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Schwingen
29.08.2025
29.08.2025 09:28 Uhr

«Tiere sind keine Preise»

Der stolze Hauptpreis des ESAF als Austellungsobjekt: Muni Zibu im Gabentempel.
Der stolze Hauptpreis des ESAF als Austellungsobjekt: Muni Zibu im Gabentempel. Bild: Thomas Renggli
Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest werden traditionell Muni, Kühe und Pferde als Preise vergeben. Der Schweizer Tierschutz (STS) mahnt: Tierwohl muss Vorrang haben.


Lebende Tiere als Preise am Schwingfest – eine Tradition, die für Diskussionen sorgt. «Wir sehen es kritisch, wenn Lebewesen als Preise ausgesetzt werden, da Tiere keine Sachen sind, sondern Lebewesen mit klaren Bedürfnissen», sagt Simon Hubacher, Leiter Medienstelle des Schweizer Tierschutzes STS.

Würde und Wohl

Für den STS ist die Vergabe von Tieren nur dann vertretbar, wenn deren Würde und Wohl jederzeit respektiert werden. «Das bedeutet: eine artgerechte Haltung vor, während und nach dem Fest, eine sorgfältige Auswahl der Besitzer und eine klare Verantwortung der Veranstalter, dass die Tiere nicht zu Symbolen degradiert werden», betont Hubacher.

«Immer eine Belastung»

Besonders heikel sei die Zurschaustellung in den Gabentempeln. «Längere Ausstellungen in engen Räumen sind für Tiere immer eine Belastung. Je kürzer die Dauer und je besser die Bedingungen, desto eher ist es vertretbar», so Hubacher. Rückzugsmöglichkeiten seien dabei zentral – «doch leider stellen wir immer wieder fest, dass diese fehlen.»

Auftritt in der Arena stressig

Auch öffentliche Auftritte vor Zehntausenden Zuschauern sieht der STS problematisch. «Stiere sind grundsätzlich keine Tiere, die für Massenveranstaltungen geeignet sind», erklärt Hubacher. Zwar gebe es ruhigere Tiere, die solche Situationen besser ertragen, «doch für die meisten ist das zweifellos stressig». Deshalb müsse ernsthaft geprüft werden, «ob solche Präsentationen wirklich nötig sind».

Klare Regeln gefordert

Damit Lebendpreise überhaupt vertretbar seien, brauche es klare Regeln für die Übergabe: «Es darf nicht dem Zufall überlassen werden, wohin ein Lebendpreis kommt», fordert Hubacher. «Nur Personen mit den nötigen Haltungsbedingungen und Fachkenntnissen dürfen ein solches Tier übernehmen – und das muss vorgängig kontrolliert werden.»

Veränderte Gesellschaft

An der Tradition festhalten oder nicht? Hubacher ist vorsichtig: «Traditionen haben in der Schweiz einen hohen Stellenwert. Gleichzeitig verändert sich die Gesellschaft und mit ihr die Erwartungen an den Umgang mit Tieren.» Der STS empfehle, Lebendpreise nur unter strengen Bedingungen zu vergeben – oder Alternativen wie Tierpatenschaften oder Beiträge an Tierwohlprojekte zu prüfen.

Thomas Renggli