Kurz vor 7.45 Uhr. Noch dunkel. Neblig. Eisig kalt. Schneebedeckte Strassen. Die roten Hände umfassen das Lenkrad. Noch einmal blinken. Autos. Weitere Autos. Und da: eine Piste. Sieht aus wie eine Rennbahn. Auch schneebedeckt. Eine Frau winkt. «Rückwärts einparken und dann anmelden.» Ziel erreicht, das Verkehrszentrum in Tuggen. Vor dem Gebäude versammeln sich mehrere junge Erwachsene. Die winkende Frau begrüsst die Anwesenden: «Claudia Schneeberger, ich bin Fahrlehrerin in Zürich und wir werden heute zusammen den Kurs machen. Ist Duzen in Ordnung?» Der Weiterbildungskurs für Neulenker startet.
Es wird langsam hell draussen. Der Nebel steigt beim Fenster empor. Die Kursleitende wedelt mit einem Zettel. Die Erwartungen an den Kurs aufschreiben – geübter werden mit schwierigen Strassenverhältnissen. Theorie. Es geht nach draussen. «Perfekte Verhältnisse», freut sich die Fahrlehrerin über die immer noch mit Schnee und Eis bedeckte Piste. Sie verteilt magnetische Nummerschilder und Funkgeräte. Am eigenen Auto montieren, los geht es.
Knapp keinen Unfall gegeben
Erste Übung: Vollbremsung. Erst bei 30 km/h, dann bei 50 km/h. Überraschung zeigt sich bei den Teilnehmenden: Der Bremsweg ist viel länger als geschätzt. «Dann kommt auch noch die Reaktionszeit dazu. Patrick und Mike, geht mal in eure Autos.» Die jungen Männer fahren daher. Patrick auf der inneren Spur, Mike auf der äusseren. «Patrick, fahr voraus und mach plötzlich eine Vollbremsung. Mike, du sollst dann sofort abbremsen», fordert die Leiterin auf. Die Männer fahren los. Patrick bremst, Mike kurz danach. «Das hätte einen bösen Unfall gegeben», beurteilt eine Teilnehmerin die Situation aus der Nähe. «Deshalb ist es wichtig, dass immer genügend Abstand zum vorderen Auto gelassen wird, zwei Sekunden. Lasst euch auf den Strassen nicht stressen, selbst wenn euch ein Fahrer am ‹Füdli› klebt. Bei der nächsten Ampel habt ihr den Raser bereits wieder eingeholt.» Pause. Kennenlernen von Betriebssystemen am Auto. Vorausschauendes Fahren. Theorie. Ausprobieren auf der Strasse. Mittagspause.
Mittlerweile ist die Eisschicht auf der Piste geschmolzen. Eine weisse Fläche inmitten der Fahrbahn kommt zum Vorschein. Eine künstliche Eisbahn. Darauf ein roter Kreis eingezeichnet. Mit dem Auto dem Kreis entlangfahren. Zuerst langsam, dann schneller. Wenn das Auto rutscht, Notbremsung. Die Teilnehmer schleudert es umher. «Je mehr man steuert, desto mehr verliert man die Kontrolle. Nie gegensteuern!» Zu spät. Ein Teilnehmer dreht sich um die eigene Achse. Experiment: «Mike, zieh jetzt die Handbremse. Was denkt ihr, was passiert?», fragt Claudia Schneeberger in die Runde. Mike fährt an, will die Handbremse ziehen. Fehlversuch. Nochmals. Dieses Mal dreht er sich um 180 Grad auf der Eisfläche. «ABS übernimmt die Bremsdosierung. Die Handbremse wirkt nur auf die Hinterachse, weshalb das Fahrzeug dreht», erklärt die Fachfrau.
Führerausweis weg
«Was soll man dann tun?» Anfahren, kurz vor dem Kreis abbremsen, die Kurve bis in die Hälfte langsam fahren, beschleunigen. «Schaut darauf, nie ins Schleudern zu geraten. Wenn man ins Schleudern kommt, dann ist es zu spät.» Claudia erzählt Geschichten von Polizisten, die den Führerausweis entziehen mussten. «Ihr wart zu schnell unterwegs, wenn ihr die Kontrolle über das Fahrzeug verliert. Egal, ob es unter der Geschwindigkeitslimite war.» Die Teilnehmenden sprechen von ihren Erfahrungen. ‹Nichtbeherrschung des Fahrzeuges› und ‹unangepasste Geschwindigkeit› können teuer werden. Einige Teilnehmer hatten bereits einen Unfall – ihnen wurde die Probezeit verlängert, eine saftige Busse oder gar eine Zeit lang ein Führerausweisentzug auferlegt.
Zuversichtlich blicken die Teilnehmenden auf ihre Zettel mit den Erwartungen. Geübter werden in schwierigen Strassenverhältnissen – erfüllt. Noch ein Feedbackformular zum Schluss. Mit der Kursbestätigung, einem Gschänkli und natürlich mit neuem Wissen fährt einer nach dem anderen vom Gelände.