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«Elias» als feuriges Musikdrama

Starke Bilder, starke Darsteller, eine starke Umsetzung: «Elias» begeistert das Zürcher Opernpublikum.
Starke Bilder, starke Darsteller, eine starke Umsetzung: «Elias» begeistert das Zürcher Opernpublikum. Bild: zVg
Mit der szenischen Umsetzung von Mendelssohns Oratorium «Elias» setzt das Opernhaus ein starkes Zeichen. Es ist die letzte Regiearbeit von Andreas Homoki. Von Ursula Litmanowitsch

Feuer und Flamme prägen diese Inszenierung. Real auf der Bühne sowie  emotional im Publikum, das sich zweieinhalb Stunden mitreissen liess und schliesslich an der Premiere am Pfingstmontag frenetischen Applaus spendete.

Starke Präsenz dank Homoki

Regisseur Andreas Homoki verleiht dem alttestamentarischen Stoff des Propheten «Elias»  durch eine klare, symbolische Bildsprache und reduzierte aber eindringlich geformte Theatralik eine starke Präsenz.

Denkanstoss zum Abschied?

«Vielleicht will Homoki ja dem Zürcher Publikum als Abschiedsgeschenk quasi einen Denkanstoss geben», meinte eine versierte Opernbesucherin. Dass der Prophet im eigenen Land nämlich nichts gilt ist zwar biblisches Bonmot, aber Homoki hat doch in Zürich viel bewegt und mutige Entscheidungen in den Inszenierungen getroffen. So auch mit der szenischen Umsetzung von «Elias». 

Papierflieger als Symbol

Die Papierflieger, die zum Schluss von der Oberbühne zu Boden schweben oder sich senkrecht herab stürzen, sind eine starke Allegorie. Zürichs Opernpublikum hat's verstanden.

Papierflieger sind Symbol für Kreativität. Und mit viel Kreativität hat Andreas Homoki  Opernhaus sowie Publikum stets auf Trab gehalten und heraus gefordert. Das Bühnenbild von Hartmut Meyer schafft zusammen mit den Kostümen von Mechthild Seipel zudem ein homogenes Ganzes. Die Bühne ist eine offene, fast sakrale Weite, in welcher Lichtstrahlen (Gestaltung Frank Evin) über karge Podeste fallen. Ein spannungsreicher Kontrast zwischen Zeitlosigkeit und Aktualität.

Bariton Gerhaher überzeugt

Bariton Christian Gerhaher gestaltet die Titelrolle des Elias mit beeindruckender vokaler Intensität und innerer Spannung – ein zerrissener, zutiefst menschlicher Prophet. An seiner Seite glänzen Julia Kleiter,  Wiebke Lehmkuhl, Raúl Gutiérrez und Mauro Peter mit stimmlicher Klarheit und gestalterischer Präsenz.

Stilsichere Bewegungen

Mit stilisierten Bewegungen schafft sich auch Sylwia Salamonska als toter und wieder erweckter Knabe eine fast ausserirdisch starke Bühnenpräsenz. Chorleiter Ernst Raffelsberger formt Chor und Zusatzchor der Oper Zürich zu einer vielstimmigen Volksseele: Mal anklagend, mal flehend, stets mit Wucht und Präzision.

«Die Menschen sind wir»

«Die Menschen auf der Bühne sind wir» sagt Regisseur Homoki dazu. Musikalisch entfaltet Dirigent Gianandrea Noseda mit der Philharmonia Zürich eine dramatisch aufgeladene Interpretation, die die kontrastreichen Facetten des Werks zwischen barocker Tradition und romantischer Klangfülle voll zur Geltung bringt.

Andreas und Aurelia Homoki, Susanne und René Braginsky (v.l.) im Foyer des Opernhauses an der Premiere von «Elias». Bild: Ursula Litmanowitsch

Packendes Finale

Im packenden Finale schiesst ein realer Feuereffekt vom Bühnenboden bis ganz hinauf in den Schnürboden – ein visuelles Sinnbild für Elias’ Begegnung mit Gott, das die Spannung löst und zugleich nachhallt. Eine der ganz starken Szenen, die einem Schauer über den Rücken jagt und gleichzeitig Trost vermittelt.

Die Premiere wurde mit lang anhaltendem Applaus bedacht – ein Abend von grossartiger künstlerischer Geschlossenheit. 

Weitere Vorstellungen von «Elias»  sind am 13., 17., 19., 21., 24., 26., 29. Juni sowie am 2. Und 6. Juli. 

Die Aufführung «Elias» in der Regie von Andreas Homoki wird unterstützt durch die «Susanne & René Braginsky Stiftung, Zürich».

Die Stiftung bezweckt die Förderung von Aktivitäten in den Bereichen Kultur Bildung und Soziales.

Ursula Litmanowitsch