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Schweiz
15.12.2023

Stadt kauft Ruag-Gelände für 140 Millionen

Hier, wo die Ruag forscht und produziert, sollen dereinst mehr Wohnungen gebaut werden.  Der Verkaufspreis: Stolze 140 Millionen Franken.
Hier, wo die Ruag forscht und produziert, sollen dereinst mehr Wohnungen gebaut werden. Der Verkaufspreis: Stolze 140 Millionen Franken. Bild: zvg. /Ruag
Jetzt ist es offiziell. Die Verkäuferin der Gewerbefläche in Seebach heisst Ruag International, gehört also dem Bund. Es ist das Gebiet der ehemaligen Oelikon-Contraves. Der Firmenzweig nennt sich seit einigen Jahren Beyond Gravity. Sauer ist der Quartierverein, weil er nicht vorinformiert wurde.

Lorenz Steinmann

«Ein grosses Gewerbeareal in Zürich-Seebach kommt in städtisches Eigentum», informierte die Stadt am 6. Dezember die Öffentlichkeit. Der Kaufpreis: Beachtliche 140 Millionen Franken. Doch aus rechtlichen Gründen wollte die Stadt bisher nicht sagen, um welches Areal es sich handelt.

Nun gab die Immobilienabteilung der Stadt auf Nachfrage von Zürich24 bekannt, um welche Parzellen es sich handelt: Stelzenstrasse 29, 33, 39, 43, 47, 53 sowie Schaffhauserstrasse 568, 580. Weitere Angaben wollte die Stadt jedoch nicht machen.

Keine Auskunft über Maklerdienste

«Die Verkäuferschaften erworbener Grundstücke geben wir aus Gründen der Vertraulichkeit nicht bekannt». Über die Mitbieter wisse man nichts. «Die Makler geben darüber in aller Regel keine Auskunft», so die Stadt weiter. Und letzte Frage: «Würde es für Wohnüberbauungen eine Umzonung brauchen»? – «Ein beträchtlicher Teil des Areals befindet sich in der Wohnzone. Dafür braucht es natürlich keine Umzonung. Eine Umzonung oder eine Wohnüberbauung stehen bis auf Weiteres ohnehin nicht zur Debatte. Die Verkäuferschaft mietet das Areal gesamthaft bis mindestens 2030 zurück», so die Antwort der Stadt.

Also bedeutet dies, dass das Gelände der Ruag gehört. Der Staatsbetrieb, der zur Armee gehört, betreibt hier den Firmenzweig Beyond Gravity, welcher wiederum zur Ruag International gehört. Früher gehörte die Firma Oelikon-Contraves, welche die Überbauung in den 1960er Jahren erstellte.

Kritik vom Quartierverein

Sauer ist der Quartierverein Seebach, weil er nicht vorinformiert wurde. Albert Frölich sagt, in der Regel laufe die Zusammenarbeit mit der Stadt besser als früher. Doch dieser Verkauf ohne Info an den Quartierverein sei kein Beispiel guter Kommunikation.

Zweistufiges Bieterverfahren

Für die Stadt bedeutet der Kauf des rund 35 000 Quadratmeter grossen Areals, das grösstenteils in der Industrie- und Gewerbezone liege (9900 Quadratmeter befinden sich in der Wohnzone) «gute langfristige Perspektiven für das Gewerbe». Man habe in einem zweistufigen Bieterverfahren den Vorzug erhalten. Mit dem Erwerb nehme die Stadt ihre Verantwortung als wichtige Anbieterin von Gewerbeflächen wahr. «Das Quartier Seebach wird als Industrie- und Gewerbestandort gestärkt», ist die Stadt überzeugt.

Das Firmengelände in den 1960er Jahren. Links die Schaffhauserstrasse. Die Autobahn (am oberen Bildrand) gab es noch nicht. Bild: ETH Bildarchiv

Bauten aus den 1960er Jahren

Die meisten Bauten auf dem Areal stammten aus den 1960er-Jahren und seien in durchschnittlichem bis gutem Zustand. Heute nutze die Eigentümerschaft das Grundstück als Betriebsstandort, einige Gebäude seien an Dritte vermietet. «An den derzeitigen Gewerbe- und Büronutzungen ändert sich vorderhand nichts. Die Eigentümerschaft mietet das Areal gesamthaft bis mindestens 2030 zurück», heisst es in einer Medienmitteilung vom 6. Dezember 2023. 

Die Akquisition folge dem Auftrag des Gemeinderats zu einer aktiven Erwerbstätigkeit und leistet langfristig einen Beitrag zum städtischen Ziel, den gemeinnützigen Teil des Mietwohnungsbestandes bis 2050 auf einen Drittel zu heben (Drittelsziel), so die Stadt in jener Mitteilung. 

Vor einiger Zeit hatte die Stadt Schlagzeilen gemacht, weil man für die ebenfalls stattliche Summe von 31 Millionen Franken das ehemalige Meteo-Schweiz-Gebäude am Zürichberg erworben hatte. Diese 140 Millionen sind nun nochmals eine Preisklasse höher. 

Lorenz Steinmann/Zürich 24