Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Region
14.12.2020
14.12.2020 09:07 Uhr

Bundesrat sorgt im Kanton Schwyz für Sprachlosigkeit

Die neuen Massnahmen des Bundesrat sorgen im Kanton Schwyz für rote Köpfe. (Screenshot)
Die neuen Massnahmen des Bundesrat sorgen im Kanton Schwyz für rote Köpfe. (Screenshot) Bild: Bund
Sperrstunde um 19 Uhr, keine Sonntagsverkäufe, keine Kultur – die Schwyzer Regierung soll über die Bücher gehen. Die Entscheide werden noch nicht kommentiert.

«Ich habe langsam das Gefühl, der Bundesrat verliert die Nerven.» CVP-Präsident Bruno Beeler ärgert sich – und redet Klartext: «Ich bin völlig gegen die Anordnungen des Bundesrats.» Die Einkaufsmöglichkeiten einzuschränken, treibe nur die Leute enger zusammen. Das könne nur noch als «dumm» bezeichnet werden. Für die Schwyzer Regierung sieht er deshalb im Moment praktisch keinen Spielraum. Sie müsse sich wohl oder übel dem Diktat aus Bern beugen, obwohl Schwyz die Massnahmen Anfang Woche habe verschärfen wollen. Bee­ler: «Es wurde schon ein Termin mit den Schwyzer Parteipräsidenten und den Fraktionschefs gesucht.»

Mit der bundesrätlichen Lösung würge man den Gastrobetrieben jedenfalls die Basis ab. Ein Speiselokal könne schliessen, wenn es um 19 Uhr die Türen für Gäste zuziehen müsse. Für Bee­ler wäre es deshalb ehrlicher, wenn man dann gleich alle schliessen und dann halt Entschädigungen zahlen würde.

«Einkaufs­möglichkeiten einzuschränken, treibt die Leute enger zusammen.»
Bruno Beeler, Präsident CVP Kanton Schwyz

Grundsätzlich Verständnis dafür, dass Massnahmen ergriffen werden müssen, hat SP-Präsident Andreas Marty. Er findet auch gut, dass Bund und Kantone koordinierter vorgehen. «Ich wäre aber dafür gewesen, dass die Restaurants im Kanton Schwyz bis 23 Uhr geöffnet bleiben können.» Das wäre aus seiner Sicht auch gut umsetzbar gewesen. Marty: «Ich hoffe jetzt, dass allein schon die Androhung dafür sorgt, dass die Eigendisziplin gestärkt wird.»

Ein gewisses Verständnis für die Massnahmen zeigt Heinz Theiler, Präsident des Kantonal-Schwyzerischen Gewerbeverbandes. Leider treffe es einmal mehr insbesondere die Gastrobetriebe hart. Beim Verband habe man sich als Kompromiss eine längere Öffnungszeit bis 21 Uhr erhofft. «Mit dem Wegfall der Sonntagsverkäufe für den Detailhandel müssen die betroffenen Betriebe mit massiven Einbussen rechnen. Ob diese Massnahme wirklich zielführend ist, wird sich zeigen», sagt Theiler. «Denn dadurch besteht die Gefahr, dass sich die Weihnachtseinkäufe auf die Samstage verschieben und es dann dort zu grösseren Menschenansammlungen kommt.»

«Es besteht die Gefahr, dass sich die Weihnachtseinkäufe auf die Samstage verschieben und es dann dort zu grösseren Menschenansammlungen kommt.»
Heinz Theiler, Präsident des Kantonal-Schwyzerischen Gewerbeverbandes

Die Regierung analysiert – und schweigt

Was bedeuten die Beschlüsse, welche der Bundesrat am Freitagnachmittag verkündet hat, konkret für den Kanton Schwyz? Müssen hier tatsächlich die Restaurants bereits um 19 Uhr schliessen, weil die Schwyzer Corona-Zahlen derzeit in die falsche Richtung deuten?

Vom Amt für Gesundheit und Soziales waren vorerst keine abschliessenden Antworten auf die Frage zu erhalten. Es gelte, die Entscheide des Bundesrats und deren Auswirkungen auf den Kanton zu analysieren, so Roland Wespi, der Vorsteher des Amts für Gesundheit und Soziales. Es sei aber so, dass der R-Wert im Kanton Schwyz über 1 liege.

Damit erfüllen sich vorläufig insbesondere auch die Wünsche der FDP nicht. Sie forderte noch am Donnerstag, dass die Regierung klar Stellung beziehe nach der Medienkonferenz. Die Regierung dürfe nicht mehr abwarten, «sondern muss rasch kommunizieren. Es geht um nichts weniger als die Glaubwürdigkeit – auch der kantonalen Behörden.» Die Zahlen sprechen aber eigentlich eine klare Sprache. Der Bundesrat lässt den Kantonen bei der Sperrstunde einen grossen Spielraum. Profitieren sollen jene Kantone, in denen die Werte jetzt tief sind, also die Westschweizer Kantone und der Kanton Obwalden. Sie dürfen etwa die Gasthäuser am Abend bis 23 Uhr offen halten, vorausgesetzt, die Nachbarkantone sind damit einverstanden.

Ein Corona-Grenzfall

Wichtig für den Bundesrat ist, dass die Reproduktionszahl bei den Corona-Infektionen unter 1 bleibt. Zudem muss die Anzahl der Neuinfektionen pro 100 000 Personen im 7-Tage-Mittel unter dem Schweizer Durchschnitt liegen. Dann besteht die Möglichkeit, dass die Betriebe bis 23 Uhr geöffnet haben.

Schwyz ist ein Grenzfall, was für die Behörden offenbar der Grund für die zögerliche Antwort sein könnte. Zusammen mit Glarus gehört Schwyz zu jenen Kantonen, deren Infektionszahlen zwar unter dem Schnitt liegen, die aber eine zu hohe Reproduktionszahl haben. Schwyz muss deshalb Bars, Restaurants oder Clubs um 19 Uhr schliessen. Basis sind die Werte, welche die ETH am 28. November und das BAG am 6. Dezember publiziert haben.

Redaktion, March24 & Höfe24