Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Siebnen
04.02.2021

Eine Schulstunde zum Auftanken

Bild: fs
Musiklehrer Patrice Ulrich holte Karin und Julius Nötzli an die Sek 1 March nach Siebnen. Mehr als 220 Jugendliche kamen diese Woche in den Genuss einer Chlefeli-Lektion.

Zwischen Montag und Mittwoch kamen alle ersten und zweiten Klassen der Sek 1 March des Standorts Siebnen  in den Genuss einer speziellen Musikstunde. In der Aula hatten sich Karin und Julius Nötzli eingerichtet. Alle Jugendlichen hatten zwei Paar Chlefeli und zwei Holzlöffel an ihrem Platz. Die wenigsten konnten sich vorstellen, was nun folgen würde.

Doch Julius Nötzli, weit über die Schweiz hinaus bekannt als «dä Nötzli mit dä Chlötzli», nutzte seinen Erfahrungsschatz mit Auftritten auf kleinen und grossen Bühnen. Von Anfang an selber mitmachen war angesagt. «Wir beginnen mit einer Hand, es ist egal welche», erklärte Julius Nötzli. «Klemmt das erste Chlefeli zwischen den Zeig- und den Mittelfinger und haltet den Daumen darauf, das zweite schön locker zwischen Mittel- und Ringfinger», ging es weiter. Und dann alles zusätzlich mit der zweiten Hand. Da bereits die ersten Chlefeli zu Boden fielen, lenkte Julius Nötzli vom kleinen Miss-geschick ab, indem er verriet, dass er für solche Fälle stets ein Reserve-Chlefeli im Hosensack habe.

Nun war der Ehrgeiz geweckt. Die Grundbewegung, einmal nach innen, einmal nach aussen, wurde fleissig geübt. Kurze Dehn- und Lockerungsübungen sorgten für weitere Bewegung. Doch es gab keine Pause. Mehr Tempo, verschiedene Rhythmen, die Andeutung, dass die Hände auch unterschiedliche Bewegungen oder Rhythmen ausführen können. Dann gleich mit Musik. «Sehr gut», quittierte Julius Nötzli und fragte in die Runde, ob jemand wisse, woher das Chlefelen komme. Manche staunten, dass der Ursprung der Klapperhölzchen in der Pestzeit lag. Damals mussten Erkrankte andere Passanten auf den Wegen und Strassen vor einer näheren Begegnung warnen und damit vor einer Ansteckung schützen.

Später hielten die Chlefeli im Brauchtum Einzug und mittlerweile gehören sie zum Weltkulturerbe. «Das Chlefelen kennt man in Mazedonien, in Deutschland, Irland und verschiedenen Teilen der Schweiz», führte Julius Nötzli aus. Im inneren Teil des Kantons Schwyz hat das Chlefelen nach wie vor einen festen Platz, etwa in der Fastenzeit.

Auch Löffel machen Musik

In der Volksmusik sind nebst den Chlefeli auch Holzlöffel als Rhythmus-instrumente bekannt. Julius Nötzli nutzte die Lektionen in Siebnen, den Jugendlichen auch ein paar Übungen mit den Löffeln auszuführen. Nebst den Händen hatte nun auch ein Bein in Aktion zu treten. «Tuets weh?», fragte er bald einmal und zeigte, wie man dann von einem Bein zum anderen wechseln kann.

Wer die Rhythmusinstrumente wie Chlefeli und Löffel auf die Volksmusik reduziert, ist buchstäblich auf dem Holzweg. «Das passt auch zu Countrymusik und anderen Rhythmen», erklärte Julius Nötzli mit Beispielen. Zum Abschluss zeigte er auch noch, wie das Rattern auf dem Tisch entsteht, wenn er die Chlefeli auf der Handkante hin und her zieht.

Am Schluss der Lektion, die unter Einhaltung der Corona-Schutzmassnahmen stattfand, gab es grossen Applaus für Karin und Julius Nötzli. «Einige Male kamen Jugendliche sogar zu uns, um sich persönlich zu verabschieden. Es hat uns grosse Freude gemacht, eine Abwechslung in die Schule zu bringen», zog Julius Nötzli Bilanz. Freude strahlte auch aus den Augen von Patrice Ulrich: «Für solche kulturellen Anlässe braucht es auch das Einverständnis der Schulleitung, welche die finanziellen Mittel bewilligt hat.»

Frieda Suter, Redaktion March24 & Höfe 24