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Freienbach
23.12.2019
24.12.2019 13:23 Uhr

Der "Adler" in Hurden ist Geschichte

Das Gasthaus ist jetzt zu.
Das Gasthaus ist jetzt zu.
Den Adler in Hurden gab es seit fast 700 Jahren. Am Sonntag schloss das Gourmetlokal seine Türen für immer.

Für alle Feinschmecker der Grossregion Obersee war der 22. Dezember ein schwarzer Tag. Dann schloss das Gourmet-Restaurant Adler in Hurden. Das Wirtepaar Markus Gass und Christine Hess führten das Lokal in den letzten 18 Jahren zur Blüte. In einer Feinschmecker-Bibel steht über den 51-jährigen Spitzenkoch: «Markus Gass ist kein Tüftler, der wochenlang an seinen Gerichten herumlaboriert. Im Gegenteil: Mit 1 Michelin-Stern und 17 Gault Millau-Punkten wurde er auch dank Spontaneität, Inspiration und einem Hauch Nonchalance ausgezeichnet.»

Der «Adler Hurden» war nicht nur wegen seiner Spitzenküche bekannt, sondern auch wegen seines Wirtes. Im Adler kuschte niemand, nur weil das zum guten Ton der Spitzengastronomie gehört. Im Adler von Gass/Hess fühlten sich die Gäste buchstäblich wohl. Die überflüssig steife Etikette der sonstigen Gourmet-Tempel fehlte hier. Auch wenn das Haus noch so voll war, fand der Starkoch immer Zeit, vergnügt von Tisch zu Tisch zu gehen und seine träfen Sprüche, verbunden mit herzhaftem Lachen, von sich zu geben.

Warum schliesst der Adler?

Warum der Adler so abrupt «sterben» muss, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls gehörte das Haus früher dem Industriellen Stephan Schmidheiny, der in Hurden in seinen fulminanten Unternehmerjahren zwischen 1980 und dem Jahrtausendwechsel sein weitverzweigtes Firmengeflecht aufbaute. Dazu gehörten Mega-Unternehmensfusionen und gewichtige Anteile an Firmen wie Swatch/SMH von Nicolas Hayek, ABB, Landys+Gyr und vielen mehr.

Nachdem Stephan Schmidheiny nicht mehr in Hurden wohnte, übernahm seine von ihm geschiedene Frau Ruth Schmidheiny den Adler.

2018 liess sie das Restaurant mit erheblichem Aufwand stilvoll renovieren. Anfangs Juni dieses Jahres verstarb die geschätzte und zurückhaltende Dame jedoch überraschend an einem Herzinfarkt.

Nur drei Monate später gab das Wirtepaar Christine Hess und Markus Gass bekannt, sie würden den Adler Ende 2019 verlassen. Warum, darüber schweigt man sich aus. Christine Hess sagt dazu: «Wir haben uns mit der Familie Schmidheiny geeinigt und gehen in Frieden auseinander.»

Wo ihre nächste Station sein wird, weiss das Paar Hess/Gass noch nicht. Was umgekehrt mit dem Adler geschieht, weiss niemand. Man spricht davon, die Erben Schmidheiny wollten ihn in ein Wohnhaus umwandeln.

linth 24