Früher – also vor rund 100 Jahren – dauerte eine Ehe durchschnittlich etwa 15 Jahre, danach starb einer der Eheleute. «Viele Frauen starben im Geburtsbett und viele Männer bei der Arbeit», sagt Paar- und Familientherapeutin Claudia Bertenghi. «Und wenn man keinen neuen Partner oder keine neue Partnerin hatte, war die Chance gross, dass man armengenössig wurde.» Deshalb seien Patchworkfamilien damals fast die Regel gewesen. Interessanterweise dauert die durchschnittliche Ehe heute immer noch 15 Jahre – bei einer Scheidungsrate von 40 Prozent im Kanton Schwyz und 50 Prozent gesamtschweizerisch.
Belastung grösser als Lerneffekt
Wie Bertenghi weiss, sieht dies bei Patchworkfamilien aber etwas anders aus. Sie haben mit 65 Prozent eine deutlich höhere Trennungsrate, was ein bisschen dem Gedanken widerspricht, dass sie im Führen einer Ehe doch Übung hätten oder zumindest aus Fehlern gelernt haben könnten. «Die Leute lernen schon, aber die Belastungen in einer Patchworkfamilie sind höher als der Lerneffekt», so die Psychologin. «Deshalb ist es wichtig, dass wenn sich Eltern trennen, sie dies auf eine gute Art machen. Dass man weiter Eltern sein kann und wertschätzend miteinander umgeht.» Nur wenn man einander auf Elternebene friedlich begegnen könne, gelinge dies. Wenn Eltern oder Kinder aber einen Loyalitätskonflikt stemmen müssen, sei das sehr anstrengend für alle. Im Grunde gebe es sehr vieles zu beachten, wenn eine Patchworkfamilie wirklich funktionieren soll, erklärt die Expertin.