Die Suche nach Wohnraum in Zürich nimmt absurde Züge an. Aufgrund der extrem angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt greifen manche Interessierte zu ungewöhnlichen Mitteln. So wie die «NZZ» berichtet, durchforsten einzelne Wohnungssuchende sogar Todesanzeigen in der Hoffnung, eine frei werdende Immobilie zu finden.
Zielgerichtet gehen sie dabei vor: Zuerst wird die Adresse der verstorbenen Person ermittelt. Anschliessend erfolgt eine Abfrage beim Grundbuchamt, um den Eigentümer zu identifizieren. Danach wird ohne Ausschreibung eine Bewerbung für die mögliche Wohnung verschickt. Dieses Vorgehen, so wird berichtet, sei durchaus erfolgreich, da sich Hausverwaltungen so Inseratskosten sparen könnten.
Wenig Angebot – hohe Nachfrage
Trotz jährlich rund 30'000 Neuvermietungen in der Stadt Zürich bleibt das Angebot knapp. Zwar wird Wohnraum regelmässig frei, doch die Verfügbarkeit hält nur kurz an. Wie aus der Einschätzung eines Immobilienexperten hervorgeht, ist der Wohnungswechsel oft mit massiven Mietsteigerungen verbunden – bis zu 50 Prozent seien keine Seltenheit.
Die offizielle Leerwohnungsziffer im Kanton liegt bei nur 0,5 Prozent. Das Bundesamt für Statistik stuft diesen Wert als Notlage ein. Dennoch zeigt diese Zahl laut Fachleuten nicht die ganze Realität, denn viele Wohnungen sind nur für sehr kurze Zeit überhaupt verfügbar.
Politik blockiert
Ein zentrales Hindernis beim Ausbau des Wohnraums ist die geltende Baugesetzgebung. Wie in der Analyse weiter ausgeführt wird, wären verdichtete Bauweisen eine realistische Option. Mit angepassten Regeln könnten etwa Gebäude mit doppelt so vielen Stockwerken errichtet werden. Im Gegenzug könnte ein Teil der Wohnungen zu vergünstigten Preisen bereitgestellt werden – ein Modell, das trotz Auflagen wirtschaftlich attraktiv bliebe.
Konflikte um neue Regelungen
Verschiedene politische Kräfte haben zuletzt Vorschläge gemacht, um der Situation entgegenzuwirken. So wird über neue Mechanismen nachgedacht, die Einspracheverfahren unattraktiver machen sollen. Wer eine geplante Überbauung blockiert und damit nicht durchkommt, soll künftig die Kosten tragen. Zudem wird geprüft, ob Vermieter bei der Vergabe Schweizer und langjährige Einwohner bevorzugen müssen – eine Forderung, die in Form einer Volksinitiative eingebracht werden soll.