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21.12.2023

Diese App sollten sich Heiratswillige anschauen

Von links: Organisator und Schauspieler René Wiederkehr, Ayat Lafta, Bonni Kuruvilla und Hairstylistin Tabea Odibo.
Von links: Organisator und Schauspieler René Wiederkehr, Ayat Lafta, Bonni Kuruvilla und Hairstylistin Tabea Odibo. Bild: Roger Suter
Zwei Jungunternehmer hoffen in der bekannten TV-Show auf Investorengelder. Ob sie diese bekommen haben, fanden ihre Freunde beim gemeinsamen Gucken heraus. Bonni Kuruvilla und Ayat Lafta haben die Hochzeitsplanungs-App Wedgram entwickelt.

Roger Suter

Ein ungewöhnlicher Fernsehabend fand am Dienstag beim Bahnhof Glattbrugg statt. Gezeigt wurde nicht etwa ein Fussballspiel, sondern die Sendung «Die Höhle der Löwen». Und die Zuschauerinnen und Zuschauer waren in der selben Sendung dabei.

Das Format des Privatsenders 3+ nennt sich «Wirtschafts-Infotainment»: Eine Gruppe Investoren hört sich die Ideen von Start-ups an und entscheidet nach der Präsentation vor laufender Kamera, ob sie in die Ideen der Jungunternehmer investieren will. Dabei geht es um Beträge zwischen etwa 25'000 und 250'000 Franken; im Gegenzug erhalten die Investorinnen und Investoren Firmenanteile.

Die siebte Sendung der fünften Staffel, die am Dienstagabend ausgestrahlt worden ist, wurde im März 2023 aufgezeichnet. Bonni Kuruvilla und Ayat Lafta waren zwei dieser Jungunternehmer, die auf Geld hofften. Sie hatten Freunde und Beteiligte eingeladen, um mit ihnen zusammen die Sendung zu schauen. Ayat Lafta, Geschäftspartnerin und zuständig fürs App-Marketing, kennt den Inhaber des neuen «Rue de Paris» beim Bahnhof Glattbrugg privat. Sie essen hier öfter «French Tacos». Bonni Kuruvilla hat zudem einige Zeit unweit von hier, an der Arianestrasse in Seebach, gewohnt.

«Wir standen zwei Stunden vor den Investoren für vielleicht zehn Minuten Sendung.»
Ayat Lafta, Jungunternehmerin

Die Idee zur App, welche sie den TV-Investoren vorstellten, kam ihm bei seiner eigenen Hochzeit: «Wedgram» ist eine Art Hochzeitsplaner im Handy. In der App registrieren sich Paare, die Hochzeit halten wollen, sowie Anbieter von Dienstleistungen dafür: vom Tortenbäcker über die Visagistin bis zum Restaurantbetreiber. «Man gibt einen Ort, seine Vorlieben und ein Budget ein und der Algorithmus bringt die passenden Paare und Anbieter zusammen», umschreibt Bonni Kuruvilla kurz die Funktion der App. Und die Reihe der Angebote wird laufend erweitert: Demnächst kommen auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Dienstleister wie Banken und Versicherungen hinzu: Erstere bieten «Hochzeitssparkonti» oder die Möglichkeit, den Zahlungsverkehr kontrolliert abzuwickeln: Man zahlt den gewünschten Betrag auf ein Konto ein, und erst, wenn sich Kunden und Anbieter einig sind, wird die Zahlung freigegeben. Und es gibt sogar Versicherungen für Hochzeiten, etwa gegen schlechtes Wetter oder den Fall, dass einer der Brautleute kurzfristig einen Rückzieher macht.

Um sich aus der Masse der anderen App-Anbieter in der Sendung – von denen es einige gibt – abzuheben, haben die beiden keinen Aufwand gescheut: Statt Charts und Businessgrafiken fuhren sie mit einer reich gedeckten Hochzeitstafel samt Torte und Models in Hochzeitskleidern auf. «Wir machen es entweder richtig oder gar nicht», findet Bonni Kuruvilla. Dazu haben sie sich Unterstützung von Schauspieler und Produktionsleiter René Wiederkehr geholt, der sich ums Organisieren, Planen und den Ablauf der Show in der Show kümmerte. «So konnten sich Ayat und Bonni aufs Präsentieren ihrer Ideen konzentrieren», meint der Schauspieler, Film- und Fotoproduzent. «Wir standen zwei Stunden vor den Investoren», erzählt Ayat Lafta in einer der vielen Werbepausen. «Für vielleicht zehn Minuten Sendung.»

Deal wird noch geprüft

Doch der Aufwand hat sich gelohnt: Die «Löwen» Anja Graf (Businesswohnungen wie etwa die «Vision Appartments» gleich gegenüber dem Bahnhof Glattbrugg) und Roland Brack (Gründer des gleichnamigen Onlinehändlers) investieren die gewünschte Viertelmillion; im Gegenzug erhalten sie ein Viertel der Firmenanteile.  Das Geld haben die beiden Jungunternehmer, die hauptberuflich im Immobilienbereich tätig sind, noch nicht erhalten. Nach Einreichung der Geschäftsunterlagen im Anschluss an die  Aufzeichnung läuft derzeit deren vertiefte Prüfung («Due Diligence»). Dabei kann der Deal noch platzen, weshalb den Machern der Sendung auch schon Irreführung vorgeworfen wurde. Doch Ayat Lafta und Bonni Kuruvilla sind zuversichtlich, dass ihr Geschäft der Prüfung standhält.

Roger Suter/Zürich24