Auch Starke verdienen eine Förderung
Mit grossem Mehr befürwortete der Kantonsrat die Schaffung von Leistungsklassen für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe I. Die SP, der Erziehungsrat und der Bildungsdirektor sehen dies anders. Ihr Hauptargument: Die Sekpro widerspreche dem Integrationsgedanken und erhöhe unnötig den Selektionsdruck für die Primarschüler. Fakt ist, dass mit der Berufswahl oder dem Einstieg ins Gymnasium bereits eine nicht wegzuredende Separation geschieht. Gleichmachen und ein Anpassen nach unten kann keine Lösung sein.
Mit der Sekpro erhalten die Bezirke die Möglichkeit, Leistungsklassen zu führen. Ein Zwang für die Bezirke besteht nicht. Falls ein Bedarf besteht – wie in der Höfen – können die Bezirke ihr Bildungsangebot für die starken Schüler und Schülerinnen ausbauen. Für eine gut ausgebildete Jugend stimme ich als Vater und Unternehmer mit Überzeugung Ja.
Marcel Föllmi, Pfäffikon Kantonsrat
Nein zur Mogelpackung SekPro
Vor drei Jahren wurde im Bezirk Höfe die SekPro eingeführt, mit der Begründung, eine moderne Volksschule für alle zu installieren. Jedoch handelt es sich dabei nicht um eine nachhaltige Schulentwicklung, sondern lediglich um den Versuch, die Kinder aus wohlhabenden Expatsfamilien aus den Privatschulen abzuwerben. Betrachtet man die drei Jahre sachlich, ist zu erkennen: Die Privatschulen haben weiter Zulauf, die Schülerzahlen haben sich nicht merklich in die gewünschte Richtung verändert.
Die Idee der zusätzlichen Separation ist alt, vor rund 20 Jahren hat man diese als unwirksam erkannt und in anderen Bezirken abgeschafft. Es wurden zu diesem Thema zahlreiche Studien über längere Zeitintervalle erstellt, beinahe ausnahmslos erkannte die Wissenschaft: Zusätzliche Separation bewirkt absolut keine Leistungssteigerungen bei Schülern, was inzwischen sogar gewisse Lehrpersonen der SekPro zugeben. Bilingualer Unterricht ist nach heutigem Schulgesetz erlaubt, dazu brauchen wir keine neuen Gesetze, man müsste es einfach tun, jedoch für alle zugänglich, nicht nur für ein paar Auserwählte.
Das Projekt SekPro ist lediglich eine zusätzliche, teure Selektionsstufe, die nachweislich im Bereich der Leistungsentwicklung wirkungslos, der überfachliche Kompetenzen eher behindernd ist und Schülergruppen zusätzlich separiert. Die Änderung des VSG bedeutet eine Schwächung der Volksschule, eine Privilegierung für wenige, ein Faustschlag gegen die Chancengleichheit. Sie verschlingt viele Ressourcen, echte Schulentwicklung ist nicht vorgesehen. Die vorgeschlagene Änderung des VSG dient lediglich dazu, den verfassungsmässigen Integrationsartikel zu umgehen. Deshalb stimme ich Nein – gegen Entwicklungsverhinderung und für eine echte Schulentwicklung, die allen nützt.
Roland Ulrich, Wangen, Lehrer, Heilpädagoge und Schulpräsident
Geht nicht nur um Leistungsklassen
Im Kanton Schwyz sind die Bestimmungen zur Führung von Privatschulen freizügig gestaltet. Es ist problemlos möglich, eine Bilinguale Privatschule zu führen, die sich wegleitend (...) an den Lehrplan hält. Die öffentliche Volksschule muss sich an das Volksschulgesetz halten. Darin sind die Schultypen (Sek, Real, Werk, Unterricht in Stammklassen) festgelegt. Die SekPro steht nicht darin. Im Rahmen eines Schulversuchs wurde sie erlaubt. Die Höfner Schulstufe SekPro ist ein
bilinguales Angebot und folgt dem Lehrplan, einfach zweisprachig. Sie ist die Antwort auf die Tatsache, dass viele Eltern für ihre Sprösslinge nach bilingualen Angeboten suchen. Im Bezirk Höfe sind zwischen 20 und 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler nicht an der öffentlichen Schule.
