Welche Jobs sind kurzfristig am gefährdetsten, durch Roboter ersetzt zu werden?
In der Produktion gibt es viele monotone Arbeiten, die noch immer von Hand gemacht werden. Diese Arbeitsplätze werden vermutlich verschwinden. Im Bereich Service – also alles, was mit Verkauf zu tun hat – wird wahrscheinlich alles automatisiert. In der Folge werden immer weniger Verkaufsstellen angeboten.
Welche Jobs können nie durch Roboter ersetzt werden?
Es gibt Bestrebungen, Roboter im Pflegebereich oder im Haushalt einzusetzen. Klar, Roboter werden immer besser, aber ich bin der Meinung, dass man dort die Menschen nicht komplett durch Roboter wird ersetzen können. Der zwischenmenschliche Kontakt wird wichtig bleiben. Zudem stossen Roboter häufig an ihre Grenzen, sobald der Prozess leicht anders ist als der, wofür sie programmiert sind.
Fördert der Fachkräftemangel den Trend zur fortschreitenden Automatisierung?
Es gibt hierbei zwei Aspekte zu beachten. Erstens: Robotersysteme sind komplexe Technologien. Das heisst: Es braucht hochqualifizierte Arbeits-kräfte, um sie zu entwickeln, zu warten und neu zu programmieren. Das Problem des Fachkräftemangels wird hierbei also nicht gelöst. Zweitens könnten durch die Automatisierung auch Jobs geschaffen werden.
Warum das?
Während des Frankenschocks war die Angst der Unternehmen gross, die Produktionsanlagen ins Ausland verlagern zu müssen, weil es hier schlicht zu teuer ist. Das ist teilweise auch geschehen. Was jetzt aber passiert, ist das Gegenteil: Weil wir nun Prozesse flexibel automatisieren können, kommen sie wieder zurück, es wird also tendenziell wieder mehr in der Schweiz produziert. Dadurch entstehen hier wieder Arbeitsplätze. Und zwar nicht nur für Ingenieure, sondern auch für Produktionsmitarbeitende, also solche, welche die Anlagen betreuen.
Und wenn die Produktion voll automatisiert würde?
Eine Produktion ohne Mitarbeitende und nur mit Robotern wird es nie geben.
Welche Chancen bietet die Robotik?
Eine grosse Chance sehe ich dort, wo die Arbeit gefährlich ist für Menschen, zum Beispiel, wenn man es mit Chemikalien zu tun hat. Aber auch bei anstrengenden Arbeiten, die zum Beispiel zu Rückenproblemen führen, macht es Sinn, dass diese von Robotern übernommen werden. Viel Potenzial sehe ich auch in der Medizintechnik und der Rehabilitation, wo man Therapieroboter oder assistive Systeme für Menschen mit Behinderungen entwickelt. In der Schweiz sind einige innovative Firmen auf dem Gebiet aktiv. Ein weiteres spannendes Anwendungsfeld ist die Architektur, da Roboter beliebige Formen bauen und so einzigartige Gebäude schaffen können.
Welcher Bereich der Robotik hat in Ihren Augen das grösste Wachstumspotenzial?
Eindeutig die Service-Robotik. Das Wachstum der Stückzahlen über die letzten zehn Jahre war exponentiell. Wenn man Staubsauger, Rasenmäher und intelligente Spielzeuge auch als Roboter betrachtet, ist die Stückzahl gar im Millionenbereich.
Apropos Staubsauger: Wann kann mit dem ersten erschwinglichen Haushaltsroboter gerechnet werden, der mein Geschirr wäscht und die Kleider zusammenlegt?
Es gibt sehr viele Forschungsarbeiten diesbezüglich. Es gibt Roboter, die zum Beispiel abwaschen können. Wenn man sich die Videos aber anschaut, sieht man, dass sich die Anwend-barkeit in Grenzen hält. Da braucht es noch sehr viel Entwicklungsarbeit. Die Frage ist auch, wann ein solcher Roboter bezahlbar wird.
Allgemein: Wo müssen Roboter noch besser werden?
Die Robotersysteme werden immer effizienter. Verbesserungspotenzial gibt es auf jeden Fall bei der Bedienung. Für gewisse Robotersysteme braucht es Programmierkenntnisse, um diese zum Laufen zu bringen. Das ist nicht praktikabel für ein Produktionsunternehmen. Es braucht technische Lösungen, die einfach zu programmieren und zu bedienen sind. Da muss aus meiner Sicht etwas passieren. Das Ziel ist ja, Robotersysteme für mehrere verschiedene Aufgaben einsetzen zu können. Sonst rentiert es nicht.
Wo steht die Schweiz im globalen Vergleich in Sachen Robotik?
Die Schweiz ist sehr gut positioniert. Wir haben hervorragende Forschungsinstitute, die auch international sehr vernetzt sind, es gibt Förderprogramme und viele Startups, die im Bereich Robotik tätig sind. Das Problem ist: Nur die wenigsten Startups schaffen den Durchbruch. Irgendwie schaffen
wir es zu wenig, Innovationen in Produkte umzuwandeln. Es mangelt bei Investoren und Unternehmern an Risikobereitschaft.
Was respektive wer sind die grössten Hürden der Robotik?
In erster Linie die Kosten. Die Systeme sind immer noch sehr teuer. Zweitens
die Prozesssicherheit. Das ist eine grosse Herausforderung besonders für die Service-Robotik. Um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten, muss ein grosser Aufwand betrieben werden. Im Allgemeinen sind Roboter stärker als Menschen, das könnte zu gefährlichen Unfällen führen.
Wie sieht eine Zukunft aus, in der Mensch und Roboter eng miteinander arbeiten?
Für einzelne Anwendungen ist dies bereits Realität. Ich bin überzeugt davon, dass Menschen und Roboter in Zukunft noch mehr und noch enger zusammenarbeiten werden. Vermehrt zum Einsatz kommen wird auch die Künstliche Intelligenz. Ziel ist, dass Roboter irgendwann so leistungsfähig sind, dass sie auch in unbekannten Situationen die richtigen Entscheidungen treffen können.