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Sport
25.08.2020

Martin Grab schiesst gegen den Schwingerverband

Nachdenklich: Dem Rothenthurmer Ex-Schwinger Martin Grab macht die positive Dopingprobe noch immer zu schaffen. (Bild: Keystone)
Nachdenklich: Dem Rothenthurmer Ex-Schwinger Martin Grab macht die positive Dopingprobe noch immer zu schaffen. (Bild: Keystone) Bild: Keystone
Vor zwei Jahren wurde der Rothenthurmer Schwinger Martin Grab des Dopings überführt. Nun kritisiert er im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» den Eidgenössischen Schwingerverband.

von Lars Morger

Er ist in seiner Karriere hoch geflogen, gewann mit dem Unspunnen- und dem Expo-Schwinget zwei Eidgenössische Titel, wurde 2010 beinahe Schwingerkönig, holte sich 123 Kränze und war einer der ganz grossen Figuren des Schwingsports. 2018 trat Martin Grab am Schwyzer Kantonalen vor seiner Haustüre in Sattel mit dem 125. Karriere-Kranz zurück, nachdem er am Wochenende zuvor am Zuger Kantonalen nochmals fulminant auftrumpfte und den ersten Kranzfestsieg seit sechs Jahren eroberte.

Da war die Welt noch in Ordnung: Martin Grab bei seinem Abschied am Schwyzer Kantonalen 2018 in Sattel. (Bild: Keystone) Bild: Keystone

Ganz zum Schluss seiner Laufbahn ist der Mann mit dem grünen Hemd aber tief gefallen. Vor zwei Jahren wurde der Rothenthurmer des Dopings überführt. Im Juli 2018 kommt heraus, dass bei einem Dopingtest die verbotene Substanz Tamoxifen in Grabs Blut nachgewiesen wurde. Auf der Dopingliste steht es, weil es dazu missbraucht wird, Anabolika zu verschleiern und Nebenwirkungen zu verkleinern. Eine leistungssteigernde Wirkung hat es hingegen nicht. Im August des letzten Jahres wurde Grab deswegen für zwei Jahren für sämtliche Funktionen im Schwingsport gesperrt, weshalb er auch seinen Posten als Präsident des Schwingklubs Einsiedeln aufgeben musste. Auch der Sieg am Zuger Kantonalen sowie der Kranz am Schwyzer wurden ihm aberkannt.

Nach der positiven Dopingprobe musste der einstige Publikumsliebling mit dem berühmten grünen Schwingerhemd durch die Hölle. Bis heute aber beteuert der Schwyzer seine Unschuld – doch viele gibt es ausserhalb der Schwingerszene nicht mehr, die ihm glauben. Wie Martin Grab im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» sagt, beschäftigt ihn der Dopingfall bis heute jeden Tag. 

Martin Grab im «Tages-Anzeiger»-Interview darüber, wie sehr ihn den Fall noch heute beschäftigt:

«Ich frage mich: Wieso ich? Wieso ist mir das passiert? Ich bin doch kein Riesenarsch, der diese Geschichte verdient. Bitter ist, dass die Meinungen gemacht sind. Es würde sich nicht mal etwas ändern, wenn ich meine Unschuld beweisen könnte.»

... über den Eidgenössischen Schwingerverband:

«Skandalös ist, wie sich der Eidgenössische Schwingerverband verhalten hat. Der nun abgetretene Obmann Paul Vogel war ein Schönwetterpräsident. Bis heute hat weder der Zentralvorstand noch die Antidopingkommission des Schwingerverbandes mit mir gesprochen. Meiner Meinung nach verdient es sogar ein vorsätzlicher Täter, zumindest angehört zu werden. Ich habe mehrmals um ein Gespräch gebeten.»

... über seine Unschuld:

«Fakt ist, dass keine leistungsfördernde Substanz in meinem Körper gefunden worden ist.»

... darüber, wieso er die Sperre akzeptiert hat:

«Ich hatte keine andere Wahl. Es war hoffnungslos, und ein Rekurs hätte hohe Kosten verursacht.»

... über Antidoping Schweiz:

«Diese Organisation hat sehr unprofessionell gearbeitet. Es ging viel zu lange, bis das Ergebnis da war, als hätten schon zu Beginn Zweifel bestanden. Bei der Öffnung der B-Probe war ein Mitarbeiter dabei, der das zum ersten Mal machte – er konnte viele Fragen nicht beantworten.»

... über den Kampf seiner Familie:

«Ich war dermassen mit mir selbst beschäftigt, dass ich nicht realisierte, wie schlecht es meinen Liebsten ging. Es wird besser, aber ich spüre, dass es für die Familie noch immer ein Problem ist. Wird das Wort Doping erwähnt, wirkt das wie ein Messerstich.»
Lars Morger, March24 & Höfe24
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