monaten von einem gesunden weiteren Wachstum unseres Geschäftsaus.»