Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin

Das Zurich Jazz Orchestra stellt oft Frauen in den Mittelpunkt

Die Hornistin Anja Huber gehört auch zum Ensemble, das bald das Musical «Billy Elliot» spielen wird.
Die Hornistin Anja Huber gehört auch zum Ensemble, das bald das Musical «Billy Elliot» spielen wird. Bild: zVg
Die letzte Saison vor dem 30-Jahr-Jubiläum, das 2025 fällig ist, wurde gerade eröffnet. Frauen nehmen darin einen grossen Platz ein. Im Orchester sind sie zwar noch in der Minderheit, aber der musikalische Leiter plant, ihren Anteil zu erhöhen. Eine von ihnen, die Hornistin Anja Huber, im Porträt.

Ariane Gigon

Anja Huber hat in Zürich ein doppeltes Zuhause gefunden: zuerst die Stadt und ihre Umgebung, die sie durch das Musical «Ich war noch niemals in New York» von Udo Jürgens entdeckt hat. Aber vor allem das Zurich Jazz Orchestra (ZJO) hat ihr vor drei Jahren ein neues Zuhause gegeben, als sie vom musikalischen Leiter Ed Partyka eingeladen wurde. Seither wirkt die Hornistin aus dem Schwarzwald an zahlreichen Projekten von Big Bands mit.

Keine Zeit für Langeweile

Mit ihrer Tätigkeit als Lehrerin, ihren Auftritten als freischaffende Musikerin und dem ZJO hat Anja Huber (51) kaum Zeit, sich zu langweilen. Insbesondere, da sie sich auf ein Solo für ein Programm vorbereitet, das am 21. November zusammen mit Dave Taylor und Daniel Schnyder präsentiert wird. «Ich spiele nur, wenn die Partitur Stellen für mein Instrument vorsieht, was nicht immer der Fall ist. Ich habe das Glück, mit Ed Partyka einen musikalischen Leiter zu haben, der das Horn sehr schätzt und sogar schon Werke speziell für dieses Instrument arrangiert hat und die Melodie in die Hornstimme geschrieben hat.»

Der Bassposaunist und Tubist, der das ZJO seit 2021 leitet, bestätigt: «Ich mag das Horn sehr, da es sehr vielseitig ist. Es liegt zwischen Trompete und Posaune und erzeugt sofort einen orchestralen Klang. Ich komponiere auch sehr gerne für dieses Instrument, das aus unerklärlichen Gründen im Jazz in Vergessenheit geraten ist. Aber es erlebt ein Comeback. Das Horn stammt aus der klassischen Musik, aber es hat im Jazz definitiv seinen Platz.»

Eher zufälliger Entscheid

Auch Anja Huber kommt aus der klassischen Musik. Die Wahl des Horns? «Die Entscheidung fiel eher zufällig», erklärt sie. «Ein Vater leitete den Musikverein unseres Dorfes, und die ganze Familie spielte ein Instrument – ausser meiner Mutter, die lieber sang. Das Blasorchester suchte jemanden, der Horn spielen konnte, und mein Vater dachte, das wäre etwas für mich. Er hat sich nicht geirrt! Ich liebe mein Instrument sehr und kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu spielen.»

Studium in den USA

Nach ihrem Studium der Orchestermusik in Freiburg im Breisgau studierte sie ein Jahr in den USA, bevor sie ihre Studien an der Folkwang Hochschule in Essen im Ruhrgebiet fortsetzte. Danach erwarb sie vor allem in Stuttgart umfangreiche Erfahrungen im Musical-Bereich. «Miss Saigon», «Tanz der Vampire», «Das Phantom der Oper», «Elisabeth»: Sie kennt die grossen Klassiker. «Ich fühle mich sehr wohl in diesem Genre, das ich über zehn Jahre lang praktiziert habe», betont die Musikerin. Sie gehört auch zum Ensemble, das das Musical «Billy Elliot» ab Anfang November bis März+ in Zürich spielen wird.

Zwei Frauen unter neunzehn Männern

Anja Huber hat also viele Talente. Zwischen Big Bands und Musicals ist sie auch in der Lage, Kammermusik zu spielen. Ihre Vorliebe jedoch gilt die Big Band. «Zusammen zu spielen, ist grossartig. Wenn plötzlich die Harmonie aus unseren verschiedenen Teilen entsteht, ist das fast magisch. Man spürt die Energie eines neuen Klangs und denkt: ‹Wow, jetzt haben wir es!›.» Neben dem Dirigenten besteht das ZJO aus zwanzig Musikern, darunter zwei Frauen: Anja Huber und Sophia Nidecker, die Tuba spielt. Ist diese kleine Zahl ein Problem? «Nein, überhaupt nicht», antwortet die Hornistin. «Wir sind das gewohnt. Ausserdem sind die Aushilfen oft Frauen. Die Dinge ändern sich allmählich. Immer häufiger werden Komponistinnen und Solistinnen engagiert.»

Ed Partyka erinnert daran, dass es noch viele Orchester gibt, in denen keine Frauen vertreten sind. Er setzt sich dafür ein, den Frauenanteil in seinem Orchester zu erhöhen. Ausserdem hat er die Reihe «Female Composers» ins Leben gerufen. Am 24. Oktober wird die Komponistin und Pianistin Nikki Iles im Mittelpunkt stehen. Am 2. November wird auch Sarah Vaughan geehrt, die 2024 hundert Jahre alt geworden wäre.

Lob an die Adresse des sehr treuen Publikums

Seit der Eröffnung des Clubs Moods im Jahr 2000 ist das ZJO regelmässiger Gast dort. Und seit einigen Monaten kann das Orchester in seinen eigenen, speziell für es entworfenen Räumlichkeiten im Kreis 5 proben: dem Jazzhaus. «Die Akustik, die speziell für eine Big Band konzipiert wurde, ist fantastisch», erklärt der musikalische Leiter, der auch das «sehr treue Publikum in Zürich» lobt.

Ariane Gigon/Zürich24