Bei der Teilrevision des Volksschulgesetzes vom 27. September geht es nicht per se um pädagogische Konzepte, sondern viel mehr um den Handlungsspielraum für die Schulträger. Ihnen soll möglich sein, auf regionale Gegebenheiten reagieren zu können. Die Privatschulen kennen diesen Handlungsspielraum schon lange. Es ist also an der Zeit, auch unserer öffentlichen Volksschule diesen zu geben. Deshalb sage ich als Lehrerin einer öffentlichen Schule klar Ja zur Teilrevision des Volksschulgesetzes.
Verena Vanomsen, alt Kantonsrätin SP, Freienbach
Volksschulen stärken
Im Bezirk Höfe gehen überdurchschnittlich viele Schüler in Privatschulen. Insbesondere zweisprachige Unterrichtsangebote locken viele aus dem öffentlichen Schulsystem auszutreten. Mit der SekPro hat der Bezirk Höfe auf diese Nachfrage reagiert und Leistungsklassen mit bilingualem Unterricht eingeführt. Das Angebot ist sehr beliebt.
Weshalb der Erziehungsrat des Kantons Schwyz entschieden hat, dieses Erfolgsmodell zu verbieten und damit die Volksschule im Wettbewerb mit privaten Schulen zu schwächen, ist unverständlich. Mit einem Ja zur Änderung des Volkschulgesetztes (VSG) am 27. September geben Sie den Bezirken die Möglichkeit, die SekPro beizubehalten. Dadurch wird die Volksschule im Wettbewerb mit Privatschulen unterstützt und das duale Bildungssystem gestärkt.
Die SekPro generiert keine Zusatzkosten. 80 Prozent der Schulkosten trägt sowieso der Bezirk als Schul-träger und soll somit auch über seine Zusatzangebot entscheiden können. Der Kanton verliert nichts, die Bezirke gewinnen viel. Deshalb stimme ich der Änderung des Volksschulgesetzes zu.
Urs Rhyner, FDP-Kantonsrat, Schindellegi
Eine moderne Volksschule für alle
Mit der kommenden kantonalen Abstimmung zur «Teilrevision des Volksschulgesetzes» geben wir der Volksschule die Möglichkeit, die Stärken unserer Kinder gezielt zu fördern und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Wirtschaft einzugehen. Und dies -ohne zusätzliche Kosten für den Kanton.
Die sekeinshöfe mit den Schulhäusern Weid, Leutschen und Riedmatt hat mit ihrem Pilotprojekt Sekpro gezeigt, wie eine solche Förderung in der Schule umgesetzt werden kann. Die freiwillige zweisprachige Sekpro hat bei den Eltern hohen Zuspruch. Und bei Gesprächen mit abgehenden Schülern wird klar, dass sie jederzeit wieder diese Art des Unterrichtes wählen würden. Mit ihrem enorm hohen allgemeinen Bildungs- und Englisch-Niveau haben diese Schüler in der bei uns international stark vernetzte Wirtschaft eine super Ausgangslage, um in ein spannendes Berufsleben starten zu können.
Nachdem in der Vergangenheit gezielte Fördermassnahmen für schulschwächere Schüler umgesetzt wurden, wird nun auch den leistungsstarken Schülern Rechnung getragen. Damit wird ein Grundpfeiler unserer erfolgreichen Schweiz gestärkt; die hohe Volksbildung für alle Volksschichten und für alle Leistungsniveaus unserer Jugend.
Diese Stärkung der Volksschule ist wichtig, damit sie allen Bevölkerungsgruppen gerecht werden kann. Chancengleichheit auf dem Niveau der Volksschule darf nicht vom Einkommen der Eltern abhängig sein. Die Schweiz hat wenig natürliche Ressourcen. Umso wichtiger ist die Ressource Bildung als entscheidender Wohlstandsfaktor unseres Landes.
Deshalb stimme ich am 27. September Ja zur Teilrevision des Volksschulgesetzes. Ja für eine Vorlage, die den Regionen erlaubt, lokale, massgeschneiderte Bildungsangebote anzubieten. Ja für die Chancengerechtigkeit starker Schüler einkommensschwacher Eltern. Ja für eine Verbesserung des Bildungsangebotes ohne zusätzliche Kosten für den Kanton. Ja für eine starke öffentliche Schule, welche die Basis einer erfolgreichen Schweiz bildet.
