Die Geschichte klingt wie aus einem Abenteuerfilm: 1958 stossen Arbeiter bei der Renovation der Pfarrkirche Tuggen auf etwas Sonderbares. Unter der Kirche finden sie die Fundamente von drei Kirchen. Die älteste der Vorgängerbauten wird auf Ende des 7.Jahrhunderts nach Christus datiert. Das ist aber nicht alles. Im Untergrund findet man auch drei reich ausgestattete Adligengräber aus dieser Zeit – Schwerter, Bronze, Silber sowie Leder mit Tierornamenten wurde den Toten etwa beigelegt. Es wird angenommen, dass sie zu jener Sippe gehören, welche diese frühe Kirche gestiftet hat. Eine Sippe, die dem germanischen Stamm der Alemannen angehört, dessen Wurzeln immer noch im Dunkeln liegen und deren Bevölkerung ursprünglich mehrere Götter anbetete.
Alemannen nutzen möglicherweise ein Machtvakuum
Klar ist nur, dass die Alemannen den obergermanisch-rätischen Limes – ein 550 Kilometer langer römischer Grenzwall zwischen Rhein und Donau – in den Jahren 259 und 260 nach Christus überwinden konnten. Laut Prof. Dr. Sebastian Scholz vom Historischen Seminar der Universität Zürich als Folge innerrömischer Machtkämpfe. Das von den Römern aufgegebene Land hinter dem Limes sei von den Alemannen möglicherweise auch mit der Zustimmung der Römer besiedelt worden, vielleicht sogar als Föderaten – das waren Nichtrömer, mit denen ein Vertrag geschlossen wurde. Andererseits sei es auch immer wieder zu Kämpfen zwischen den Römern und Alemannen gekommen. In der Folge dehnte sich ihr Gebiet immer weiter aus. Letzten Endes wurden sie aber im 6. Jahrhundert von den Franken, einem anderen germanischen Stamm, erobert – danach setzte auch die christliche Missionierung der Alemannen ein
Sprachliche Spuren
Die Alemannen sind aber nicht einfach verschwunden. Sie haben auch die Art und Weise, wie wir sprechen, geprägt. Noch heute spricht man im damaligen Siedlungsgebiet der Alemannen sogenannte alemannische Dialekte, die sich aus der Sprache dieses Volks entwickelt haben – so etwa in der Deutschschweiz, in Teilen Deutschlands und Österreichs sowie in Liechtenstein.