
Agathabrot als Erinnerung an die Märtyrerin


Agatha von Catania verbrachte ihr kurzes Leben im 3. Jahrhundert in Sizilien. Der heidnische Statthalter der Insel machte ihr einen Heiratsantrag, den Agatha ablehnte, weil sie ihre Jungfräulichkeit Gott geweiht hatte. Daraufhin liess sie der Statthalter für einen Monat in ein Freudenhaus schleppen. Als sie ihn immer noch ablehnte, liess er ihr die Brüste abschneiden. Da erschien ihr der Legende nach des nachts der heilige Petrus und pflegte ihre Wunden. Als der Statthalter dies bemerkte, liess er Agatha töten.
Durch diese Geschichte und ihren Märtyrertod wurde Agatha fortan als Heilige verehrt. In katholischen Gegenden hat sich ausserdem der Brauch verbreitet, am 5. Februar Agathabrot zu backen. Es besteht aus einem Laib in der Mitte und zwei Bödeln an den Enden. «Diese zwei Bödel sollen wohl die Brüste der Agatha symbolisieren», weiss Kurt Willauer von der gleichnamigen Bäckerei in Wangen. In Frankreich gebe es sogar Agathabrote bei denen die Brustwarzen dargestellt würden.
Agathabrot schimmelt nicht, Karfreitagseier faulen nicht
Kurt Willauer, der mit seinem Bruder Rolf das Geschäft führt, bäckt Agathabrote, seit er sich erinnern kann und vor ihm auch sein Vater und vermutlich auch sein Grossvater, das kann er nicht mehr so genau sagen. «Etwa 250 Stück pro Jahr sind es, die meisten auf Bestellung, einige machen wir auf Reserve», so Willauer.
Das Besondere daran ist, dass die Brote gesegnet werden. «Ich erinnere mich noch, als der Pfarrer die Brotlaibe selbst segnete», erzählt Willauer. «Heute kommt er am Vortag vorbei und segnet das Mehl.» In der Bäckerei Willauer wird das Mehl noch in Säcken gelagert. Diese Säcke besprüht der Pfarrer mit Weihwasser und er spricht Gebete. «Man sagt, dass Agathabrot nicht schimmeln kann, genauso wie Karfreitagseier nicht faulen können», erklärt der Bäcker. Das hange natürlich auch damit zusammen, dass die Bödel, wie sich die Brotfortsätze nennen, an luftigen Orten aufgestellt werden.
Man könne sie in vier Ecken des Hauses oder im Gebälk aufstellen, um vor Feuer geschützt zu sein. Leute hätten das Agathabrot auch ausziehenden Kindern mitgegeben, damit sie kein Heimweh hätten. Und nicht zuletzt verfüttern es Landwirte an ihre Tiere, um deren Gesundheit zu sichern.
Agatha, Schutzpatronin der Feuerwehren
Willauer holt einen Bödel aus dem Küchenschrank. Er ist hart wie Stein und soll die Familie davor bewahren, während des Jahres ohne Brot zu sein. Zum Spass legt er ihn in den Kasten über dem Klavier und sagt: «Damit das Klavier kein Feuer fängt.» Agatha ist auch Schutzpatronin der Feuerwehren. Am Abend des 5. Februar habe in Wangen eine Feuerwehrmesse stattgefunden. Agatha ist ausserdem Schutzpatronin der Stadt Catania, der Armen und Hirtinnen, der Glocken- und Erzgiesser, der Weber sowie der Goldschmiede. Sie gilt als Helferin bei Brusterkrankungen, Viehseuchen, Erdbeben und Ausbrüchen des Vulkans Ätna.
Das Agathabrot von Kurt Willauer enthält entweder Halbweiss- oder Ruchmehl sowie Hefe, Wasser und Salz. Es ist also ein Brot ohne «Schnörkel», aber es ist gesegnetes Brot.