Spannung liegt an jenem 22. Mai im Jahr 1443 in der Luft. Auf dem Zürichsee sammeln sich mehrere Schiffe mit Truppen aus Zürich, Rapperswil und dem Hause Habsburg – insgesamt 715 Mann. Die Flotte steuert Freienbach an. Ihr Ziel: die Höfe wieder aus der Hand der Eidgenossen zu befreien. Drei Jahre zuvor war das Gebiet nämlich von den Schwyzern annektiert worden. Doch diese denken gar nicht daran, es wieder abzugeben. Daher rücken sie mit ihren Soldaten in Richtung Freienbach. Es kommt zur Schlacht, bei der die Ortschaft Freienbach niederbrennt.
Zu jener Zeit tobte der Alte Zürichkrieg, auch Toggenburger Erbschaftskrieg genannt. Es war ein mehrjähriger Konflikt zwischen der Reichsstadt Zürich und der Eidgenossenschaft, bei dem es um das Erbe des verstorbenen Grafen von Toggenburg ging.
Aus den Booten gestürmt
Die Schlacht bei Freienbach war nur eine von vielen Kampfhandlungen im Alten Zürichkrieg, sie brachte auch nicht die entscheidende Wende. Trotzdem ist sie aus militärischer Sicht eine besondere. Denn es war eines der wenigen Male, bei dem in der Schweiz eine sogenannte amphibische Landeoperation durchgeführt wurde – etwa so wie beim D-Day, als die Alliierten in Frankreich landeten und aus ihrem Booten stürmten oder wie bei den Wikingern, die mit ihren Drachenbooten Überfälle auf Hafenorte verübten.
«Die Verschiebung von Truppen über das Wasser,um sie danach auf dem Land kämpfen zu lassen, kommt in der Militärgeschichte der alten Eidgenossenschaft ab und an vor – mir ist aber im Mittelalter, wenn nicht sogar in der ganzen Vormoderne, kein weiteres Beispiel einer wirklichen ‹Landungsoperation› bekannt, wo Truppen bereits bei der Anlandung auf den Gegner treffen», sagt Andri Schläpfer, Wissenschaftlicher Assistent Dozentur Militärgeschichte der Schweizer Armee.