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Feusisberg
06.07.2021
07.07.2021 08:16 Uhr

Maja Brunner ist 70 Jahre alt

Maja Brunner feiert heute ihren 70. Geburtstag: «Es tönt zwar unglaublich banal, aber mein grösster Wunsch ist Gesundheit.»
Maja Brunner feiert heute ihren 70. Geburtstag: «Es tönt zwar unglaublich banal, aber mein grösster Wunsch ist Gesundheit.» Bild: zvg
Aus dem schüchternen Mädchen ist eine starke und unabhängige Frau geworden. Die gebürtige Küsnachterin, die seit 30 Jahren in Schindellegi wohnt, feiert am 6. Juli ihren 70. Geburtstag. Ihren Durchbruch schaffte die ehemalige Sekretärin 1987, als sie mit «Das chunnt eus spanisch vor» den «Grand Prix der Volksmusik» gewann.

mit Maja Brunner
sprach Irene Lustenberger

Sie werden heute 70 Jahre alt. Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

Ich feiere gestaffelt. Heute habe ich den engsten Kreis zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Am 8. sind meine Schauspielkollegen mit ihren Partnern hier – Viola Tami, Fabienne Louves, Philippe Roussel. Wir treffen uns alle sechs Wochen bei jemandem zu Hause, so verliert man den Kontakt nicht. Am 11. Juli feiere ich mit der Familie. Im August sind dann nochmals ein paar Freunde hier.

Eigentlich würden Sie heute auf der Bühne stehen, oder?

Ja genau. Heute wäre die Dernière von «Stägeli uf, Stägeli ab» gewesen. Erich Vock wollte das Stück mir zu Ehren aufführen. Aber wie so vieles andere ist leider auch das ins Wasser gefallen. Es wird nun 2023 eine Wiederauflage von «Stägeli uf, Stägeli ab» geben. 

Inwiefern waren Sie von der Corona-Pandemie betroffen?

Wohl wie alle anderen Künstler. Am 2. März 2020 stand ich das letzte Mal auf der Bühne des Bernhard-Theaters. Seither lief nichts mehr. Damals wusste natürlich noch niemand, dass es so lange dauern würde. Im August hatte ich einen Auftritt, danach wurde wieder alles abgesagt. Anfragen gab es gar keine mehr. Auch jetzt kommen diese nur zögerlich, da niemand weiss, ob die Anlässe im Herbst/Winter dann auch wirklich stattfinden können. 

Unter anderem musste auch der Lachner Wiehnachts-Zauber abgesagt werden. Wie war das für Sie?

Es war alles bereit, und wir hofften bis zuletzt, dass wir den Wiehnachts-Zauber durchführen können. Wir haben bis zum letzten Tag mit der Absage gewartet. Es ist uns wirklich schwer gefallen. Zum Glück konnten wir alle Künstler wieder engagieren, und so bringen wir das geplante Programm auf die Bühne. 

Haben Ihnen die Auftritte gefehlt, oder waren Sie froh, mal Zeit für sich zu haben? 

Natürlich haben mir die Auftritte und die Resonanz des Publikums gefehlt, aber ich habe das Jahr nicht nur als negativ empfunden. Ich konnte zum ersten Mal seit Jahren ohne Druck in den Tag hinein leben. Wenn man im Berufsleben steht, ist man unter Leistungsdruck. Auf der Bühne ist dieser Druck noch etwas stärker. Wenn man einen Auftritt «verhaut», hat das relativ schnell Konsequenzen. Und man muss auch dem optischen Druck standhalten. Deshalb habe ich es genossen, nicht immer perfekt unterwegs sein zu müssen. Inzwischen hatte ich aber genug Freizeit und bin froh, wieder etwas Druck zu haben. Ich freue mich auf alles, was kommt. Für dieses und nächstes Jahr ist einiges geplant. Und vielleicht sehne ich mich dann an die ruhige Zeit im 2020 zurück (lacht). 

Was haben Sie in den vergangenen Monaten gemacht?  

Gefaulenzt. Ich habe viel gelesen und Fernsehen geschaut. Zudem war ich viel mit den Kindern meiner Nichte und meiner Freunde unterwegs. Und so weit es möglich war, habe ich Zeit mit meinen Freunden verbracht. Vor allem die Berufskollegen hatten so viel Zeit wie nie, das habe ich sehr genossen. Gross die Welt aus den Angeln gehoben habe ich in den letzten anderthalb Jahren nicht. Aber ich bin ja eigentlich pensioniert … 

Sie sehen nicht aus wie 70. Was machen Sie für Ihr Aussehen?

Ich schaue auf die Ernährung und pflege mich. Aber ich glaube, es hat mit den Genen zu tun. Meine Eltern sind mit 83 und 86 gestorben und waren jugendliche Menschen. Mit 70 ist man nicht mehr jung, aber man kann ein jugendlicher Mensch sein. Und ich glaube, das bin ich. Das hat auch viel mit der Einstellung zum Leben zu tun. Ich lebe gerne und sehe immer das halbvolle Glas, auch wenn es fast leer ist. 

Den Druck, jünger aussehen zu müssen, um mit Ihren jüngeren Kolleginnen mithalten zu können, verspüren Sie also nicht?

