Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Magazin
05.08.2025

Zeitungsknatsch an der Goldküste

War einmal: Den beliebten «Küsnachter» gibt es nicht mehr.
War einmal: Den beliebten «Küsnachter» gibt es nicht mehr. Bild: PD
In Küsnacht beginnt eine neue Ära der Lokalberichterstattung – allerdings unter strengerer Kontrolle der Politik. Dies gefällt nicht allen Einwohnern.

Ab dem 7. August 2025 ist der «Küsnachter Bote» die neue offizielle Dorfzeitung der Goldküstengemeinde. Sie ersetzt den bisherigen «Küsnachter», herausgegeben vom Lokalinfo-Verlag, dessen konsequenter journalistischer Stil unter Chefredaktorin Manuela Moser wiederholt für Spannungen mit der Gemeindeführung sorgte.

Chefredaktorin Moser freigestellt

Wie das Medienportal «Klein Report» schreibt, geriet Moser wegen ihrer Berichterstattung ins Visier des Gemeindepräsidenten Markus Ernst (FDP). In einem Gespräch im November 2024 machte Ernst dem Verlag klar, dass das Verhältnis zur Redaktion «zerrüttet» sei. Die Folge: Moser wurde im Januar 2025 freigestellt – eine Entscheidung, die sie mit dem Hinweis kommentierte, dass ihre «Kundschaft» die Leserschaft und nicht der Gemeindepräsident sei.

Kritik der Bevölkerung

Trotz Kritik aus der Bevölkerung wurde der Verlag in einem Submissionsverfahren um die amtlichen Meldungen schliesslich vom Gemeinderat aus dem Rennen genommen. Den Zuschlag erhielt die Fröhlich Info AG in Zollikon, Herausgeberin des «Zolliker Zumiker Boten». Diese bot die Dienstleistung zu rund halb so hohen Kosten (109'000 Franken) an wie zuvor Lokalinfo – so Ernst gegenüber dem «Klein Report» der ausschlaggebende Grund für die Neuvergabe.

Ab dieser Woche wird die Küsnachter Dorfzeitung an der Dachslerenstrasse in Zollikon produziert. Bild: zVg

Gemeinde im Beirat

Die neue Zeitung erscheint nun aus der Nachbargemeinde – mit einem von der Gemeinde mitgeprägten Beirat an ihrer Seite. Kritiker warnen vor einer schleichenden Aushöhlung der Pressefreiheit, während Ernst betont, dass die Redaktion unabhängig bleibe. Dennoch räumt er ein, dass kritische Rückmeldungen bei einzelnen Berichten Teil der Kommunikationsarbeit der Gemeinde seien.

Ende der Unabhängigkeit?

Mit dem Ende des «Küsnachter» schliesst sich ein Kapitel journalistischer Unabhängigkeit in Küsnacht – und ein neues beginnt, dessen Tonlage schon jetzt Anlass zur Sorge gibt.

Thomas Renggli