Bis spätestens morgen soll kommuniziert werden, unter welchen Bedingungen oder Auflagen ab dem 1. Oktober wieder Grossveranstaltungen mit mehr als 1'000 Personen stattfinden können. Aktuell findet dazu hinter den Kulissen ein grosses Seilziehen statt – zwischen Bund, Kantonen und den betroffenen Branchen. Dies auf der Basis eines Vorschlags für eine neue Corona-Verordnung von Bundesrat Alain Berset an die Kantone, die letztlich zuständig sind.
Zusammengefasst sieht Bersets Plan Folgendes vor: Es gibt keine Stehplätze (und im Sport keine Gästefans). Indoor dürfen maximal die Hälfte aller verfügbaren Sitzplätze belegt werden, outdoor zwei Drittel. Es muss getrennte Sektoren zu maximal 1'000 Personen geben. Es besteht eine Registrierungspflicht, um das Contact Tracing sicherzustellen. Und es gilt Maskenpflicht.
«2'400 Plätze sind zu wenig»
Ist das ein Konzept, mit dem beispielsweise die SC Rapperswil-Jona Lakers leben können? «Bis Ende Jahr vielleicht schon, viel länger aber kaum. Denn kostendeckend wirtschaften können wir so nicht», sagt ihr Geschäftsführer Markus Bütler. Die Rechnung ist einfach: Die Kapazität der Lakers-Arena würde durch die 50-Prozent-Regel von 6'100 (davon 4000 Sitzplätze) auf rund 2'400 Zuschauer limitiert. Das sind 1'600 weniger als letzte Saison im Schnitt (4050). Kommt hinzu, dass die Kosten durch die Umsetzung der Corona-Massnahmen höher ausfallen als im Normalbetrieb.
Wenigstens jeden Sitzplatz
Bütlers Forderung ist deshalb klar: «Wir wollen jeden Sitzplatz besetzen können – und sind der Meinung, dass dies auch durchaus verantwortbar ist.» Das von den National-League-Klubs ausgearbeitete Schutzkonzept sei sehr gut, begründet er. Und bezüglich Contact Tracing könnten sie sogar zu einem Vorbild werden. «Wir werden ganz genau wissen, wer auf welchem Platz sitzt. Und da es, um ins Stadion zu kommen, neben dem Ticket und einer ID auch einen persönlichen Barcode braucht, der einem aufs Handy geschickt wird, werden auch die Telefonnummern verifiziert sein», erklärt er.
Komme hinzu, dass die heutigen Eishockey-Arenen sehr gut durchlüftet seien, viel besser als andere Eventhallen oder wohl auch viele Läden.«Die Unterscheidung zwischen indoor und outdoor macht deshalb nicht per se Sinn. Die Ansteckungsgefahr muss drinnen nicht höher sein», sagt er.
Störende Ungleichbehandlung
Auch an anderen Ungleichbehandlungen stört sich der Lakers-CEO. Der Sport werde schlicht anders angeschaut als andere Bereiche, sei es bezüglich der Auslastung oder Gastronomie. «Im Zug oder Flugzeug bin ich auch indoor. Aber dort darf jeder Platz belegt werden. Und warum sollen Restaurants und Bars Alkohol ausschenken dürfen und wir nicht?» Er finde, man müsse diesbezüglich mehr «gesunden Menschenverstand» walten lassen. Aktuell zeige sich ja auch, dass die meisten Ansteckungen nicht in der Öffentlichkeit passierten, sondern im familiären Rahmen.