Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Sport
02.12.2020
02.12.2020 11:16 Uhr

Ladina Jenny: «Nur zuhause herumhocken wollte ich auch nicht»

Ladina Jenny schuftet im Kraftraum für die kommende Saison. (Bilder: Franz Feldmann)
Ladina Jenny schuftet im Kraftraum für die kommende Saison. (Bilder: Franz Feldmann) Bild: Franz Feldmann
Die Märchler Profi-Snowboarderin Ladina Jenny steht vor einer Saison der Bestätigung. Als Höhepunkt des Snowboard-Winters finden im Februar in China die Weltmeisterschaften statt. Da will sie eine Medaille holen.

Ein kalter, nebliger Morgen im späten November in Jona. Ladina Jenny steigt die drei Etagen zum Fitnesscenter Sipoba House hoch. Die Skipisten und die Sonne scheinen nicht nur meilenweit weg, sie sind es auch. Trotzdem gelten die Gedanken der 27-Jährigen der nächsten Saison.

Für die Märchler Snowboarderin soll es eine Saison der Bestätigung der guten Resultate vom letzten Winter werden.

Im letzten Winter holte Jenny gleich zum Saisonstart zwei Podestplätze in Russland. (Bild: Keystone)

Eine letzte Wettkampfperiode, die so gut angefangen hatte. «Ja, ich könnte mich an die orange Startnummer gewöhnen», sagt sie lachend. Denn ganz zu Beginn des Snowboardwinters 2019/20 durfte sie die Leader-Startnummer nach den Rennen in Russland tragen. Wenn auch nur für kurze Zeit stand sie im Gesamtklassement der Snowboarderinnen ganz zuoberst auf der Liste. Nein, nervös habe sie das nicht gemacht, eher beflügelt. «Es war ja ganz am Anfang der Saison», blickt sie zurück. «Aber wer weiss, wenn es im letzten Rennen der Saison gewesen wäre?», fragt sie sich. Schon möglich, wenn es am Schluss um die entscheidenden Punkte gegangen wäre, dass sie dann mit viel Nervenflattern am Start gestanden wäre.

Körperlich top fit

«Konditionell bin ich so bereit wie noch nie zuvor», sagt sie im Fitnesscenter, kurz bevor die Trainingseinheit beginnt. Sie ist sich bewusst, dass diese Aussage wohl auf fast alle Konkurrentinnen im Weltcup zutreffen wird. Denn alle hatten in diesem Sommer das gleiche Problem: keine Möglichkeiten für Ferien am Strand in der Wärme, dafür ganz viel Zeit für den Kraftraum. «In die Ferien konnte ich nach der letzten Saison ja nicht. Und nur zuhause herumhocken wollte ich auch nicht», schmunzelt sie.

  • Bild: Franz Feldmann
    1 / 2
  • Bild: Franz Feldmann
    2 / 2

Das Schneetraining begann Ende August. Immerhin konnte sie etwa gleich viele Vorbereitungstage auf dem Brett verbringen wie letztes Jahr zur gleichen Zeit. Auch aus diesen Trainingstagen nimmt Jenny ein gutes Gefühl mit. Nicht nur konditionsmässig, auch auf dem Brett fühlt sie sich bereit. «Die Wettkämpfe können kommen», sagt sie.

Ladina Jenny im Schneetraining:

Hat die in Wangen Wohnhafte während der Vorbereitungen im Vergleich zum letzten Jahr etwas verändert? «Nein, eigentlich nicht», sagt sie. Normalerweise wird die Zwischensaison dazu genutzt, viele Materialtests zu machen. Das hat die 27-Jährige in diesem Jahr bewusst nicht gemacht. «Die letzte Saison ist so gut verlaufen», hat sie sich selbst gesagt. Das Material stimmt für sie, damit war sie schnell unterwegs. Lieber will sie ihre Technik weiterentwickeln, als viel mit dem Material herumpröbeln oder gar zu wechseln.

Deutliches Ziel vor Augen

«Ich will am Ende der Saison auf dem Podest des Gesamtweltcups stehen», gibt sich Jenny ein klares Ziel vor. Als Höhepunkt in diesem Winter nennt sie die Weltmeisterschaften in Zhangjiakou in China. Am 26. Februar steht der Parallel-Riesenslalom auf dem Programm, am 28. Februar der Parallel-Slalom. Das sind ihre zwei Disziplinen. In der jetzigen Situation ist alles noch ein bisschen ungewiss. Auch die Snowboarder wissen nicht, wie es im Februar aussehen wird. «Ich hoffe schon, dass die Wettkämpfe stattfinden können», blickt Jenny voraus.

Als Schweizerin freut sie sich natürlich auf die Heimrennen in Scuol, auch wenn in dieser Saison an den Rennen keine Zuschauer zugelassen werden. «Klar haben wir nicht eine Stimmung wie im alpinen Weltcup», erklärt sie. «Aber trotzdem freut es mich immer wieder, wenn Freunde und Familie an der Piste mitfiebern.» Da sich auch in einer regulären Saison ohne Corona eher wenig Zuschauer an den Pistenrand eines Snowboardrennens verirren, ist die Umstellung für die Athleten nicht enorm gross, höchstens im Ziel. «Es wird schon komisch sein, ohne Zuschauer zu jubeln», stellt sich die ehrgeizige Snowboarderin den nächsten Winter vor. Ob mit oder ohne Fans: Um auf dem Podest des Gesamtweltcups zu landen, wird dies Ladina Jenny hoffentlich viele Male erleben dürfen. Dafür will sie auch mit dem heutigen Training sorgen. Rollen, Kraftgeräte und Jonglierbälle stehen bereit.

Franz Feldmann, Sportredaktion March24 & Höfe24