Walter Ackermann, Freienbach, Präsident Elternrat sekeinshöfe Schule Weid
Mit der Bildung unserer Kinder spasst man nicht
Zum Artikel «Soll mit der Sekpro ein neuer Schultyp im Kanton Schwyz eingeführt werden?» vom 2. September.
Der Schwyzer Bildungsdirektor Stähli beginnt seinen Contra-Kommentar mit folgender Aussage: «Leistungshomogene Klassen, wie sie bei der Sekpro geplant sind, haben keinen positiven Effekt auf den individuellen Leistungszuwachs bei den Schülerinnen und Schülern. Daher sind sie weder pädagogisch noch erziehungswissenschaftlich begründbar.» Mit Verlaub, das ist Bullshit, und das weiss er selber auch ganz genau (ansonsten soll er den AVS-Bericht zu den bis jetzt gemachten äusserst positiven Erfahrungen der Sekpro nochmals durchlesen).
Das Gegenteil ist der Fall und dies ist wissenschaftlich und empirisch dutzendfach belegt. Aber auch schon der normale Menschenverstand reicht aus, um diese völlig quere Aussage zu demaskieren. In allen Bereichen gibt es Leistungskategorien bei Kindern und Jugendlichen (Musik, Sport, etc.), damit im «goldenen Lernalter» der gezielte Austausch mit ähnlich Talentierten positive Entwicklungseffekte für jeden Beteiligten hat.
Wie kommt nun ein bürgerlicher Politiker dazu, durch eine derart falsche und dogmatische Sichtweise sich in der Diskussion zur kantonalen Bildungspolitik zu äussern? Der Verdacht liegt nahe, dass hier die Beamten im Bildungsdepartement, die seit Jahren mit der immer gleichen Begründung – «Es ist nicht gerecht, wenn ein Kind in den Höfen mehr Möglichkeiten hat als ein Schüler in Alpthal» – eine Politik betreiben, die da heisst, «alles über den gleichen Kamm zu scheren», Stähli diese Aussage haben machen lassen. Dies ist ein völlig fehlgeleitetes, weil dogmatisches Gerechtigkeits- sprich Gleichmacherverständnis, das wir vom Sozialismus her kannten.
Fakt ist, dass die Realitäten in den Höfen andere sind als im inneren Kantonsteil, gehen doch bis zu 25 Prozent eines Jahrgangs hier in Privatschulen, während der kantonale Durchschnitt in Schwyz bei 2 Prozent liegt. Wenn wir die Gerechtigkeitsfrage in den Vordergrund stellen wollen, dann lautet die relevante Frage: Ist es gerecht, dass sich wohlhabende Familien die vermeintlich qualitativ besseren privaten Bildungsinstitutionen für ihre Kinder leisten können? Und: Lassen wir zu, dass die zentralistische Bildungspolitik des Bildungsdepartements jegliche bezirkspezifischen Initiativen und Angebote wegen ihrer antiquierten, bequemen und dogmatischen Sichtweise torpediert?
Es reicht für Exekutivpolitiker nicht, in Sonntagsreden vom Wissen als Rohstoff des 21. Jahrhunderts und zukunftsträchtigen Lernkompetenzen zu sprechen und in den sechs Tagen dazwischen alten Zöpfen nachzuhängen. Es gibt Politiker, die verwalten, und solche, die gestalten. Die Bildungspolitiker in den Höfen versuchen, zur zweiten Kategorie zu gehören. Es wäre jammerschade, wenn durch eine durch den Kanton diffundierte faktisch falsche Informationspolitik man nun gehindert würde, im Interesse und zum Wohle unserer Kinder die Weichen in der kantonalen Bildungspolitik richtig zu stellen. Ich hoffe sehr, dass die verantwortungsvollen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger des Kanton Schwyz bei dieser sehr wichtigen Bildungsvorlage, dem Bildungsdirektor, wie bereits bei der Abstimmung zur Kantons-schule Ausserschwyz geschehen, erneut die rote Karte zeigen und zugunsten unserer Kinder und Jugendlichen die Sekpro unterstützen und mit Ja abstimmen.
