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Sport
05.03.2021

«Die WM lief nicht so, wie wir es erwartet haben»

Nicht schnell genug: Ladina Jenny schied an der WM in Rogla an zwei Rennen frühzeitig aus.
Nicht schnell genug: Ladina Jenny schied an der WM in Rogla an zwei Rennen frühzeitig aus. Bild: Keystone
Für das Schweizer alpine Snowboard-Team waren die Weltmeisterschaften in Rogla zum Vergessen. Kein einziger Podestplatz schaute heraus. Auch die beiden Wangner Ladina Jenny und Dario Caviezel gingen leer aus.

Am Montag wurde im slowenischen Rogla um die Weltmeistertitel im alpinen Snowboard gefahren. Im Parallel-Riesenslalom und im Parallel-Slalom. Als es um die Podestplätze ging, schauten sämtliche Schweizer Vertreterinnen und Vertreter zu. «Das war total unerwartet», sagt Ladina Jenny auf Anfrage. «Denn wir hätten schon einige Trümpfe im Ärmel gehabt.» Weder sie, Julie Zogg, noch Nevin Galmarini konnten in die entscheidende Phase eingreifen. «Die WM lief definitiv nicht so, wie wir es erwartet hatten.»

Persönlich waren sowohl Ladina Jenny wie auch ihr Freund, Dario Caviezel, sehr enttäuscht. Vor allem der Parallel-Slalom war für die Wangnerin «sehr schlimm». Sie hatte nie das Gefühl, im Rennen zu sein. «Ich war mental nicht auf der Höhe», bilanziert die 27-Jährige. Im ersten Lauf habe sie sich «null wohlgefühlt». Nach dem eingehandelten Rückstand habe sie den zweiten Lauf im Kopf total verknorzt. «Ich bin vor allem mental an dieser WM gescheitert», musste sich Ladina schonungslos eingestehen. «Ich wollte mit dem Kopf durch die Wand und ein gutes Resultat erzwingen.» Das hat nicht funktioniert.

Unglückliche Umstände

Was bleibt, ist der Frust. Ein Frust, der sich schon im Riesenslalom am Tag zuvor angebahnt hatte. Es begann unglücklich, denn im ersten Qualifikationslauf erfuhr sie Sekunden vor dem Rennen, dass ihre Gegnerin, Ester Ledecka gar nicht anwesend war. «Ich hatte mich auf diese starke Fahrerin gefreut und gehofft, dass sie mich zu einer schnellen Zeit mitzieht.» Doch das war nicht der Fall. So musste Jenny alleine durch die Tore und holte sich prompt einen zu grossen Rückstand. «Das war nicht optimal.» Diese Hypothek konnte sie im zweiten Qualifikationslauf nicht mehr wettmachen und blieb auf dem 18. Platz stecken. Nur 16 qualifizieren sich für die Finalläufe.

«Es bringt nichts, weinend in der Ecke zu stehen und zu jammern.»
Dario Caviezel, Alpin-Snowboarder aus Lachen

Auch Dario Caviezel hatte sich eine Medaille in Rogla erhofft, obwohl er im Vorfeld nie auf dem Podest gestanden war. Dass er im Slalom Nevin Galmarini geschlagen und damit als bester Schweizer auf dem 8. Rang gelandet ist, sei kein Trost. «Damit kann ich mir nichts kaufen», sagt er. Zwar sei er in Rogla «recht gut Snowboard gefahren», aber es habe einfach nicht zu mehr gereicht. «Wir wussten von früher, dass auf dieser Piste in Rogla oft Hundertstelsekunden entscheiden, die haben in diesem Jahr nicht für uns gesprochen.» Aber in die Ecke stehen und weinend jammern, das bringe jetzt nichts, so Caviezel lachend.

Auf jeden Fall, so blickt er zurück, hätten weder er noch Ladina Jenny sich etwas vorzuwerfen, denn sie könnten mit gutem Gewissen sagen, dass sie beide am Start gut vorbereitet und bereit gewesen seien. Sie hätten alles gegeben, was in diesem Moment möglich gewesen sei.

Dario Caviezel und Ladina Jenny haben an der WM alles gegeben. Bild: Franz Feldmann

Man dürfe auch nicht vergessen, dass es an der Weltspitze im Snowboard sehr eng sei. Viele hoch dotierte Namen hätten sogar die Qualifikation nicht überstanden. «Es gibt immer eine grosse Auswahl an Siegesanwärterinnen und -Anwärtern», so Caviezel weiter. «Am Schluss des Tages lacht immer nur einer, die anderen verlieren.» Mit dem 8. Rang im Slalom wäre er an einem normalen Weltcuprennen zufrieden gewesen, jetzt definitiv nicht. «Es ist halt WM, da zählen nur die Medaillen.»

Nichts zu verlieren

Am Mittwoch gab es einen Tag frei. Da hatten sowohl Ladina Jenny wie auch Dario Caviezel Zeit, ein bisschen den Kopf zu lüften, ehe, es gestern Donnerstag wieder zum Trainieren ging. Denn an diesem Wochenende gibt es für das «Snowboard Couple» in Rogla nochmals die Möglichkeit, in zwei Rennen zu zeigen, was in ihm steckt. «Da haben wir nichts mehr zu verlieren», macht sich Ladina Jenny Mut. Denn so wie an dieser WM will sie die Saison nicht zu Ende gehen lassen.

Franz Feldmann, Sportredaktion March24 & Höfe24