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Sport
05.08.2020

Corona trübt Vorfreude auf historischen Match

Bild: ff
Der FC Rapperswil-Jona bestreitet heute Abend erstmals einen Cup-Viertelfinal – und das mit dem FC Sion gegen einen «grossen» Gegner.

Die Situation ist absurd: Der 1928 gegründete FC Rapperswil-Jona erlebt heute einen Meilenstein in seiner Geschichte. Doch in Festlaune ist niemand. Erst recht nicht Präsident Rocco Delli Colli. Das Thema Coronavirus hat ihm mittlerweile derart auf die Stimmung geschlagen, dass er sich im Hinblick auf den erstmaligen Auftritt des FCRJ in einem Cup-Viertelfinal nicht gegenüber den Medien äussern will.

Delli Colli ist sich nicht einmal sicher, ob er sich den Match überhaupt anschauen wird. «Höchstens im TV», teilt er mit (die Partie wird auf SRF info live übertragen). Im Stadion würde er zu sehr leiden, wie er sagt.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand – und hängen alle mit dem Coronavirus zusammen. Erstens: Statt knapp 4000 dürfen nur 1000 Personen ins Stadion Grünfeld eingelassen werden, zudem gilt es, ein aufwendiges Schutzkonzept umzusetzen und strenge Auflagen einzuhalten. Eine Feststimmung wird da nicht aufkommen. Und statt eines stattlichen Gewinnes einzustreichen, wird der FCRJ sogar drauflegen. Etwas, das schwer wiegt in einer Zeit, in welcher der Verein finanziell sowieso schon arg gebeutelt ist, ja ums Überleben kämpft.

Erst recht ans Eingemachte ginge es – auch das absurd –, wenn sich Rapperswil-Jona für den Halbfinal qualifizieren würde. Dann käme ein weiterer Verlust im mittleren fünfstelligen Bereich hinzu.

Sportliche Ungerechtigkeiten

Ein zweiter Aspekt betrifft das Sportliche: Der FCRJ muss quasi mit einer stumpfen Klinge in den Kampf gegen den zwei Ligen höher spielenden und daher sowieso schon übermächtigen Gegner antreten. Im Gegensatz zu Sion, das bis am Montag in der Super League im Einsatz stand, haben die Rosenstädter seit vergangenem November keinen Ernstkampf mehr bestritten.

Das ordentliche Mannschaftstraining nahm der FCRJ erst am 1. Juli auf. Und Spielpraxis konnte er sich einzig mit Testspielen holen. Kommt hinzu: In den Testpartien nahmen Zuzüge wie die beiden Mittelfeldspieler Luca Radice oder Rijad Saliji bereits tragende Rollen ein. Im Cup dürfen sie nun aber – wie auch die weiteren Neuverpflichtungen nicht eingesetzt werden, da dieser Wettbewerb noch zur «alten» Saison zählt.

Das geht zwar grundsätzlich auch Sion so, für die Walliser spielt es aber keine grosse Rolle, da zumindest alle ihre Spieler der Saison 2019/20 noch verfügbar sind (die Verträge wurden beim Re-Start bis zum 15. August verlängert). Den FCRJ hingegen haben seit dem Meisterschaftsabbruch Mitte März fünf Akteure verlassen. «Als Unterklassiger haben wir es ja sowieso schon schwer. Dass uns auf diese Weise zusätzliche Steine in den Weg gelegt werden, ist schwer nachzuvollziehen», sagt Flühmann dazu.

Trotzdem alles möglich

Die widrigen Umstände drücken beim FCRJ spürbar auf die Stimmung. «Als wir vor einigen Jahren gegen Basel spielen konnten, war eine ganz andere Euphorie vorhanden», gibt Flühmann unumwunden zu. Captain Simon Rohrbach bestätigt dies. «Natürlich geht die ganze Situation um Corona auch an uns Spielern nicht spurlos vorbei.» Gleichzeitig sei natürlich schon Vorfreude da. «Es ist ein grosses Spiel für uns – und der erste Ernstkampf nach über neun Monaten.»

Bereits geschlagen gibt sich der FCRJ also keineswegs. «Wir wollen natürlich trotz allem ein gutes Spiel zeigen und Sion alles abverlangen», betont Flühmann. Im Cup, sprich in nur einem Spiel, sei immer alles möglich. «Gegen Basel waren wir damals nahe an einer Sensation», erinnert er sich. Der FCRJ unterlag dem FCB im Cup-Achtelfinal nach einer 1:0-Führung knapp mit 1:2. 

Rohrbach, der damals selber auf dem Platz stand, sieht es gleich: «Natürlich wird es schwierig. Mit Sion kommt eine starke Super-League-Mannschaft und ein ausgewiesener Cup-Spezialist ins Grünfeld. Dennoch glauben wir daran, es schaffen zu können.» Voraussetzung für einen Sieg sei natürlich, dass jeder seine Leistung zu 100 Prozent oder sogar mehr abrufen könne.

Fragezeichen um Sions Aufstellung

Ob Topspieler Pajtim Kasami heute überhaupt auf dem Platz stehen wird, ist jedoch keineswegs sicher. Zwar sagte Sion-Präsident Christian Constantin, dass der 14. Cup-Titel das Ziel sei. Gleichzeitig war aus dem Wallis zu vernehmen, dass Sion zwar sicher nicht mit dem U21-Team antreten wird, aber es im Vergleich zum finalen Meisterschaftsspiel vom Montag in Genf, wo es sich mit einem 2:1-Erfolg den Ligaerhalt sicherte, zu einer grösseren Rotation kommen dürfte.

Beim FCRJ lässt man sich von den beschriebenen Unklarheiten nicht beirren. «Wie immer müssen wir in erster Linie auf uns schauen», sagt Captain Simon Rohrbach. Und ergänzt: «Es wird ein starker Gegner auf dem Platz stehen, egal wer spielt.»

Anpfiff ist heute um 18 Uhr.

Redaktion March24/Höfe24
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