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Schweiz
29.02.2024

Kaufmännischer Verband: Mit Pflästerli-Politik gewinnt niemand

Viele Unternehmen nehmen Reallohnverluste weiterhin in Kauf: Einkaufsgutscheine und Einmalzahlungen sind keine nachhaltigen Lohninstrumente. (Symbolbild)
Viele Unternehmen nehmen Reallohnverluste weiterhin in Kauf: Einkaufsgutscheine und Einmalzahlungen sind keine nachhaltigen Lohninstrumente. (Symbolbild) Bild: AdobeStock
Anfang August 2023 hatte der Kaufmännische Verband Schweiz bis zu 4.5 Prozent mehr Lohn und mehr Sicherheit für Mitarbeitende im Tieflohnbereich gefordert. Am Ende der Verhandlungen steigen die Löhne zwar in vielen Branchen. Es muss den Unternehmen aber klar werden: Wer nur über die Teuerung verhandeln will, nimmt Reallohnverluste in Kauf.

Ein zentrales Anliegen des Kaufmännischen Verbands Schweiz ist die Anhebung die Mindestlöhne in den Tieflohnbranchen. Im Detailhandel steigen die Mindestlöhne für das Jahr 2024 erneut an. Zudem konnten sich die Sozialpartner in allen Detailhandels-GAV im Rahmen der Verhandlungen einigen, informiert der Kaufmännische Verband. Darüber zeige er sich erfreut.

Einkaufsgutscheine und Einmalzahlungen

Anstelle eines nachhaltigen Teuerungsausgleichs setzen viele Verhandlungspartner allerdings leider auf Einkaufsgutscheine, Einmalzahlungen oder individuelle Lohnanpassungen. «Mit dieser Pflästerli-Politik erkaufen sich die Unternehmen den kurzfristigen Goodwill der Mitarbeitenden und verhindern so eine nachhaltige Lohnpolitik», erklärt Michel Lang, Leiter Sozialpartnerschaft beim Kaufmännischen Verband Schweiz.

Lohn- nicht Teuerungsverhandlungen

In den letzten beiden Jahren kämpften die Arbeitnehmer-Vertreter im Rahmen vieler GAV-Lohnverhandlungen aber nur schon für den Teuerungsausgleich. Effektive Reallohnerhöhungen sind davon weit entfernt. «Die Produktivität der Arbeitnehmer steigt stetig und die Unternehmensgewinne wachsen. Dass unter diesen Umständen eine Absenkung der Kaufkraft der Arbeitnehmer in Kauf genommen wird, ist für uns schwer verständlich», sagt Lang.

Einseitige Solidarität

Unbefriedigend ist die Situation insbesondere im Luftverkehr: «Die Mitarbeitenden im Luftverkehr sind sehr solidarisch untereinander und fühlen sich ihrem Unternehmen im besonderen Masse verbunden», erklärt Lang. «Die Unternehmen spielen diese Solidaritätskarte bei Bedarf immer wieder aus. Spätestens bei den Lohnverhandlungen ist es dann vorbei mit der Solidarität».

Viele Unternehmen im Luftverkehr haben die Folgen der Krisenjahre hinter sich gelassen und schreiben wieder Rekordgewinne. Dies auch wegen der Preiserhöhungen, die nur zum Teil mit der Teuerung begründbar sind. Indes haben die Mitarbeitenden wegen der steigenden Lebenshaltungskosten immer weniger im Portemonnaie. «Wir stellen fest, dass der sozialpartnerschaftliche Gedanke in einigen Dossiers arg strapaziert wird», hält Lang enttäuscht fest.

Umdenken gefordert

Der Kaufmännische Verband Schweiz fordert für das kommende Jahr ein Umdenken bei den Unternehmensspitzen: Es brauche zwingend wieder langfristige und nachhaltige Lösungen in der Lohnpolitik, um Reallohnverluste zu verhindern und das Lohnniveau insbesondere in den Tieflohnbranchen zu erhöhen.

Zürioberland24/gg