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Sport
11.11.2020

Kein Las Vegas, Tokyo und CSI Basel

Andy Kistler mit seinem Bronzepferd, das er zu seinem Abschied als Equipenchef der Schweizer Springreiter bekommen hat.
Andy Kistler mit seinem Bronzepferd, das er zu seinem Abschied als Equipenchef der Schweizer Springreiter bekommen hat. Bild: zvg
Der ehemalige Schweizer Equipenchef der Schweizer Springreiter Andy Kistler aus Reichenburg ermöglicht in einem Erlebnisbericht einen persönlichen Einblick in die letzten zehn Monate. Nun ist er als Präsident des CSI Basel gefordert. Auch dieser Grossevent musste vom Kalender genommen werden.

Viel Arbeit für wenig Ertrag. So könnte man dieses Jahr für mich beschreiben. Es hätte eine unglaubliche Zeit werden können. Die letzten acht Monate als Equipenchef der Schweizer Springreiter und das erste Mal als Präsident des CSI Basel – einer der drei grössten Reitsportevents in der Schweiz.

Es waren noch so viele sportliche Höhepunkte geplant. Etwa der Weltcupfinal in Las Vegas, wo vier Schweizer Reiter mit sehr guten Chancen auf den Sieg hätten starten können. Zum letzten Mal wäre ich mit dem Team am heimischen CSIO in St. Gallen angetreten, um nach drei zweiten Plätzen endlich wieder einmal den Sieg zu holen. Natürlich wären da auch noch die Olympischen Spiele in Tokyo gewesen…

Aber es ist – wie wir alle wissen – anders gekommen. Trotz allem gab es für mich einen schönen Abschluss meiner sieben Jahre als Equipenchef der Schweizer Springreiter. Ich wurde in diesem Jahr an den Schweizer Meisterschaften in Humlikon wunderbar verabschiedet. Die Ansprachen des aktuellen Europameisters Martin Fuchs und unseres Verbandspräsidenten Charles Trolliet haben mich sehr gefreut und berührt. In Anwesenheit des Grossteils der Equipe erhielt ich ein bronzenes Pferd als Erinnerung für meine Tätigkeit im Verband. Dieses wird in unserem Garten einen Ehrenplatz bekommen.

Für mich ist es eine fast unglaubliche Tatsache, dass ich Equipenchef eines Teams mit dem aktuell Weltranglisten-Ersten Steve Guerdat und dem zweitplatzierten Martin Fuchs im Springreiten sein durfte. Fünf Championats-Medaillen hat das Schweizer Team während meiner Amtszeit holen dürfen. Ganz speziell freut mich auch, dass ich in Michel Sorg, einem jungen Genfer, einen tollen Nachfolger gefunden habe. Ihn darf ich auch in Zukunft das eine oder andere Mal an wichtigen Reitsport-Anlässen vertreten. So zurücktreten zu dürfen, ist ein grosses Geschenk.

CSI Basel als grosser Event

Meine neue Herausforderung ist der CSI Basel. Ein Weltklasseturnier, das jeweils im Januar in der St. Jakobshalle ausgetragen wird. Über 20 000 Zuschauer, über 400 Offizielle und Helfer, über 100 Reiter, etwa 300 Pferde und ein beträchtliches Millionenbudget machen den CSI Basel aus. Das sind eindrückliche Zahlen. Schon seit Februar habe ich viel für das Turnier gearbeitet und war wöchentlich ein- bis zweimal in Basel. Da wir nie wussten, ob wir den Event wirklich durchführen können, haben wir alle Entscheide immer weiter nach hinten schieben müssen, das war nicht einfach. Der Vorverkauf beginnt normalerweise schon im August, diesmal planten wir, erst Ende November oder Anfang Dezember damit zu beginnen.

Der CSI Basel findet jeweils in der St. Jakobshalle statt. Bild: zvg

Es mussten viele Gespräche mit allen Lieferanten und weiteren Partnern geführt werden. Alle Abmachungen wurden so getroffen, dass bei einer definitiven Absage des Turniers keine Kosten zurückbleiben. Wir wollten den Anlass unbedingt durchführen, aber das finanzielle Risiko so tief wie möglich halten. So versuchten wir frühzeitig, eine Versicherungslösung für eine Absage wegen der Corona-Pandemie zu finden. Wäre der Anlass einen Tag vor der Durchführung gestoppt worden, unser Defizit wäre riesig gewesen. Unser Schutzkonzept war aufwendig.

Dann wurde entschieden, dass bis Ende Jahr in Basel nur Grossanlässe bis maximal 1000 Zuschauer durchgeführt werden dürfen. Das gab uns praktisch keinen Spielraum mehr, denn wir wollten unseren Anlass immer mit Zuschauern durchführen. Das hatte einerseits finanzielle Gründe, andererseits hätten wir den Sponsoren ohne Zuschauer zu wenig Gegenleistung bieten können. Ohne die vielen, begeisterten Zuschauer macht die Arbeit auch uns wenig Spass. Zudem hätten wir die Verantwortung für die Gesundheit aller Beteiligten nicht übernehmen können. Schliesslich mussten wir den CSI Basel schweren Herzens absagen, auch wenn wir die grossartige Solidarität der Sponsoren und der ganzen Region Basel gespürt haben.

Uns gibt viel Mut und Kraft, dass uns praktisch alle Sponsoren für den CSI Basel im Januar 2022 bereits ihre Unterstützung zugesagt haben. Zusätzlich haben wir uns ein grosses Ziel gesteckt: Wir bewerben uns im nächsten Jahr für den Weltcup-Final 2025. Es wäre einfach toll, wenn unsere aktuell fantastische Reiter-Generation ihr Können im eigenen Land zeigen könnte.

 

 

Sportredaktion, March24 & Höfe24