Bereits vor einem Jahr wäre an der Kantons-schule Ausserschwyz (KSA) alles für spezielle Talente bereit gewesen: eine eigene Klasse, mehr Zeit zum Trainieren und auch sonst ein massgeschneidertes Programm, um Talente in fünf anstatt vier Jahren bis zur eidgenössischen Matura zu bringen.
Gescheitert ist das Projekt damals nicht an der Anzahl Interessenten, sondern an fehlenden Kosten-gutsprachen der umliegenden Kantone für ihre Schüler. Ausser den Schwyzern hätten damals nur die Glarner die neu geschaffene Kunst- und Sport-Klasse (K+S) an der Kantonsschule Ausserschwyz besuchen dürfen.
Jetzt gibt es gute Nachrichten: Nach den Sommerferien wird die erste Kunst- und Sport-Klasse an der KSA in Pfäffikon mit genügend Schülern starten können. Angemeldet sind aktuell 14 Schülerinnen und Schüler. Bis zum Start des neuen Schuljahrs kommen wohl noch einige dazu. Beispielsweise Jugendliche, die bis zum Sommer eine Talent Card neu erwerben oder sportlich in ein höheres Kader aufsteigen.
«Das ist ein grosser Erfolg für uns», freut sich Prorektor Felix Rauchenstein. Etwas mehr als ein Dutzend der Talente sind Sportler, je eines stammt aus dem Bereich Kunst oder Musik. Fast -alle kommen aus dem Kanton Schwyz. «Das Angebot muss sich zuerst etablieren und herumsprechen. Wir hoffen, dass es auch in den nächsten Jahren gut läuft», so Rauchenstein.
Kader-Zugehörigkeit nötig
Wer ist überhaupt zugelassen für die Kunst- + Sport-Klasse? «Es müssen Ausnahmetalente sein. Es ist kein Gymi light – deshalb kann man auch nicht repetieren», erklärt KSA-Rektor Martin von Ostheim. «Wir erwarten Höchstleistungen sowohl in der Schule als auch im Talentbereich. Wer den Talentstatus verliert, wird die Klasse ebenfalls verlassen müssen.»
Die Kandidaten mussten die gewöhnliche Aufnahmeprüfung absolvieren, wie alle anderen KSA-Schüler auch. Um im Spezialsetting aufgenommen zu werden, muss man in einem Leistungskader mit Talentnachweis (z. B. Swiss Olympic Talent Card) sein oder an einem Vorspiel sein musikalisches Talent zeigen und mehrere Empfehlungsschreiben vorlegen. Zudem wird erwartet, dass man mindestens zehn Stunden pro Woche trainiert, am Instrument übt oder künstlerisch tätig ist.
Nur 25 Wochenlektionen
Der Weg bis zur Matura dauert für die Kunst- und Sport-Klasse fünf anstatt vier Jahre, da die Anzahl Wochenlektionen gemäss Vorgaben von Swiss Olympic von 36 auf maximal 25 reduziert wurden. Einige Wahlmöglichkeiten wie die freie Wahl des Schwerpunkt- und Ergänzungsfachs fallen weg und werden von der Schule vorgegeben. Dafür werden Freiräume für Trainings, Proben sowie für Wettkämpfe und Regeneration geschaffen.
Die Talente besuchen die Kanti jeden Tag zwischen 9.50 und 14.40 Uhr, wobei der Stundenplan auf die Trainingspläne der Talente angepasst wird, damit sie Schule und Sport unter einen Hut bringen können. Manche Fächer, beispielsweise Mathematik, werden nach vier Jahren bereits mit der ordentlichen Matura abgeschlossen. Andere Fächer werden auf fünf Jahre verteilt, beispielsweise Deutsch. «Die Matura ist am Schluss dieselbe wie für alle anderen auch», so von Ostheim.
Die Anforderungen an die Matura bleiben gleich. Er betont, dass die Schüler der Kunst- + Sport-Klasse viel leisten müssen, dafür erhalten sie aber auch ein massgeschneidertes Programm und ein persönliches Coaching. Je nach Athlet oder Künstler gibt es individuelle Anpassungen. Aus diesem Grund beträgt das Schulgeld 1400 Franken pro Jahr, das doppelte einer normalen Klasse.
Endlich hat’s geklappt
Nach bestehenden Angeboten auf Sek-I-Stufe wie der Talent Ausserschwyz in Lachen oder Wollerau sollen geeignete Bildungsmöglichkeiten auf der Sek II weiter vertieft und optimiert werden. Bereits gibt es mehrere Talentklassen an öffentlichen Gymnasien – beispielsweise in Zürich oder Luzern. Die Idee eines eigenen Talentangebots auf Gymnasialstufe schwirrte schon lange in den Köpfen der Verantwortlichen herum. Die Idee war, ein gymnasiales Anschlussprogramm für die Schülerinnen und Schüler der Talent Ausserschwyz zu schaffen. Vor einem Jahr wurde der erste konkrete Versuch gestartet, für den zuvor schon der Schwyzer Regierungs- und Erziehungsrat grünes Licht gegeben hatten.
Nun sind die ersten Hürden genommen und die erste Kunst- und Sport-Klasse in Pfäffikon kann ab dem 16. August loslegen. Martin von Ostheim freut sich sehr über den Start der K+S-Klasse und ist überzeugt, dass in einigen Jahren ein Absolvent dieser Klasse eine Olympiamedaille heimbringen wird.