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Ausland
30.06.2023

Festnahmen bei nächtlichen Krawallen in Frankreich

Bild: Keystone
Ausgebrannte Autos, fliegende Feuerwerkskörper und Tausende Sicherheitskräfte in voller Montur: In der dritten Nacht in Folge hat es in Frankreich nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle Krawalle im Grossraum Paris und weiteren Städten gegeben. 40'000 Polizisten waren in der Nacht zu Freitag landesweit mobilisiert, um die Gewalt einzudämmen. Spezialkräfte und Hubschrauber kamen in etlichen Städten zum Einsatz, berichteten die Zeitung «Le Parisien» und der Sender BFMTV. Wie aus dem Umfeld von Innenminister Gérald Darmanin in der Nacht bekannt wurde, gab es mindestens 420 Festnahmen, davon 242 im Grossraum Paris.

In Lille, Lyon und in Bordeaux kamen Spezialeinheiten der Polizei zum Einsatz. In Grenoble wurde ein Bus mit Feuerwerkskörpern beschossen und die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe legten daraufhin die Arbeit nieder. Bilder aus dem Grossraum Paris zeigten ausgebrannte Autos und Ausschreitungen. In Aubervilliers bei Paris brannten BFMTV zufolge unter anderem zwölf Busse des öffentlichen Nahverkehrs aus.

Auch in Belgiens Hauptstadt Brüssel kam es am Donnerstagabend zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Ordnungskräften. Sie hätten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften geliefert und es habe mehrere Brände gegeben, teilte die Polizei mit.

Tod eines 17-Jährigen

Eine Motorradstreife in Nanterre bei Paris hatte den 17-jährigen Nahel am Dienstagmorgen am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Gegen den Beamten wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet, er kam in Untersuchungshaft. Der Einsatz der Waffe bei der Kontrolle war nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft nicht gerechtfertigt.

Wie der Anwalt des inhaftierten Polizisten dem Sender BFMTV sagte, bedauere der Beamte den Schuss auf den Jugendlichen. Mit seinen ersten und seinen letzten Worten habe er sich bei dessen Familie entschuldigt. «Er ist am Boden zerstört, er steht nicht morgens auf, um Menschen zu töten. Er wollte nicht töten.» Die Mutter des erschossenen Jugendlichen sagte unterdessen dem Sender France 5: «Ich bin nicht auf die Polizei sauer, ich bin auf eine Person sauer: denjenigen, der meinem Sohn das Leben genommen hat.»

Geschäfte geplündert

Im Anschluss an einen Trauermarsch für den erschossenen Jugendlichen in Nanterre mit 6000 Teilnehmern kam es dort am Donnerstagabend zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Die Beamten wurden mit Molotow-Cocktails beworfen, die Polizei überwachte die Lage mit Hubschraubern und zog Spezialkräfte zusammen, 19 Menschen wurden festgenommen. In Nanterre wurde zudem eine Bankfiliale in Brand gesetzt, wobei die Flammen auf ein darübergelegenes Wohngebäude übergriffen. Die Feuerwehr löschte den Brand, ohne dass Menschen zu Schaden kamen.

In der Hafenstadt Marseille gerieten in der Nacht Hunderte Protestierende mit der Polizei aneinander, Geschäfte wurden geplündert und 14 Menschen festgenommen.

SDA / March24 & Höfe24