Holzverarbeitung vom Mittelalter bis in die Gegenwart, heisst es am 16. und 17. August 2025. Der Startschuss zur Sägerei-Wanderung erfolgt in der Bütschwiler Hätschberg-Säge und endet im modernen Sägewerk in Dietfurt.
Toggenburg wandernd die geschichtsträchtige Entwicklung der Sägewerke im Toggenburg erleben. Dazu lädt die Bütschwiler-Museumsgesellschaft ein. Fritz Rutz, der mit der Hätschberg-Säge zwischen Mosnang und Lütisburg-Station bestens vertraut ist, zeichnet für die Wandertage Anfang August verantwortlich. Der pensionierte Holzfachmann und Mitglied der Museumsgesellschaft Bütschwil hat mit den WN die vier Sägereibetriebe besucht. «Die Sägereien im Toggenburg haben eine lange Tradition. Die Säge-Wanderung ist die erste Veranstaltung ihrer Art. Dabei kann ich auf ein mehrköpfiges OK zählen. Wir möchten Holzfachleute, Interessierte wie auch Familien einladen», freut sich Fritz Rutz.
Wasserkraft ein wichtiger Quell
Die Wandertage starten am Bahnhof Bütschwil und der erste Halt ist bei der Hätschberg-Säge die von einem 5.2 Meter grossen Wasserrad angetrieben wird. Während einige Sägereien im Raum Bütschwil aus Getreidemühlen entstanden sind, ist die Sachlage bei der Hätschberg-Säge eine andere. «Bereits 1580 wurde der Weiler Sägenbach erwähnt, der den Namen von dieser Säge erhalten hat», erklärt Adrian Scherrer, welcher für die Museumsgesellschaft die Säge betreut. Bis 2014 war die Säge noch funktionstauglich. Zwei Jahre später wurde das Wasserrad erneuert und misst nun fünf Meter im Durchmesser. «Das grosse Wasserrad treibt mit bescheidener Wassermenge ein Einfachgatter der Säge an. Ein kleiner Weiher unweit der Hätschberg-Säge dient als Wasserspeicher», sagt Rutz und ergänzt, nicht ohne Stolz, es sei auf der Wanderung die einzige Säge die mittels Wasserrad betrieben werde. An jeder Sägereistation sind Führungen geplant. «Die Erste beginnt um 8.45 Uhr im Hätschberg. Die letzte Führung des Tages ist um 17.15 Uhr in Dietfurt vorgesehen. Für das kulinarische Wohl sorgt Pia Brändle mit ihrem Team», freut sich Rutz.
Geschlossene Turbine im Aufeld
Nach der Hätschberg-Säge erreichen die Teilnehmenden wandernd nach etwa einer Stunde die Sägerei Aufeld. Das Sägewerk entstand etwa Ende des 18. Jahrhunderts. Sie wurde um 1844 auch als Öl- und Getreidemühle genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Wasserrad durch eine geschlossene Turbine ersetzt. «Die Aufeldsäge wurde 1984 stillgelegt, beherbergt aber ein kleines Sägereimuseum», erklärt Walter Wohlgensinger, der stolze Besitzer des alten Sägewerks mit dem Museum. Speziell an der Aufeldsäge, sei ein zweiter Weiher. Dieser sei nicht wegen der fehlenden Wassermenge nötig, sondern sorge für genügend Wasserdruck, so der Holzfachmann Fritz Rutz. In unmittelbarer Nähe zur historischen Sägerei befindet sich der moderne Holzbaubetrieb der Wohlgensinger AG, welcher Walter Wohlgensinger im Jahre 2015 an Simon Rutz aus Bazenheid verkauft hat. Für die Wanderer geht es weiter zur nächsten Station.
Wo Korn und Holz Trumpf ist
Mit der Taamühle folgt das nächste Wanderziel. «Die Mosterei und Sägerei im Taa hat eine bewegte Geschichte und gehört seit 1975 der Gemeinde Bütschwil und seit 1987 der Museumsgesellschaft im Baurecht», erzählt Hans Schönenberger, welcher die Sägerei in den letzten Jahren liebevoll restauriert hat. Einschneidend für die Sägerei sei sicher der Brand von 1929 gewesen. Dabei seien das Mostereigebäude und die Sägerei verschont geblieben, während die Mühle vom Brand zerstört worden sei. Ein Auszug «Geschichte der Taasäge» von Hans Schönenberger aus Lichtensteig zeigt auf, wie es vom Einfachgatter zum Vollgatter kam. «Es kann davon ausgegangen werden, dass im Taa bis etwa 1935 ein Einfachgatter im Einsatz war, der ab 1885 mit dem Einbau einer Schwamkrug-Turbine angetrieben wurde. Bei einem Durchgang konnte nur ein Brett gesägt werden. Danach musste der Sägewagen mit dem Stamm zurückgeschoben werden. Für den nächsten Sägegang wurde der zu sägende Stamm um die gewünschte Brett- oder Balkendicke seitlich verschoben. Um Bretter schneller zu sägen, wurde die Säge 1935 umgebaut. Es konnte in einem Durchgang der ganze Stamm zerlegt werden. Der Vollgattereinsatz wurde in den bestehenden Holzgatter eingebaut. Anstatt des grossen Sägewagens gab es je ein kleiner eiserner Vor- und Hinterwagen, auf denen das Holz eingespannt wurde.» Heute unterhält Hans Schönenberger die Säge in der Taamühle. Er ist dort aufgewachsen; sein Vater hat sein ganzes Leben in dieser Sägerei gearbeitet.
Moderne Holzverarbeitung
Nach drei Sägereien, deren Alter nicht von der Hand zu weisen ist, erreichen die Wanderer in Kengelbach bei der Sägerei Breitenmoser ihr Tagesziel und somit den Schritt in die Moderne. Fritz Rutz ist mit seinem Team zeitlich auf Kurs. Wir freuen uns auf viele Wanderer, die unsere Zeitreise in einer reizvollen Landschaft an den beiden Tagen begleiten. Die Strecken zwischen den Stationen können auch mit dem Velo auf der Strasse gefahren werden. Falls die Wanderung zu weit wird, haben wir von der Taamühle zum Kengelbach ein Shuttle-Dienst eingerichtet.