Ende April flatterte bei einer Familie im Dorf Freienbach ein Brief der Kantonsschule Ausserschwyz (KSA) in den Briefkasten. Sie wurde von der Schulleitung informiert, dass ihr Sohn ab August die KSA am Standort Nuolen besuchen muss. «Ich bin aus allen Wolken gefallen und dachte, das sei ein schlechter Scherz», sagt der empörte Vater, der sich sofort per E-Mail ans Rektorat wandte. Der Prorektor zeigte sich «leider nicht einsichtig» und teilte mit, dass «wir im kommenden Schuljahr am Standort Pfäffikon nur eine erste Klasse im mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil (MN) des Gymnasiums führen» könnten. Deshalb seien zwei Schüler aus dem Bezirk Höfe an den Standort Nuolen eingeteilt worden.
Diese Aussage lässt der empörte Vater nicht auf sich sitzen. Er prüfe jetzt weitere rechtliche Schritte, führt er im Gespräch mit dieser Zeitung aus. Der Vater besteht darauf, dass sein 15-jähriger Sohn die Kanti im eigenen Bezirk besuchen könne und nicht mit dem «Diesel-Stinkbus nach Nuolen» fahren müsse. «Die Schule will unseren Sohn nach Nuolen abschieben», ist er überzeugt. Zudem spielt der Freienbacher Schüler Fussball und Schlagzeug. Bei diesen Hobbys müsste der 15-Jährige zukünftig infolge des längeren Schulwegs wohl einige Abstriche machen.
Viel mehr Anmeldungen fürs MN-Profil
KSA-Prorektor Felix Rauchenstein bringt Licht ins Dunkel. Dass ein Höfner Schüler nach Nuolen müsse, «ist tatsächlich eher die Ausnahme. Seit ich in der Schulleitung bin, mussten wir das noch nie machen», gibt er den Einwänden ein Stück weit recht. Die Entwicklung der letzten Jahre habe diesen Schritt jedoch nötig gemacht.
Am Gymnasium der KSA gibt es zwei Profile, das sprachliche (S-Profil) und das mathematisch-naturwissenschaftliche (MN-Profil). «In den letzten Jahren gibt es hier eine starke Dynamik: Immer weniger Schüler melden sich fürs sprachliche an und immer mehr für das mathematisch-naturwissenschaftliche Profil.» Dazu gebe es immer mehr Schüler aus der March und dafür weniger aus den Bezirken Höfe und Einsiedeln. «Ich glaube nicht, dass die gymnasiale Quote in der March höher ist. Es scheint, dass einige Höfner und Einsiedler alternative Schulen besuchen.»
Zu viele für nur eine Klasse
Für die gesamte KSA bedeutet dies, dass sich das Schwergewicht etwas in Richtung March verlege. Konkret heisst dies für das kommende Schuljahr: Von insgesamt sechs neuen KSA-Gymnasialklassen haben vier das MN-Profil, wovon drei in Nuolen geführt werden. Dazu kommen je eine bilinguale und eine normale Klasse im S-Profil, beide in Pfäffikon.
Rauchenstein wird noch konkreter: Von allen Neu-Anmeldungen fürs MN-Gymnasium stammen insgesamt 26 aus den Bezirken Höfe und Einsiedeln. In eine Klasse dürfen jedoch maximal 24 Schüler eingeteilt werden. Diese Vorgabe führe dazu, dass zwei Höfner nach Nuolen müssen. Die KSA prüfte im Vorfeld Alternativen, es sei jedoch klar, dass Pfäffikon keinen Platz für eine zusätzliche erste MN-Klasse hat. «Unser Schulhaus in Pfäffikon ist randvoll», betont der Prorektor.
KSA an zwei Standorten
Die KSA erhielt unterdessen von beiden Elternpaaren der betroffenen Höfner Schüler eine Rückmeldung. Einmal eine Nachfrage, die andere Freienbacher Familie wehrt sich wie erwähnt vehement dagegen, dass ihr Sohn nach Nuolen muss. Felix Rauchenstein erklärt die Überlegungen der Schulleitung noch genauer: Die neuen Märchler MN-Schüler wurden alle nach Nuolen eingeteilt. Die Pfäffiker Schüler können jedoch die KSA im gleichen Dorf besuchen, weshalb es zwei Freienbacher traf, die fortan nach Nuolen sollen. «Sie müssen sowieso eine Art von Transportmittel benützen.»
Rauchenstein ist sich bewusst, dass dies «keine schöne Situation» sei, aber es ginge im Moment nicht anders. Kürzlich hätten schliesslich auch die Schwyzer Stimmbürger entschieden, dass die KSA an zwei Standorten erhalten bleiben soll. Das letzte Wort zur Einteilung der Schüler nach Standort liege beim Schulträger.
Nicht alle Märchler freuen sich über Pfäffikon
Dass jedoch die beiden Höfner bis zur Matura in Nuolen bleiben müssten, sei nicht in Stein gemeisselt. Es könne sein, dass nach einem oder zwei Jahren ein Standortwechsel von Nuolen nach Pfäffikon möglich werde, nährt Rauchenstein die Hoffnung. Und zum Schluss betont der Prorektor, dass auch das umgekehrte Problem existiere: «Hin und wieder melden sich Märchler, die auf keinen Fall nach Pfäffikon wollen.»