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18.09.2019

Busfahrer lässt Kunden im Regen laufen

Solch ein 521er-Bus hätte doch noch ein bisschen warten können.
Solch ein 521er-Bus hätte doch noch ein bisschen warten können.
Ein Pendler aus Reichenburg versteht nicht, warum der Bus in Siebnen-Wangen nicht einmal zwei Minuten auf einen verspäteten Zug warten kann.

Der Grundsatz des Service Public scheint immer mehr verloren zu gehen, es zählen nur noch Vorschriften und Effizienz. Davon jedenfalls ist ein Reichenburger nach seinem Erlebnis neulich überzeugt. Was ist passiert?

Im Regen heimlaufen

Sie seien wortwörtlich im Regen stehen gelassen worden, erzählt er. Die S2 aus Zürich habe Verspätung gehabt, statt um 20.30 Uhr sei sie erst um 20.39 Uhr am Bahnhof in Siebnen angekommen. Der 521er-Marchbus nach Reichenburg fährt nach Fahrplan aber bereits um 20.37 Uhr. Und dies tat er auch. Nur, weiss der Pendler aus Erfahrung, hätte der Buschauffeur problemlos noch zwei weitere Minuten warten können. Zeit sei auf dieser Linie nämlich genug vorhanden. Denn um diese Zeit seien nur wenige Passagiere unterwegs, die Chauffeure müssten an den einzelnen Haltestellen jeweils warten, damit sie nicht zu früh an der End-station ankämen. Und manchmal würden sie auch einfach das Fahrzeug auf Vorrat putzen, um sich die Zeit zu vertreiben.

Den Bus verpasst – das kann es geben, würde man meinen. Das Problem des Pendlers aber: Der nächste Bus nach Reichenburg fährt erst eine -Stunde später. Deshalb sei er mit anderen Leidgenossen hinauf zur Haltestelle beim Schulhaus Siebnen gelaufen, um den 524er-Bus aus Pfäffikon zu erreichen. Dies gelang tatsächlich, dummerweise verkehrt dieser aber nur bis Buttikon, weshalb ein Fussmarsch von Buttikon nach Reichenburg nötig wurde – bei strömendem Regen notabene.

Korrekt, aber pingelig gehandelt

Seinem Unmut machte der Reichenburger auch beim Postautobetreiber Luft. Die Antwort auf Anfrage unserer Zeitung von Urs Bloch, Mediensprecher von PostAuto, mag ihn vielleicht teilweise milde zu stimmen.

Die Linie 521 müsse halt verschiedene Anschlüsse gewährleisten und wieder rechtzeitig zurück sein, so Bloch. Die Chauffeure dürften in Siebnen-Wangen deshalb maximal drei Minuten auf einen verspäteten Anschluss warten. Im konkreten Fall wäre dies also bis 20.40 Uhr möglich gewesen. Weil aber eine Umsteigezeit von zwei Minuten eingerechnet werden müsse, wäre eine Abfahrt frühestens um 20.41 Uhr möglich gewesen. Der Chauffeur habe also korrekt gehandelt.

Der Mediensprecher gibt aber auch zu bedenken, dass der Fahrer zu dieser Zeit wegen eines technischen Problems keine Anzeige über den Zug-Anschluss auf seinem Kassengerät hatte, er habe sich deshalb auf die Uhr verlassen müssen. Allenfalls, so räumt Bloch ein, hätte der Fahrer merken können, dass noch keine Fahrgäste vom Zug her eingetroffen sind. Und -genau dies bekräftigt auch der hässige Kunde. Vom Postauto aus sehe man nämlich den Zug einfahren, so viel Flexi-bilität müsse doch möglich sein.

Zum Schluss gibt sich Urs Bloch versöhnlich. Sie bedauerten, dass die Fahrgäste den Anschluss verpasst haben und würden sie dafür um Entschuldigung bitten. Der Ärger dürfte sich auch beim Kunden aus Reichenburg wieder verflüchtigen – auch wenn dies etwas länger dauert als das Trocknen der Kleider …

bel