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Lachen
11.03.2021

«Ihre Liebe aber war verboten»: Signierung statt Lesung

Bild: zvg
Coronabedingt muss die Lesung «Interniert – Polnisch-schweizerische Familiengeschichten», in Lachen ausfallen. Dafür gibt es am kommenden Samstag die Gelegenheit, das Buch im Spiel- und Läselade Lachen signieren zu lassen.

Es war eine Lesung mit Marie-Isabelle Bill, der Autorin und Lektorin des Buches «Interniert – Polnisch-schweizerische Familiengeschichten», vorgesehen. Dieser Anlass konnte aber wegen der Pandemie-Situation nicht stattfinden.

Dafür besteht nun die Gelegenheit, das Buch im Spiel- und Läselade signieren zu lassen – und zwar am kommenden Samstag, 13. März, von 10 bis 12 Uhr durch Stefan Paradowski. Der seit Pfingsten wieder in Lachen ansässige Kunsthistoriker ist Präsident der Interessengemeinschaft der Nachkommen internierter Polen in der Schweiz. Dieser Verein ist Herausgeber des Buches, das zum Subskriptionspreis von 27 Franken zu erstehen ist.

Vorwort von Bundesrat Ueli Maurer

Das Buch umfasst 21 Familiengeschichten. Das Vorwort schrieben Bundesrat Ueli Maurer und Claude Janiak, Sohn eines Internierten, ehemaliger Ständerat und Nationalratspräsident. Das Nachwort mit der historischen Einbettung stammt vonGeorg Kreis, emeritierter Professor für Geschichte an der Universität Basel. Marie-Isabelle Bill war leitende Redaktorin des Buches. Ihre Hauptaufgabe war es, die von Nachkommen der Internierten geschriebenen Familiengeschichten aufzuarbeiten und zu redigieren.Ausgangssperre und Eheverbot

Aktenkundig ist, dass um 1945 polnische Soldaten, die im Militär-Internierungslager Reichenburg stationiert waren, in Siebnen und Lachen intime Kontakte zu einheimischen Frauen knüpften. Diese Beziehungen erregten die Gemüter der Zivilbevölkerung. Die Heerespolizei schritt ein. In der Folge wurde den Internierten des Lagers Reichenburg der Ausgang nach Siebnen und Lachen gesperrt.

Mitten im Zweiten Weltkrieg trafen in der Schweiz internierte polnische Flüchtlinge auf Schweizer Bürgerinnen – ihre Liebe aber war verboten. Der sogenannte «Orange Befehl» vom 1. November 1941 verordnete: «Den Internierten ist die Eingehung einer Ehe nicht gestattet.» Gleichwohl fanden sie zueinander. Kinder wurden gezeugt, mit und ohne Trauschein. Mehrere Hundert polnisch-schweizerische Familien entstanden. Mitte Juni 1940 gewährte die Schweiz 12 500 polnischen Soldaten Schutz als Internierte und nahm während des Krieges auch polnische Zwangsarbeiter oder Flüchtlinge aus Nazideutschland auf. Die Einheimischen akzeptierten die Internierten bereitwillig. Allerdings verloren Schweizerinnen bei der Heirat mit einem Ausländer ihr Bürgerrecht.

pascal Jäggi