Bis 2003 verfügte die Schweizer Armee über ein geheimes Netzwerk von Kampfbunkeranlagen, ausgestattet mit Festungsminenwerfern. Diese Anlagen, einst als militärische Geheimwaffe eingestuft, sollten nach einem Entscheid des Parlaments von 2018 abgebrochen werden – der Feind schien nicht mehr existent.
Unter einem unscheinbaren Deckel verborgen, beherbergen die Bunker doppelte Werfer, die tödliche Granaten abfeuern können. Über hundert dieser Verteidigungsanlagen sind landesweit verteilt und sichern strategische Punkte wie Landesgrenzen und wichtige Verkehrsachsen.
Verkauf gestoppt
Noch bis kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die Armee mehrere dieser Bunker an private Vereine verkauft. Eine dieser Anlagen befindet sich in Trin im Kanton Graubünden und gehört zu den wenigen, deren Standort öffentlich bekannt ist. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine wurden weitere geplante Verkäufe gestoppt.
Der letzte Kampfbunker wurde 2003 fertiggestellt. Einige Jahre später wurden die Anlagen ausser Betrieb genommen und aus Sicherheitsgründen unbrauchbar gemacht. Doch dieser Zustand liesse sich mit relativ geringem Aufwand rückgängig machen.
Strategische Überlegungen
Der Aufbau des gesamten Bunkernetzes kostete den Bund eine Milliarde Franken – ebenso viel hätte der Rückbau gekostet. Damals sprach Verteidigungsminister Ueli Maurer vom Ende des Reduit-Konzepts. Nun gibt Armeechef Thomas Süssli erstmals öffentlich zu erkennen, dass er eine Reaktivierung einzelner Bunker für möglich hält.
Viele dieser Anlagen seien in gutem Zustand. Mit parlamentarischer Zustimmung könnten sie rasch wieder betriebsbereit gemacht werden. In gewissen unzugänglichen Geländeabschnitten wären diese Festungsminenwerfer nach wie vor militärisch relevant, da es dort keine anderen Einrichtungen gebe.
Politische Reaktionen
Die politische Einschätzung ist gespalten. Während SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf die Pläne als «Retro-Nostalgie» abtut und auf die Verwundbarkeit der stationären Systeme hinweist, hält Süssli dagegen: Ein einfacher Angriff reiche nicht aus – es brauche einen gezielten Volltreffer, um die gut geschützten Anlagen zu zerstören.
Unterstützung kommt hingegen von SVP-Ständerat Werner Salzmann. Er hatte sich schon früher gegen den Rückbau gewehrt. Angesichts der Grabenkämpfe in der Ukraine sei es durchaus denkbar, dass solche Bunker im Ernstfall wertvolle Dienste leisten könnten.
Zwischennutzung und Perspektiven
Aktuell sollen die mehr als hundert Kampfbunker vorerst nicht als Waffensysteme genutzt werden. Geplant ist, sie bei Bedarf als Munitionslager oder Unterkünfte für Truppen einzusetzen. Eine vollständige Reaktivierung der Waffen käme nur bei einer spürbaren Verschärfung der sicherheitspolitischen Lage infrage.