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Pfäffikon
15.04.2021
06.05.2022 15:35 Uhr

Der Metallbauer aus Kanada, der Kunstschmied in der Schweiz wurde

Bild: Anouk Arbenz
Armin Jecklin betreibt auf dem Steinfabrikareal in Pfäffikon die Paladin Art AG. In unserem Portrait lernt ihr den Beruf des Kunstschmieds und den 41-Jährigen besser kennen. Zudem waren wir mit der Kamera vor Ort.

Armin Jecklin hält das Metall ins Feuer, bis es glüht. Ohne das heisse Element könnte er nicht arbeiten. Um Metall verbiegen und bearbeiten zu können, muss es heiss sein. Eine schöne Aufgabe – wenn nicht gerade Sommer ist. Wenig später hält er das Metall unter den Presshammer, um es zu schmälern. Jetzt muss das Metall wieder beheizt werden, sonst wird das nichts. Direkt anschliessend holt Jecklin den Hammer, legt das Metallstück auf den Amboss und schlägt darauf ein. Das erfordert viel Kraft. Doch mit dem Hammer kann er das Metall gezielter formen. Bevor er sich daran macht, das Metall nach seinen Vorstellungen zu verbiegen, hält Jecklin dieses ein letztes Mal ins heisse Feuer. Zum Schluss folgen ein Essigbad, Schleifpapier und Öl zur Pflege. Erst jetzt sieht man, was das Teil eigentlich werden soll: Ein einziger Ring eines Horns eines Steinbocks (siehe Bild). Am Liebsten würde der 41-Jährige jeden Tag an diesem Steinbock aus Metall, der das Bündner Wappen darstellt, arbeiten. Doch spätestens jetzt ist auch mir klar, dass dies sehr viel Zeit erfordert. «Mein Traum ist es, unsere 26 Kantone in diesem Stil herzustellen», sagt der gebürtige Kanadier auf Schweizerdeutsch. 

Solche schönen Skulpturen bringen aber kein Essen auf den Tisch. Jecklin bietet mit seiner Firma Paladin Art in Pfäffikon alle Arten von Kunstschmied- und Schlosserarbeiten, Restaurationen und Reparaturen an. So flickt er beispielsweise Schlösser, stellt Gitter und Geländer her und restauriert Handläufer. Gegründet wurde Paladin Art, das sich auf dem Steinfabrikareal befindet, von Jecklin und seinem Cousin im Jahr 2015. Da war Armin Jecklin erst seit ein paar Jahren in der Schweiz…

Ein sympathischer Künstlertyp: Armin Jecklin. Bild: Anouk Arbenz
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  • Nur im heissen Zustand kann Metall bearbeitet werden. Bild: Anouk Arbenz
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  • Der Steinbock von Armin Jecklin stellt das Wappen von Graubünden dar. Jecklins Traum ist es, alle 26 Kantone so realisieren zu können. Das braucht Zeit. Rechts: Dieser Pferdekopf bezahlte das Flugticket in die Schweiz. Bild: Anouk Arbenz
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  • Das Metall wird in ein Essig-Becken getunkt, um es zu reinigen und den Rost zu entfernen. Bild: Anouk Arbenz
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  • Aus Schrott lässt sich Tolles machen. Bild: Anouk Arbenz
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  • Armin Jecklin in seiner Werkstatt. Bild: Anouk Arbenz
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Fürs Metall die Schule geschwänzt

Armin Jecklin ist auf Vancouver Island in Kanada aufgewachsen. Sein Vater – ein Schweizer und ebenfalls ein Handwerker – war aus dem Bündnerland nach Kanada ausgewandert und nie wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Auch Schweizerdeutsch sprach er kaum mehr, weshalb Armin und sein jüngerer Bruder im Gegensatz zu seinen älteren Brüdern gar kein Schweizerdeutsch hörten. Jetzt lernt er es vor allem auf der Baustelle und von seiner Frau Melanie. «Eine Zungenbrecher-Sprache!» 

Schon als kleiner Junge war Jecklin vom Metall begeistert und beschäftigte sich mit dem Schweissgerät in der Werkstatt des Vaters. Am Liebsten werkelte er in der Metallwerkstatt der Schule. Immer wieder schlich er sich aus dem Schulzimmer, brach das Schloss vor der Werkstatt auf und probierte verschiedene Werkzeuge und Maschinen aus. «Sie haben mich mehrmals dabei erwischt», erinnert sich der Wahl-Pfäffiker. In einem ersten Projekt erstellte er eigenhändig Küchenmesser, bald schon kamen ein Hammer und ein Schraubenzieher dazu. en können, wenn es noch flüssig ist.» Weiter brauche es eine gute Hand-Augen-Koordination und Freude am Material. «Es darf einem nicht verleiden.»

  • Paladin Art befindet sich auf dem Steinfabrikareal in Pfäffikon. Bild: Anouk Arbenz
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  • Armin Jecklin liebt das Kunstschmied-Handwerk. Bild: Anouk Arbenz
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  • Die Schmiedekunst sei alles andere als am Aussterben, sagt Armin Jecklin. «Meine Kurse werden immer beliebter.» Bild: Anouk Arbenz
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  • Armin Jecklin hält das Metallstück unter den Presshammer, um es zu schmälern. Bild: Anouk Arbenz
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Es war Weihnachten, als Armin Jecklin einen Anruf von seinem Onkel aus der Schweiz bekam. Inzwischen war Jecklin ein ausgelernter Metallbauer. Ob er in die Schweiz kommen wolle, um Kunstschmied zu werden, fragte der Onkel den jungen Mann. Dieser sagte sofort zu, denn es war sein grösster Wunsch, Kunstschmied zu werden, da er als Metallbauer vor allem auf Baustellen tätig war.

Geduld und Vorstellungsvermögen

Die Schmiedekunst ist ein uraltes Handwerk. Doch braucht es sie in der heutigen digitalen Welt noch so dringend wie früher, als damit Waffen und Gegenstände des Alltags hergestellt wurden? «Der Beruf stirbt nie aus», ist der passionierte Handwerker überzeugt. «Es bleibt attraktiv, weil es etwas Elementares hat.» Aufträge habe er jedenfalls mehr als genug – Corona hin oder her. «Ich würde gerne noch einen Planer einstellen», so Jecklin. Er hofft, dann auch etwas mehr Zeit für seine Kunstprojekte zu haben und mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter auch einmal in die Ferien gehen zu können. Eigentlich wollte er mit seiner Familie die Verwandtschaft in Kanada besuchen, die Pandemie machte den Drei dann einen Strich durch die Rechnung. «Sobald wir können, gehen wir», sagt Melanie Jecklin.

Neben seiner Arbeit unterrichtet Armin Jecklin auch gerne und gibt Kurse. «Es ist schön, die Freude der Jungen zu sehen, wenn Sie mit dem Metall arbeiten. Sie blühen richtig auf.» Um Kunstschmied zu werden, brauche es vor allem viel Geduld und ein gutes Vorstellungsvermögen, da man ja ohne Formen arbeite und daher das Ergebnis vor dem Inneren Auge haben müsse, erklärt der 41-Jährige. «Man muss es sich vorstell

Anouk Arbenz, Redaktion March24 & Höfe24