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Kulinarisches
03.08.2025
31.07.2025 15:39 Uhr

Burger aus dem Reagenzglas

ETH-Forschende züchten im Labor dicke Rindermuskelfasern, die echtem Fleisch sehr ähnlich sind.
ETH-Forschende züchten im Labor dicke Rindermuskelfasern, die echtem Fleisch sehr ähnlich sind. Bild: ETH Zürich
Einem Forschungsteam der ETH Zürich ist es gelungen, im Labor Muskelfasern zu züchten, die dem echten Rindfleisch verblüffend ähnlich sind.

In den Labors von Professor Ori Bar-Nur wachsen Muskelstränge aus echten Rinderzellen,  gezogen in kleinen Schalen mit Zellnährlösung. Noch wird das Laborfleisch nicht gegessen, denn es ist in der Schweiz nicht zugelassen. Aber erste Geschmacksberichte aus anderen Ländern sind vielversprechend.

Molekül-Mix als Schlüssel

Die Forschenden entnahmen Myoblasten, also Muskelvorläuferzellen, aus verschiedenen Rindfleischstücken wie Filet oder Huft. Mithilfe eines dreifachen Molekül-Cocktails schafften sie es, die Zellen in dichte, dreidimensionale Muskelfasern zu verwandeln. Ebenfalls enthalten die gezüchteten Fasern die gleichen Gene und Proteine wie echtes Rindfleisch.

Bisher waren solche Fasern im Labor meist sehr dünn, unfunktional oder nicht vollständig entwickelt. Der neue Ansatz könnte deshalb als technischer Durchbruch gelten.

Für Muskeltherapien gedacht

Ursprünglich diente der Molekül-Cocktail einem ganz anderen Zweck. Bar-Nur hatte ihn an der Harvard University entwickelt, um Therapien gegen Muskeldystrophie bei Mäusen zu erforschen. Dass sich die Methode nun auch zur Herstellung von Laborfleisch eignet, kam fast beiläufig heraus.

Ein Zukunftsmarkt

Weltweit arbeiten Start-ups an der Kommerzialisierung von kultiviertem Fleisch. In Singapur etwa gibt es bereits Chicken Nuggets aus dem Labor. In der Schweiz steht man dagegen noch am Anfang.

Der Vorteil: Laborfleisch könnte mit weniger Land, weniger Emissionen und ganz ohne Tierleid produziert werden.

Noch viele Hürden

Aktuell entstehen im Labor erst wenige Gramm Fleisch. Zudem müssen die verwendeten Moleküle vor dem Verzehr restlos entfernt werden. Auch das Zellkulturmedium ist teuer und nicht für den Verzehr zugelassen. Hier ist weitere Forschung nötig.

ETH Zürich/ Zürich24