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Altendorf
03.06.2021

Mit der «Steinegg» schliesst ein weiteres Traditionslokal

Das Haus in der Steinegg ist zwar «schützenswert», steht aber nicht unter Denkmalschutz. Auch wenn es keine Beiz mehr sein wird, abgerissen wird das Gebäude sicher nicht.
Das Haus in der Steinegg ist zwar «schützenswert», steht aber nicht unter Denkmalschutz. Auch wenn es keine Beiz mehr sein wird, abgerissen wird das Gebäude sicher nicht. Bild: bel
Nach drei Jahrzehnten erfolgreicher Wirtetätigkeit im Restaurant Steinegg ausserhalb Altendorfs öffnen Emma und Bruno Enderli-Steiner ihre Gaststube auch nach Corona nicht mehr. Das schützenswerte Haus wird zwar bestehen bleiben, aber kaum mehr je als Beiz öffnen.

Schon vielen hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Dies trifft vor allem bei Wirtsleuten zu. Zu einem radikalen Schnitt haben sich auch Emma und Bruno Enderli-Steiner entschlossen. Egal was der Bundesrat entschieden hat, sie schliessen ihr Restaurant Steinegg in Altendorf nach 30 Jahren beziehungsweise öffnen es schon gar nicht mehr, nachdem sie es ganze fünf Monate geschlossen halten mussten.

Auf der ganzen Welt gearbeitet

Leicht haben sich die Vollblut-Gastronomen ihren Entscheid nicht gemacht. Die beiden 66-Jährigen sind nämlich seit nicht weniger als 50 Jahren, also ihr gesamtes Berufsleben lang, in der Gastronomie tätig gewesen, und dies fast immer gemeinsam. Seit 1975 sind Bruno Enderli, der ursprünglich aus Jestetten gleich an der Schweizer Grenze stammt, und Emma Enderli-Steiner, die im Pfäffiker Täli aufgewachsen ist, unzertrennlich, 1980 haben sie geheiratet. Über viele Jahre hinweg haben sie saisonweise als Koch und im Service auf der halben Welt gearbeitet. Auf der halben Welt? «Nein», präzisieren sie, «auf der ganzen Welt!» Dazu kam in den 1980er-Jahren noch eine 14-monatige Weltreise.

Emma und Bruno Enderli-Steiner schliessen ihr Restaurant Steinegg in Altendorf nach drei Jahrzehnten. Bild: bel

Seit 30 Jahren in der «Steinegg»

Erst im Jahre 1991, also im Alter von 36 Jahren, sind die beiden Gastro-Profis sesshaft geworden. Dann aber richtig, denn seit diesen nunmehr 30 Jahren amten sie ununterbrochen als Gastgeber in der Steinegg am östlichen Rand Altendorfs. Und dies durchaus sehr erfolgreich, indem sie sich als Speiserestaurant national einen Namen gemacht haben, was neben den Gastroführern GaultMillau und Michelin auch den schweizweiten Medien nicht verborgen blieb. «Kalbsleberli und Stroganoff – und auch Fisch» seien wohl über all die Jahre die Favoriten gewesen, blicken Emma und Bruno Enderli zurück. In Erinnerung bleiben werden ihnen aber noch mehr die Bekanntschaften, ja Freundschaften, die sie innerhalb der treuen Kundschaft aufbauen durften.

Nur für Freunde und Gruppen

Und genau diese Kundschaft ist es, die den beiden den Abschied schwerfallen lassen und der ihr ganzer Dank gilt. «Wir konnten uns ja nicht mal verabschieden», meinen sie bedauernd. Mit etlichen würden sie aber freundschaftlich verbunden bleiben, versichern sie. Es werde wohl noch einige private Einladungen geben, schliesslich müssten sie noch den Weinkeller leeren, meinen sie lachend.

Dieser Schlussstrich, den die Enderlis nun ziehen, hat weniger finanzielle denn organisatorische Gründe. Nach fünf Monaten wieder zu starten, nachdem die Öffnung der Gartenwirtschaften für sie keine Option war, nein, das macht für sie keinen Sinn mehr. Zumal die beiden ja schon seit einem beziehungsweise zwei Jahren im Pensionsalter stehen. Nach dem Sommer könnten sie sich allerdings vorstellen, auf Anfrage wieder für Gruppen zu öffnen. Doch das würden sie «vorzue» sehen, «nicht dreinschiessen» ist ihre Devise.

Haus bleibt immerhin bestehen

Dies trifft auch auf die private Situation von Emma und Bruno und Enderli zu. Im Jahre 2004 konnten sie die «Steinegg» nämlich kaufen und bis unter den Dachgiebel ausbauen. Zuvor hätten sie in der Wohnung im ersten Stock gelebt, erzählen sie. Solange es gesundheitlich machbar sei, würden sie nun auch in ihrem Haus verbleiben.

Das bedeutet aber auch, dass die gemütliche Gastwirtschaft, die einer alten Stube ähnelt, nicht verpachtet wird, solange die Besitzer im Haus leben, zumal die beiden Eingänge über den gleichen Flur verbunden sind. «Dann würden wir vorher verkaufen», machen die Enderlis klar. Und es sei ihnen bewusst, dass damit die «Steinegg» kein Wirtshaus mehr bleiben dürfte. Immerhin, so beschwichtigen sie, käme ein Abriss nicht in Frage. Zwar stehe das Haus nicht unter Denkmalschutz, sei aber doch als «schützenswert» eingestuft worden.

Velofahren, Imkern und Holzen

So darf man davon ausgehen, dass diese neue Situation, wie sie sich nun präsentiert, noch für viele Jahre bestehen bleibt. Denn Emma und Bruno Enderli sind beide noch topfit. Dem Velofahren und Wandern, ihren grossen Leidenschaften, wollen sie sich deshalb in Zukunft vermehrt zuwenden. Und nicht zuletzt einem besonderen Hobby, wie die beiden verraten: «Neben dem Imkern gehen wir gerne Holzen in unserem eigenen Wald im Pfäffiker Joch.» Womit niemand mehr an der Fitness und der Energie der beiden zweifeln dürfte …

Andreas Knobel, March24 & Höfe 24