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06.10.2024
02.10.2024 11:30 Uhr

Gestohlene Waffen, grünes Wasser und ein Ultimatum

Das Wrack des US-amerikanischen Bombers am Stockberg.
Das Wrack des US-amerikanischen Bombers am Stockberg. Bild: warbird.ch
Während des Zweiten Weltkriegs stürzte ein US-Bomber am Stockberg ab. Er wurde von der Schweizer Luftwaffe abgefangen. Doch was passierte eigentlich nach dem Absturz? Dazu gibt es einige kuriose Erzählungen.

 Im Jahr 1944 stürzte beim Stockberg ob Siebnen ein US-Bomber des Modells B17 ab, nachdem er von der Schweizer Luftwaffe beschossen wurde. Historiker David Mynall weiss einiges davon zu berichten, was danach geschah. Es sind Erinnerungen und Erzählungen von Zeitzeugen, wie er sagt.

Primär mündliche Überlieferungen

Schriftliche Quellen dazu gäbe es nicht. Beispielsweise sollen die Maschinengewehre des abgestürzten Flugzeugs von Leuten aus der Umgebung mitgenommen worden sein. Erst nachdem die Militärpolizei ein Ultimatum gestellt hatte, seien diese wieder neben das Wrack gelegt worden. Und: «Mein Grossvater war oben und hat Munition der Maschinengewehre mitgenommen und in Siebnen an Interessierte verkauft.» Damit sei er nicht alleine gewesen. Zudem hätte er grosses Glück gehabt, nicht von der Militärpolizei erwischt worden zu sein. Denn: «Sie kam gleich nach Abschluss der letzten Verkäufe in das Restaurant », so Mynall. «Dass die Geschichte nicht ganz frei erfunden ist, beweisen Patronen, welche den Weg zu mir gefunden haben.»

Patrone aus dem Flugzeug. Bild: David Mynall

Doch nicht nur Waffen sollen aus dem Wrack gestohlen worden sein. Noch Jahre nach dem Absturz seien Männer vom Stockberg am Siebner Märt mit amerikanischen Bomberjacken gesichtet worden – so zumindest wird es sich erzählt.

Grünes Wasser für spätere Rettung

Laut Mynall gibt es auch Geschichten darüber, dass das Wasser eines nahe gelegenen Bachs nach dem Absturz grün gefärbt gewesen sei. «Das passt, die Bomber hatten grüne Flüssigkeit geladen, um bei einem Absturz in ein Gewässer die Absturzstelle für Rettungsteams zu kennzeichnen», sagt er. Dies bestätigt Dani Egger, Autor des Buches «Fremde Flugzeuge in der Schweiz».

Crew interniert

Die Besatzung des Flugzeugs sprang bekanntlich bereits über Dübendorf aus der Maschine – alle überlebten den Sprung. Was nachher mit ihr passierte, ist nicht genau hinterlegt. Es ist aber anzunehmen, dass die Crew der B-17 nach ihrem Absprung verhört und dann in Intrenierungslager gebracht wurde. Viele der Internierten versuchten zu fliehen, wobei über die Hälfte erfolgreich war, unterstützt von einer verdeckt agierenden US-Organisation. Wer wieder gefasst wurde, landete im berüchtigten Luzerner Straflager Wauwilermoos.

Maschine zerlegt und wahrscheinlich als Altmetall verkauft

Das Wrack des Bombers wurde schließlich abtransportiert und verschrottet. Fluguntaugliche Flugzeuge, die in der Schweiz notgelandet waren, wurden in ihre Einzelteile zerlegt und das Material als Altmetall verkauft. Maschinen, die noch flugfähig waren, wurden teilweise nach England überführt und dort ebenfalls zerlegt. Nur sehr wenige dieser Flugzeuge wurden zurück in die USA gebracht, da der Aufwand und die Kosten für die Überführung zu hoch gewesen wären. Altmetall erzielte hingegen in dieser Zeit gute Preise, weshalb das Material der abgestürzten Flugzeuge meist als solches weiterverkauft wurde. 

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Den ganzen Bericht findest du im «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt» in der Ausgabe vom 2. Oktober 2024. Noch kein Abo? Hier gehts zur Bestellung.

Martin Bruhin, Redaktion March24 & Höfe24