Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Magazin
10.09.2024
10.09.2024 10:43 Uhr

Zürichs Verteidigungslinie an der Ausserschwyzer Grenze

Die Sternenschanze in der Gemeinde Richterswil ist die noch am besten erhaltene Anlage der einstigen Verteidigungslinie. Doch auch bei ihr hat der Zahn der Zeit genagt. Lediglich ein Erdwall ist noch davon übrig.
Die Sternenschanze in der Gemeinde Richterswil ist die noch am besten erhaltene Anlage der einstigen Verteidigungslinie. Doch auch bei ihr hat der Zahn der Zeit genagt. Lediglich ein Erdwall ist noch davon übrig. Bild: Robin Furrer
An der Grenze der Kantone Schwyz und Zürich wurde vor über 360 Jahren ein regelrechtes Bollwerk mit Gräben, Festungen und Stützpunkten errichtet. Es diente den Zürchern als Schutz gegen angreifende Schwyzer.

Katholiken gegen Reformierte, Schwyzer gegen Zürcher, Eidgenossen gegen Eidgenossen. Vor über 360 Jahren war das Gebiet zwischen den Gemeinden Wollerau, Richterswil und Wädenswil ein Kriegsschauplatz – Schlachtlärm, Kanonendonner und Gewehrfeuer inklusive. Immer wieder gerieten Schwyzer und Zürcher in der Geschichte aneinander. So auch Mitte des 17. Jahrhunderts, als sich die religiösen Spannungen zwischen den katholischen und reformierten Orten der Eidgenossenschaft erneut verschärften.

Alles begann, als sich in Arth eine kleine reformierte Gemeinde bildete, die 1655 von den Schwyzern vertrieben wurde und nach Zürich flüchten musste – ihr Hab und Gut wurde beschlagnahmt, wer blieb, wurde hingerichtet. Das veranlasste Zürich dazu, den Schwyzern den Krieg zu erklären. Die Verbündeten der Schwyzer und Zürcher wurden in den Krieg hineingezogen. Es war die Zeit des Ersten Villmergerkriegs. Benannt nach der Ortschaft im heutigen Kanton Aargau, welche im Ersten sowie im Zweiten Villmergerkrieg zum Ort der Entscheidungsschlacht wurde.

Rekonstruktion einer Verteidigungsanlage aus der damaligen Zeit. Etwa so könnten die «Schanzen» im zürcherisch-schwyzerischen Grenzgebiet ausgesehen haben. Bild: D. Lenz (Burglandschaft e.V.), B. Büdel (Museums- und Geschichtsverein Frammersbach)

Plündernde Schwyzer

Entlang der Grenze zu Schwyz und dem ebenfalls katholischen Zug bauten die Zürcher eine regelrechte Verteidigungslinie – ein Netz aus Festungen, Erdwällen und Gräben. Erst waren es nur zwei befestigte Anlagen, auch Schanzen genannt. Doch bei einem Angriff der Schwyzer im Februar 1656 wurde schnell klar, dass diese nicht reichten. Denn während sich die Zürcher zurückzogen, plünderten die Schwyzer den Wädenswiler und Richterswiler Berg.

Zwar herrschte zwischenzeitlich wieder Frieden zwischen den beiden Kantonen – die reformierten Kantone verloren den Ersten Villmergerkrieg – zu Beginn des 18. Jahrhunderts erweiterte Zürich die Grenzbefestigung. Zwischen Zürichsee und Sihl standen nun insgesamt fünf Festungsanlagen: die Sternenschanze in der Richterswiler Allmend, das Eichschänzli bei Samstagern, die Bellenschanze am Hüttnersee, die Hüttnerschanze zwischen Hütten und der Sihl sowie eine weitere, welche die Finsterseebrücke über dem rechten Sihlufer deckte. Dahinter wurde eine mehrere hundert Meter tiefe Verteidigungszone geschaffen mit mehreren Stützpunkten.

Entscheidende Schlacht

Im Jahr 1712 brodelte es wieder zwischen den katholischen und den reformierten Orten. Es wurde wieder gekämpft – so auch im Grenzgebiet von Ausserschwyz. In diesem Zweiten Villmergerkrieg konnten die Zürcher die Truppen aus Schwyz und Zug abwehren.

«Die Bellenschanze konnte dank neuer Bewaffnung gehalten werden», sagt Heinz Jucker vom Ortsmuseum Richterswil. Die Bewaffnung der Zürcher Schanzen habe aus Kanonen und neuen Vorderlader-Gewehren bestanden, sagt er. Der Sieg sei zudem auch dem listigen Anführer der Zürcher Kavallerie zu verdanken gewesen, Rittmeister Johann Jakob. In Villmergen kam es 1712 erneut zur Entscheidungsschlacht, welche die reformierten Orte diesmal für sich entschieden. Die katholischen Orte wurden vernichtend geschlagen und verloren in der Folge ihre Vormachtstellung in der Eidgenossenschaft.

Zuletzt kamen die Festungsanlagen während des Franzoseneinfalls von 1798 sowie dem Sonderbundskrieg von 1847 wieder zum Einsatz. Bei letzterem Krieg kämpften dort wieder Schwyzer und Zürcher gegeneinander.

Merkwürdiges aus March und Höfen

Unsere lose Serie «Merkwürdiges aus March und Höfen» soll einen Einblick in aussergewöhnliche geschichtliche Themen unserer Region geben, die es zu kennen lohnt. Kennst Du ähnliche historische Orte oder Ereignisse aus der Region, dann schreib uns auf redaktion@marchanzeiger.ch oder redaktion@hoefner.ch

Du willst mehr wissen?

Den ganzen Bericht findest du im «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt» in der Ausgabe vom 27. August 2024. Noch kein Abo? Hier gehts zur Bestellung.

Martin Bruhin, Redaktion March24 & Höfe24