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Sport
24.09.2020

Frauenfussball immer noch zu wenig beachtet

Bild: ff
Nach wie vor kämpft der Frauenfussball um die Akzeptanz. Lachen/Altendorf ist momentan der einzige Fussballclub in der Region Ausserschwyz, wo Frauen und Mädchen traditionell gut eingebettet Fussball spielen können. Dies mit Erfolg: Die Frauen des FCLA sind mit fünf hohen Siegen in die neue Saison gestartet; drei Siege in der Meisterschaft, zwei im Cup.

Schaut man die letzten Jahr an, könnte man den Eindruck bekommen, dass der Frauenfussball am Boomen ist. Könnte man meinen. Die Schweizer Frauen-Fussballnationalmannschaft spielt seit Jahren relativ erfolgreich, die Frauen-WM wurde zum Medienspektakel. Nicht so in unserer Region. Nachdem zuerst Feusisberg-Schindellegi, dann der FC Freienbach seine weiblichen Mannschaften von der Meisterschaft abgemeldet haben, bleibt einzig noch der FC Lachen/Altendorf, der den jungen Mädchen oder den Damen eine Möglichkeit bietet, Fussball zu spielen. Fünf Mannschaften nehmen in der Meisterschaft teil: Die Frauen in der 3. Liga, die Juniorinnen A+, jeweils ein Team bei den C-, D- und E-Juniorinnen.

Erfolgreich in der 3. Liga

Die aktiven Damen tun dies zudem äusserst erfolgreich. In der 3. Liga stehen sie nach drei Spielen mit einem Torverhältnis von 24:1 ungeschlagen an der Tabellenspitze, im Regionalcup haben sie soeben mit einem souveränen 6:1-Sieg gegen den Zweitligisten Uster die 3. Runde erreicht.

Trainiert wird die Mannschaft seit anderthalb  Jahren vom Gespann Daniel Albrecht und Patricia Elmer. Offiziell ist Elmer Assistenztrainerin, aber Albrecht winkt ab: «Patricia ist viel mehr eine Co-Trainerin, über die ich sehr froh bin.» Denn sie kann Bereiche abdecken, die er nicht kann – und umgekehrt. 

Eher zurückhaltend ist Elmer, wenn es um den Stellenwert des Damenteams innerhalb des Vereins geht. «Wir haben zwei Personen, die tun unglaublich viel für uns», sagt sie. Duska Schwyter in der Administration und Vorstandsmitglied Julia Cotti möchten beide hervorheben. Weniger Freude hat Elmer daran, dass Frauenfussball auch heutzutage noch nicht den Stellenwert geniesst, den er eigentlich erhalten sollte. «In Deutschland ist es normal, dass nach der ersten Mannschaft der Herren gleich die erste Damenmannschaft kommt. Diese spielt ebenfalls auf dem Hauptplatz.» In Lachen spielt der unmittelbare Nachwuchs, die Juniorinnen A+, seine Meisterschaftsspiele im Seefeld und nicht im Peterswinkel. Das stört die beiden Trainer. Ebenfalls unangebracht finden die beiden, dass, wenn Hilfe im Verein gebraucht wird, ganz schnell die Frauen angefragt werden. «Dann sind wir plötzlich wichtig.» Und nicht dann, wenn Material fürs Training benötigt würde. Man hört von anderen Klubs Kurioses: Wird eine Damenmannschaft aufgelöst, ist oft die grösste Sorge, wer nun in der Festwirtschaft mithilft. «Und wer frittiert an der Chilbi die Pommes-frites?», machte auch schon die Runde. Diesen Spruch hat Albrecht zum Glück in Lachen noch nie gehört.

Vielleicht ändert sich das ja mit dem sportlichen Erfolg. Vielleicht. Denn auch die Bekenntnisse des Schweizer Fussballverbandes kommen nur halbherzig daher. Sucht man eine Frauenmannschaft auf dem Internet, so sind die Damen-Teams jeweils ganz am Schluss eines Vereins aufgeführt.

«Im Frauenfussball ist es viel familiärer. In der Regel organisieren wir alles selbst», so Dani Albrecht. «Es gibt keine Sponsoren, die anstehen, keinen Donatorenclub.» Was sind die Perspektiven der einzigen Damenmannschaft am linken Ufer des oberen Zürichsees? «Ganz klar der Aufstieg», sagt Albrecht sofort. «Direkt nach dem Abstieg haben wir uns alle zusammengesetzt und dies thematisiert.» Schon letztes Jahr galt dieses Ziel mit einem kleineren Kader. Jetzt trainieren mindestens 17 Spielerinnen. 

Solide 2. Liga-Mannschaft

Beide haben die gleiche Philosophie: «Nur das Team zählt, nicht die Einzelspielerin. Denn am Schluss steht in der Rangliste nicht ein einzelner Name einer Spielerin sondern das Team.» Wichtig ist für Patricia Elmer vor allem die Harmonie. «Ich sehe bei vielen Teams, dass sich die Spielerinnen auf dem Feld ankeifen, das wollen wir nicht.» Dazu braucht es zwischen Mannschaft und Trainerstab eine offene Kommunikation, «auch wenn es manchmal unangenehm ist», so Albrecht. Wo solls hingehen? «Wir wollen eine solide Mannschaft in der 2. Liga haben. Alles andere ist eine Frage der Ressourcen», sagt Albrecht. «Der Aufwand für eine 1. Liga ist viel grösser, den müsste man konsequent auf sich nehmen.» Er wäre vielleicht dabei. Aber vorerst stehen ganz andere Ziele an: Die Saison weiterhin so erfolgreich zu gestalten.

Franz Feldmann, Redaktion March24 & Höfe 24