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Gesundheit
20.06.2025

Lehrabbruch wegen Psyche

Mehr als jede zweite lernende Person in der Schweiz berichtet von psychischen Belastungen während der Lehrzeit.
Mehr als jede zweite lernende Person in der Schweiz berichtet von psychischen Belastungen während der Lehrzeit. Bild: Kanton AR
Trotz hoher Zufriedenheit leiden viele Lernende unter psychischen Belastungen. Eine Studie zeigt: Jeder Vierte denkt daran, die Lehre vorzeitig zu beenden.

Wie SRF berichtet, zeigt eine breit angelegte Studie mit rund 45'000 Jugendlichen, dass die grosse Mehrheit der Lernenden in der Schweiz mit ihrer Ausbildung sehr zufrieden ist. Etwa 80 Prozent geben an, dass ihnen die Lehre gefällt. Sie schätzen besonders die Möglichkeit, Geld zu verdienen, Verantwortung zu übernehmen und sich beruflich weiterzuentwickeln. Gleichzeitig empfinden fast 90 Prozent ihre Tätigkeit als sinnvoll und identitätsstiftend.

Hohes Vertrauen

Viele Lernende fühlen sich in ihren Betrieben ernst genommen. Zwischen 80 und 90 Prozent gaben an, dass sie von Berufsbildenden und Lehrpersonen unterstützt werden. Drei Viertel berichteten, dass sich ihre Vorgesetzten auch für ihr persönliches Wohl interessieren. Diese zwischenmenschliche Unterstützung stärkt das Vertrauen in den Lehrbetrieb und fördert die emotionale Stabilität.

Auch der Umgang mit Stress gelingt vielen Jugendlichen gut. Freizeitbeschäftigungen wie Sport, kreative Tätigkeiten oder der Austausch mit Freunden helfen, das psychische Gleichgewicht zu wahren.

Gedanken an Abbruch

Trotz der hohen Zufriedenheit denken rund ein Viertel der Lernenden mehr als einmal daran, die Lehre abzubrechen. Besonders in sehr kleinen Betrieben kommt dieser Gedanke häufiger vor. Entscheidend für den Verbleib in der Lehre ist laut Studie vor allem der eigene Wille, nicht aufzugeben – dies gaben 80 Prozent als Hauptgrund an. Hinzu kommen das entgegengebrachte Vertrauen und der Wunsch der Eltern, dass die Ausbildung fortgeführt wird.

Psychische Probleme

Wie die Studie weiter zeigt, haben 61 Prozent der Befragten während ihrer Lehrzeit psychische Belastungen erlebt – darunter negative Gedanken, Stress oder sogar Erkrankungen. In 60 Prozent der Fälle wurden diese Probleme entweder durch die Lehre ausgelöst oder verschärft. Der Übergang von der Schule in den Berufsalltag wurde von vielen als besonders fordernd beschrieben.

Laut den Studienautoren ist die Frage nach psychischen Problemen offen formuliert worden, dennoch müsse die hohe Zahl ernst genommen werden. Die Daten deuten darauf hin, dass psychische Belastungen bei Jugendlichen weit verbreitet sind, auch wenn früher seltener offen darüber gesprochen wurde.

Kaum professionelle Hilfe

Besorgniserregend ist, dass bei 78 Prozent der Betroffenen im Betrieb oder an der Berufsschule nie ein Gespräch über psychische Probleme stattgefunden hat. Zwei Drittel der Jugendlichen teilten ihre Schwierigkeiten nicht mit den Verantwortlichen. Nur ein sehr kleiner Anteil – etwa 2 Prozent – hat professionelle Beratungsangebote genutzt.

Hilfe suchen viele Lernende stattdessen im privaten Umfeld: 55 Prozent wenden sich an Freunde, 44 Prozent an ihre Eltern. Wichtig ist ihnen vor allem, dass Hilfsangebote kostenlos sind und vertraulich bleiben.

Übergänge von Schule in Lehre

Die Studienverfasser schlagen vor, den Übergang zwischen Schule und Lehre besser zu gestalten. Da viele psychische Probleme bereits in der Schulzeit beginnen, wäre es hilfreich, wenn gewisse Informationen aus der Sekundarstufe – im Einverständnis mit den Jugendlichen – an die Lehrbetriebe weitergegeben würden. Das könnte dazu beitragen, Ängste vor dem Start in die Lehre zu mindern und Jugendliche gezielter zu unterstützen.

SRF/ Goldkueste24