Marco Casanova, Wollerau, ehem. Gemeinderat und Schulpräsident
Eine positive Erfahrung mit der SekPro
Unser Sohn war vor zwei Jahren in der 6. Klasse der Primarschule in Wollerau. Die ersten Entscheidungen mussten getroffen werden. Er war ein guter Schüler und konnte wählen: Soll er in die traditionelle Sek, soll er nach Einsiedeln in das Langzeitgymnasium oder soll er in die neu geschaffene SekPro? Auf der einen Seite das Altbewährte, in Einsiedeln mit sehr erheblichen Kosten verbunden, auf der anderen Seite ein neues Angebot der öffentlichen Schule, das sich an die Änderungen der Anforderungen der Gesellschaft und des Standorts anpasst.
Wir haben uns gemeinsam für die neue SekPro entschieden und haben es nie bereut. Unser Sohn hat dort zwei äusserst lehrreiche Jahre verbracht. Er konnte seinen Horizont unglaublich erweitern, sei es über eine tiefe Immersion in die Fremdsprachen Französisch und Englisch, oder in Sachen Kultur und Gesellschaft, etwa mit dem Studium und dann Inszenierung und Aufführung des «Besuch der alten Dame» von Dürrenmatt.
Er hat soeben die Kanti in Pfäffikon angefangen und blickt, nach seinen Worten, auf die zwei besten Schuljahre, die er je hatte, zurück. Die Möglichkeit, etwas wie die SekPro anbieten zu können, gehört eindeutig ins Schwyzer Volksschulgesetz.
René Herren, Wollerau
Für eine starke Volksschule
Unsere älteste Tochter besucht zurzeit die dritte Sekpro in Pfäffikon. Wir sind eine ganz normale Schweizer Durchschnittsfamilie mit vier schulpflichtigen Kindern ohne fremdsprachlichen Hintergrund. Unsere Tochter liebt Fremdsprachen und ist motiviert, darin weiterzukommen.
Es wird behauptet, dass nur Kinder aus Expat-Familien diese Klassen besuchen würden. Dem ist nicht so. Die Klasse unserer Tochter ist sprachlich bunt gemischt, in weitaus den meisten Familien spricht man aber Schweizerdeutsch. Es wird behauptet, dass die Schule nur Privilegierten offensteht. Das stimmt eben nicht – die Sekpro-Klasse steht allen Kindern aus allen Bevölkerungsschichten offen; egal ob die Eltern über ein kleines oder grosses Portemonnaie verfügen.
Es wird behauptet, dass die Sekpro ein versteckter Gymikurs sei. Auch dieses Argument stimmt nicht; so wählt ein Teil der Klasse jeweils die Berufsausbildung über eine Lehre mit der Möglichkeit der BMS, so auch unsere Tochter. Zudem können leistungsstarke Jugendliche nach der 2. Sek in die 3. Sekpro wechseln. Es wird behauptet, dass der Separationsdruck noch mehr zunehmen wird. Seien wir ehrlich, die Separation auf der Oberstufe ist seit Jahren eine Tatsache. So werden die Jugendlichen ihren Fähigkeiten entsprechend in der bewährten Werk-, Real- und Sekundarstufe gefördert. Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen werden durch Heilpädagogen unterstützt und verhaltensauffällige Kinder haben die Möglichkeit, die Timeout-Klasse zu besuchen. Es ist also heuchlerisch, zu behaupten, es werde zu früh separiert. Zumal die Durchlässigkeit in unserer Oberstufe gewährleistet ist – auch zwischen der Sek und der Sekpro. Ich bin der Meinung, dass eine starke, vielfältige öffentliche Volksschule essenziell wichtig ist für unsere demokratische Gesellschaft.
Die vermeintliche Chancengleichheit, die vor allem von der SP propagiert wird, ist nichts anderes als eine Gleichmacherei. Sie wird dazu führen, dass der Graben zwischen öffentlicher Volksschule und Privatschulen noch mehr zunehmen wird. Es ist nunmal so, dass in Ausserschwyz die öffentliche Schule unter grossem Konkurrenzdruck von Privatschulen steht. Auch starke und leistungswillige Kinder haben ein Recht, in der Volksschule unterstützt und gefördert zu werden.
Darum stimme ich Ja – damit auch die Volksschule die Möglichkeit erhält, sich den veränderten Bedingungen anpassen zu können.
Sarah Hess-Hechelhammer, Wollerau