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Freienbach
13.10.2020
19.10.2020 11:03 Uhr

Beste Steinmetzin der Schweiz

Marlena Senne, Steinmetzin bei der Kuster J. & A. Steinbrüche AG Bäch, ist die Gewinnerin der diesjährigen Berufsmeisterschaften. Neben Freude über die Goldmedaille äussert Senne auch Selbstkritik: «Ich war überrascht über den Sieg, ich habe Fehler gemacht, die nicht hätten passieren dürfen.» (Bild: SwissSkills)
Marlena Senne, Steinmetzin bei der Kuster J. & A. Steinbrüche AG Bäch, ist die Gewinnerin der diesjährigen Berufsmeisterschaften. Neben Freude über die Goldmedaille äussert Senne auch Selbstkritik: «Ich war überrascht über den Sieg, ich habe Fehler gemacht, die nicht hätten passieren dürfen.» (Bild: SwissSkills) Bild: SwissSkills
Kein anderer Steinmetz und keine andere Steinmetzin beherrscht sein oder ihr Handwerk so gut wie Marlena Senne aus dem Hause Kuster in Freienbach. Die 20-Jährige stellte im September an den SwissSkills in Schmerikon ihre drei Kontrahenten in den Schatten.

Gleich zwei Kandidaten durfte die Freienbacher Kuster J. & A. Steinbrüche AG Bäch an die diesjährigen Schweizer Meisterschaften der Steinmetze schicken. Und das nicht zum ersten Mal. «Seit der Gründung 1882 haben immer wieder Mitarbeitende von uns an Meisterschaften teilgenommen – auch an internationalen Wettbewerben», erzählt Franz Kuster, Steinmetzmeister und Verwaltungsratsmitglied des Natursteinwerks. Das Traditions- und Ausbildungsunternehmen mit rund 40 Mitarbeitenden wird heute bereits in der vierten Generation geführt. 

Wer Steinmetz oder Steinmetzin werden möchte, braucht neben handwerklichem Geschick, Geduld und praktischem Verständnis auch ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen sowie eine robuste gesundheitliche Konstitution. Während früher ausschliesslich Männer diesen Beruf ausübten – da es viel Kraft brauchte, die schweren Steine herumzutragen –, üben heute, da Maschinen die Schwerstarbeit für die Steinmetze erledigen, auch viele Frauen den Beruf aus.

So auch die Zürcherin Marlena Senne, die bei Kusters ihre Lehre abgeschlossen hat und vorläufig in Freienbach bleibt. Ihr gefällt vor allem die künstlerische Seite des Berufs: «Ich mag das Zeichnen und bin gerne kreativ», so die 20-Jährige. Vor allem gefalle ihr am Beruf, dass sie ihre Arbeit noch Jahre später begutachten kann, etwa wenn sie bei der Renovation einer Kirche mitgeholfen hat. «Das ist ein schönes Gefühl.»

«Ich war überrascht über den Sieg. Ich habe Fehler gemacht, die nicht hätten passieren dürfen.»
Marlena Senne, Steinmetz-Schweizermeisterin 2020

Den anderen sieben Punkte voraus

Ihre Passion und ihr Talent für den Beruf wurden an den SwissSkills vom 14. bis 17. September für alle sichtbar, als sie sich in Schmerikon den Meistertitel holte. Dass die Steinmetzin das Zeug zum Sieg hatte, wusste Franz Kuster, war dann aber doch überrascht, wie gut Marlena Senne abschnitt. So holte sich die Zürcherin insgesamt 90,31 Punkte, der zweitplatzierte St. Galler Tobias Hörler 83,44 Punkte und die drittplatzierte Lena König aus Bern 82,42. Maurizio Tschirky, ebenfalls aus dem Hause Kuster, landete mit 80,06 Punkten auf dem vierten Platz.

Roman Müller (l.), Fachvorgesetzter von Marlena Senne, und Verwaltungsratsmitglied Franz Kuster sind stolz auf die 20-Jährige: «Sie hat sich den ersten Platz mit viel Einsatz, Talent und Kreativität verdient.» (Bild: Anouk Arbenz) Bild: Anouk Arbenz

Schnell und sehr genau

Sennes grösster Vorteil: ihr gutes Zeitmanagement. Die 20-Jährige ging die Aufgaben selbstbewusst an und konnte gut mit dem (Zeit-)Druck umgehen. «Sie war bereits eine Viertelstunde vor Schluss mit allem fertig und hatte so Zeit, alles zu säubern und das Werkstück schön zu präsentieren», erzählt Kuster. «Ich glaube, das hat den Unterschied gemacht.»

Marlena Senne arbeitete aber nicht nur schnell, sondern auch sehr präzise, wie August Kuster, der Teil des Expertenteams an den Meisterschaften war, erklärt: «Schon der Gesamteindruck war sehr gut und gab viele Punkte, die Messungen haben diesen Eindruck dann bestätigt. Marlena hatte nur kleine Abweichungen.» Mit ihrem Sieg an den Schweizer Meisterschaften darf Senne nun an den EuroSkills 2022 antreten. Dafür muss sie bald mit dem Trainieren beginnen.

Anouk Arbenz, Redaktion March24 und Höfe24