(schüttelt vehement den Kopf) Nein, überhaupt nicht. Das wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Was nützt es mir, mit jungen Frauen in Konkurrenz zu gehen? Es gibt ja genug ältere Frauen, die unbedingt jünger aussehen
wollen, weil sie Angst haben, den Partner oder das Image zu verlieren. Aber wenn ein Mann eine jüngere Frau will, dann will er eine Jüngere und nicht eine operierte Ältere.

Die 14-jährige Maja mit ihren Eltern Alice und Ernst Brunner sowie Bruder Carlo. Bild: zvg

In den letzten Jahren sah man Sie vermehrt auf den Theaterbühnen. Dort spielen Sie oft die Rolle eines «Rääfs». Gefallen Ihnen diese Rollen?

Ja. Das Irmeli in der «Niederdorfoper» ist eine liebe Person, aber ansonsten bin ich immer die Resolute. Diese Rollen sind interessanter zu spielen als das liebe Schätzeli. Im «Schwarzen Hecht» habe ich eine böse Frau gespielt, und das ist nicht dasselbe wie eine toughe, resolute Frau. In «Stägeli uf, Stägeli ab» bin ich eine resolute Frau, und die spiele ich gerne. Die böse Frau habe ich nicht so gerne gespielt, auch wenn mir ein Schauspielkollege ein grosses Kompliment ausgesprochen hat. Aber ich bin ehrlich: Heute würde ich diese Rolle nicht mehr spielen, weil sie mich angegriffen hat. 

Als Sie 60 wurden, wollten Sie sich einen Hund zulegen. Was ist daraus geworden?

Ich hatte den Welpen fünf Wochen bei mir und ihn dann der Züchterin zurückgegeben. Unter anderem hatte ich niemanden, der auf den Hund aufpassen konnte. Zudem wohne ich im fünften Stock und konnte ihn nicht einfach nach draussen lassen. Ich war wohl einfach noch nicht reif für einen Hund (lacht). Viele glauben aber, dass man einsam ist, wenn man alleine lebt, und deshalb ein Gspändli haben muss. Aber erstens fühle ich mich nicht einsam, und zweitens wäre es sehr egoistisch dem Tier gegenüber, nur aus diesem Grund einen Hund zu haben.

Einen Hund zum Kuscheln und Umsorgen gibt es also nicht. Nimmt jemand anderes diese Rolle ein?

Nein, ich bin seit 13 Jahren Single, und aller Wahrscheinlichkeit nach bleibe ich das auch. Ich suche nicht und weiss auch nicht, ob ich mich finden lassen will. Ich bin zufrieden, so wie es ist, und fühle mich wohl hier. Sollte mir zufälligerweise in der Migros der Mann begegnen, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, dann passiert es. Und sonst ist es auch gut.

Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie bereuen oder heute anders machen würden?

Bereuen tue ich nichts, sonst wäre ich nicht das, was ich heute bin. Ich habe viele Fehler gemacht, aber ich habe auch vieles richtig gemacht. Mit dem Wissen von heute würde ich aber wohl einiges ruhiger nehmen. In meinen jungen Jahren war ich sehr direkt. Das bin ich zwar heute noch, aber etwas diplomatischer.

Sie machen sich selbst ein spezielles Geschenk zum 70.: eine neue CD. Was gibt es darüber zu erzählen?

Mein Bruder Carlo hat in den 90er-Jahren die CD «Saxi-Träumereien» veröffentlicht. Diese Instrumental-Stücke gefallen mir so gut, dass ich diese gerne gesungen hätte. Unter anderem «Wiehnacht z’Lache am See», das zuerst «Mont Blanc» hiess. Das war der erste Titel, den ich vertextet habe. Heinz Gmür, der schon vor 25 Jahren für mich gearbeitet hat, hat nun zu vier Melodien der «Saxi-Träumereien» Texte geschrieben. Dazu gibt es neue Titel von Philipp Mettler und Tommy Mustac sowie das Lied «Je t’aime» der Calimeros. Ich singe auf Italienisch, Schweizerdeutsch und Hochdeutsch. 

Die CD erscheint Anfang September und trägt den Titel «Mit 70 hat man noch Träume». Welche Träume hat denn Maja Brunner noch?

Es tönt zwar unglaublich banal, aber mein grösster Wunsch ist Gesundheit.  Ich bin jetzt 70 und hatte noch nie eine schwere Krankheit und keine grossen Schmerzen. Mehr kann man sich doch nicht wünschen. Ich bin kein «Reisefüdli» und wollte auch nie ein grösseres Auto, ein Einfamilienhaus oder ein Motorboot. Vielleicht bin ich langweilig, aber ich bin mit wenig zufrieden. Ein grosser Herzenswunsch ist, die Kinder meiner Nichte und meiner Freunde aufwachsen zu sehen und zu erleben, was aus ihnen wird.

Mit welchen Plänen starten Sie ins neue Lebensjahrzehnt? 

Ich möchte so lange wie möglich auf den Theater- und kleinen Gesangsbühnen stehen. Auf die grossen Bühnen möchte ich nicht mehr. Die Stimme ist zum Glück noch zu 100 Prozent da. Im September kommt die CD, dann der Wiehnachts-Zauber. Von Februar bis Mai spielen wir im Bernhard-Theater anlässlich des 60. Geburtstages von Erich Vock «Der Floh im Ohr». Ausserdem steht im nächsten Sommer ein Theater-Engagement an, mehr darf ich aber noch nicht verraten. 

Irene Lustenberger, Redaktion March24/Höfe24