Das Schwyzer Staatsarchiv hat die handschriftlichen Regierungsratsprotokolle von 1848 bis 1919 digitalisieren und mittels KI automatisch transkribieren lassen, wie es am Freitag bekannt gemacht hat. Ab sofort stehen die Protokolle aus dieser für die Integration des Kantons Schwyz in den neuen Bundesstaat wichtigen Zeitperiode online zur Verfügung. Eine parallele Transkription – der in Maschinenschrift übersetzte handschriftliche Text – erleichtert das Lesen dieser bedeutenden historischen Quellen. Zudem sind die Protokollbände im Volltext durchsuchbar.
Schwyz: Handschriftliche Protokolle von 1848 bis 1919 digitalisiert

Am 14. Januar 1893 beauftragte der Schwyzer Regierungsrat den Kanzleidirektor Kälin, Bericht und Antrag zur Beschaffung einer Schreibmaschine zu stellen. Der Kanzleidirektor hatte darüber geklagt, dass bei der Verfassung der Protokolle in Reinschrift erhebliche Rückstände bestünden und dringend mehr Personal benötigt würde. Eine Schreibmaschine hätte diesem Missstand Abhilfe verschaffen können. Bis zum Verfassen der Regierungsratsprotokolle mit Schreibmaschine, sollten noch ganze 26 Jahre vergehen. Ab dem 27. Juni 1919 liegen die Protokolle in Schreibmaschinenschrift vor und sind damit leicht lesbar. Obwohl reingeschrieben, sind die handschriftlichen Protokolle für Laien hingegen nur schwer lesbar.
Digitalisierung und Transkription mittels KI
Das Staatsarchiv hat die Protokollbände in einem ersten Schritt digitalisieren lassen. In Zusammenarbeit mit der Europäischen Vereinigung READ-COOP mit Sitz an der Universität Innsbruck liess das Staatsarchiv die digitalen Protokolle mit der Handschriftenerkennungssoftware «Transkribus» in Maschinenschrift «übersetzen». Auf einer benutzerfreundlichen Online-Plattform können Interessierte nun die Originalprotokolle und parallel dazu die Transkriptionen anschauen und lesen. Das Schrifterkennungsmodell lieferte zwar nicht eine 100% perfekte «Übersetzung». Die Ergebnisse sind aber verblüffend, was auch auf die einheitliche und schöne Handschrift in den Protokollen zurückzuführen ist. Die «Übersetzungen» lassen sich trotz gelegentlicher Fehler sehr gut lesen und bieten damit eine ausgezeichnete Hilfe beim Entziffern der handschriftlichen Protokolleinträge. Der Einstieg auf die Online-Plattform erfolgt via Homepage des Staatsarchivs oder dem Online-Archivkatalog.

Volltextsuche lädt zum Stöbern ein
Die Protokollbände sind nun nicht nur einfach lesbar, sondern auch mit einer Volltextsuche versehen. Mit dem richtigen Stichwort erfährt man zum Beispiel innert Sekunden, dass der Schwyzer Regierungsrat vom Eidgenössischen Justizdepartement Anfang Mai 1898 darüber informiert wurde, dass Königin Wilhelmina von Holland inkognito unter dem Namen Gräfin von Büren ab dem 7. Mai in der Zentralschweiz ihre Ferien verbringen werde. Der Regierungsrat beauftragte daraufhin die Bezirksämter, die nötigen Sicherheitsmassnahmen zu treffen. Weiter können wir beispielsweise nachlesen, dass sich der Regierungsrat im Februar 1875 vehement bei der Gotthardbahndirektion für die Erstellung einer Bahnstation in Schwyz eingesetzt hat. Und Mitte Januar 1892 bereitete sich der Kanton Schwyz auf eine mögliche Influenza-Pandemie vor. Der Regierungsrat hielt die Ärzteschaft und insbesondere die Bezirksärzte dazu an, die Pandemie «von Anfang an zu verfolgen und über die bei einzelnen Erkrankungsfällen gemachten ärztlichen Beobachtungen recht viele Detailangaben zu sammeln».
Dank einer intelligenten Suchmaschine können auch Stichworte gefunden werden, die von der Handschriftenerkennungssoftware falsch transkribiert wurden. Ergänzend zur Volltextsuche sind die meisten Protokollbände auch via Register im Anhang erschlossen.