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Reichenburg
21.05.2021
20.05.2021 17:43 Uhr

Corona-Gegner blieben an Info-Anlass unter sich

Insgesamt dürften sich gegen 100 friedliche Massnahmen-Kritiker beim MZG in Reichenburg getroffen haben.
Insgesamt dürften sich gegen 100 friedliche Massnahmen-Kritiker beim MZG in Reichenburg getroffen haben. Bild: Andreas Knobel
Wer am Mittwochabend in Reichenburg eine illegale Demo erwartet hatte, wurde positiv überrascht. Das Aktionsbündnis hielt sich an die Vorgaben und veranstaltete einen Info-Anlass. Probleme blieben aus.

Fast schon sinnbildlich drückte am Mittwochabend die Sonne durch die Regenwolken. Denn einen Hoffnungsschimmer in Form von Lockerungen ersehnte sich nicht nur das Publikum der «Tour de Urkantone» auf dem Areal der MZG in Reichenburg. Eingeladen hatte das «Aktionsbündnis Urkantone für eine vernünftige Corona-­Politik». Die Tour führt während dieser Woche von Schwyz über Einsiedeln und Reichenburg bis in die Kantone Ob- und Nidwalden. Wetterglück war den Massnahmen-Kritikern allerdings nicht beschieden, was sich auf den Besucheraufmarsch auswirkte.

Tatsächlich Infos statt Demo

Im Vorfeld zeigten sich die Bewilligungsbehörden unsicher. Waren diese Info-Veranstaltungen zum Covid-Gesetz und zu den Polizeilichen Massnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus (PMT) nicht eher verdeckte Demonstra­tionen? Nein, waren sie nicht, darf man im Nachhinein feststellen. Allerdings wird auch der Begriff «Info-Veranstaltung» dem Anlass nicht gerecht, denn es trafen sich ausschliesslich Gleichgesinnte. Es waren ­weder Massnahmen-Befürworter noch Behörden­mitglieder auszumachen – man blieb familiär unter sich.

Der Aufmarsch hielt sich in Grenzen. Bild: Andreas Knobel

Erlaubt waren gemäss Bewilligung höchstens 200 Personen. In Schwyz kamen etwa 100, in Einsiedeln etwa 200 und nun in Reichenburg wieder gegen 100 Personen, wie Bündnis-Sprecher Josef Ender schätzt. Darunter befanden sich auch einige illustre Persönlichkeiten mit Fahne und Verfassung in der Hand. Dazu kam eine Gruppe der «Freiheitstrychler» aus dem Wägital, die Start und Ende der Veranstaltung begleiteten. Auch «Fanartikel» wurden an zwei Ständen unter die Leute gebracht. Der Grossteil des Publikums jedoch lauschte einfach den Reden und spendete zwischendurch und zum Schluss lautstarken Applaus.

Alles ging also friedlich und ruhig über die Bühne. Das etwa halbe Dutzend Polizistinnen und Polizisten der Kapo Schwyz hielt sich dezent im Hintergrund – und liess stoisch die Standpauken gewisser Exponenten über sich ergehen. Aber auch das verlief alles in anständigem Rahmen.

Uri und Nidwalden stellen sich quer

Die Schwyzer Gemeinden scheinen bei den Bewilligungen eher grosszügig zu sein. In Uri zum Beispiel sei gar nichts zu machen gewesen, erzählt Josef Ender. Und Nidwalden verlangt plötzlich getrennte Sektoren für Maskenträger und jene mit Maskendispens. Die gestrige Veranstaltung wurde deshalb kurzfristig von Stans nach Sarnen verlegt, wo die Vermischung offenbar kein Problem darstellt. Der Anlass von heute Freitag ist weiterhin in Stansstad vorgesehen.

Markante, aber anständige Töne

Den Anfang machte Josef Ender, der auch durch den Anlass führte. Er zeigte sich abgeklärt und erzählte von den Schwierigkeiten als Organisator. Dabei konnte er sich einen Seitenhieb gegenüber den Reichenburgern nicht verkneifen, die selbst für die WC-Benutzung hundert Franken verlangten.

Die Lehrerin Prisca Würgler legte als zweite Referentin bereits einen ­Zacken an Intensität zu. Es folgte mit Andreas Heisler ein Arzt, der wegen seiner Überzeugung gar die Approbation verlor. Engagiert war auch der Vortrag von Manuela Alava von der Jugend­bewegung «Mass-Voll!». Den Abschluss machte Claudio Grass mit eindringlichen Voten, die teilweise an Fürbitten erinnerten.

Ob man nun gleicher Meinung ist oder nicht: Man darf den Referenten zugutehalten, dass sie alle rhetorisch gekonnt sowie mit gemässigtem Tonfall und anständiger Wortwahl auftraten – jedenfalls keine Spur von Hassreden und Verschwörungstheorien.

Nach gut einer Stunde der allgemeinen «Erhellung» nahmen die Regenwolken wieder überhand und zeigten das Ende der Veranstaltung an. Es steht dem Aktionsbündnis ­Urkantone ohnehin noch viel Überzeugungsarbeit bevor, bis sich auch die letzten «Coronawolken» verzogen haben.

Andreas Knobel, Redaktion March24 & Höfe24