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Pfäffikon
03.08.2023
03.08.2023 13:46 Uhr

28 Jahre lang da für kleine Patienten

Thomas Keller: «Ich habe meine Arbeit über all die Jahre mit Leidenschaft gemacht.»
Thomas Keller: «Ich habe meine Arbeit über all die Jahre mit Leidenschaft gemacht.» Bild: Michel Wassner
Dr. Thomas Keller ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Nach knapp drei Jahrzehnten schliesst er seine Praxis in Pfäffikon. Leicht fällt ihm dieser Schritt sicher nicht. Es mangelt an einer Nachfolge, nicht aber an Erinnerungen und Erfahrung.

Seit 28 Jahren gibt es die Kinderarztpraxis Dr. Keller in Pfäffikon schon. Im Herbst ist Schluss, der 65-jährige Mediziner wird pensioniert. Als Keller sie 1995 eröffnete, war es die erste Kinderarztpraxis im Bezirk Höfe. «Wir wurden förmlich überrannt. Ich war viele Jahre alleine, dann hatte ich noch Fachärzte sowie Kollegen zur Ausbildung hier. Ausserdem machten elf MPAs ihren Abschluss.» Wer ihn begleitete, waren die Patienten. Gewissermassen. «Man hat Kinder als Klienten, die dann später ihre eigenen Kinder bringen. Und die kommen dann mit den Grosseltern, den ehemaligen Eltern.» An die meisten kann er sich erinnern.

«Wenn es mich braucht, dann will ich für die Leute da sein»

Thomas Keller ist seit 1995 Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Er hatte zunächst eine Handelsschule besucht, war als Speditionsagent tätig. Nach der Matura auf zweitem Bildungsweg folgten Medizinstudium und Facharztausbildung. «Ich bin überzeugter Schulmediziner, komme von der klassischen Wissenschaft. Das war für mich auch immer die Sicherheit, nicht irgendetwas zu machen, was einem Menschen schaden könnte.»

Kellers Credo war stets zu helfen. Das gibt bisweilen viele Arbeitsstunden. Bis vor eineinhalb, zwei Jahren machte er keine Einschränkung des Gebiets. «Wenn es mich braucht, dann will ich für die Leute da sein.» Sein Job braucht auch Empathie. Aber für den Arzt stand das fachliche Wissen immer im Vordergrund. «Nur schön zu reden, das reicht mir nicht.»

Erfolglose Suche nach Nachfolger

Seit Jahren bemüht sich der Kinderarzt um eine Nachfolge. Fündig wurde er nicht. Dahinter steckt ein vielschichtiges Problem. Man wolle heute gut verdienen, halbwegs geregelte Arbeitszeiten. «Das hat dazu geführt, dass ich immer mehr auch mit Männern konfrontiert war, die nur noch 60 Prozent arbeiten und nicht so viele Notfalldienste im Spital Lachen haben möchten.»

Gab es denn Unterstützung seitens des Gesundheitsdepartements bei der Nachfolgersuche? Nein. Der Doktor holt aus, spricht von einer verfehlten Politik über Jahre. «Man wollte keine Mediziner mehr ausbilden, sondern lieber welche nehmen, deren Ausbildung von Deutschland oder Österreich bezahlt wurde.» Jetzt habe man eingeführt, dass alle, die aus dem Ausland kommen, erstmal drei Jahre institutionell in einer Klinik arbeiten müssen, bevor sie in eine Praxis dürfen. Das ist Unsinn, da müssen sie jetzt zurückrudern. Aber ich hatte keine Chance mehr, jemanden aus dem Ausland anzuwerben.» 

Diese Missstände zu erwähnen, ist Keller ein Anliegen. Seine Praxisschliessung trifft die Region hart. Genug Kollegen, um den Bedarf zu decken, hat es nicht. Aber einige Kinder- und viele Hausarztpraxen sind bereit, Patienten zu übernehmen. Dafür ist Keller sehr dankbar. Auch wenn es ihm schwerfällt, ohne Nachfolge die Praxis zu schliessen, ein schlechtes Gewissen hat er nicht. «Ich habe meine Arbeit über all die Jahre mit Leidenschaft gemacht.» Ein bisschen arbeitet er vielleicht auch weiter. Im Katastropheneinsatz oder als Praxisvertretung. «Ich habe nichts so lange gemacht im Leben, und ich verstehe einiges davon.»

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Der vollständige Bericht ist im «March-Anzeiger» und «Höfner Volksblatt» in der Ausgabe vom 31. Juli 2023 erschienen. Noch kein Abo? Hier gehts zur Bestellung.

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Michel Wassner, Redaktion Höfe24 & March24